Geflüchteteninitiative

Kwitne Queer: Erstes ukrainisches LGBTIQ*-Netzwerk in Berlin

4. Jan. 2024 Florian Bade
Bild: Kirill Kazakov
Kirill Kazakov, Maryna Usmanova, Loki von Dorn, Halyna Korniienko, Marianna Polevikova (v. l. n. r.)

Zu Beginn der russischen Invasion bekamen ukrainische Geflüchtete viel Hilfe. Sie wurde aber nicht immer auf Augenhöhe geleistet und entsprach oft nicht dem, was Betroffene brauchten. Motiviert vom Wunsch nach Selbsthilfe und Safer Spaces, gründeten LGBTIQ*-Geflüchtete in Berlin vor ca. einem Jahr den ersten queeren ukrainischen Verband Deutschlands: Kwitne Queer. Florian Bade hat mit den Beteiligten gesprochen

Aus der Not heraus schufen ukrainische Aktivist*innen den Verband Kwitne Queer. „Heimat-, mittel- und sprachlos landeten wir alle im Nirgendwo”, erinnert sich Vorstandsmitglied Loki von Dorn an die traumatische Flucht aus der Ukraine. Dort war Loki Journalist*in, Schauspieler*in, Aktivist*in, Promoter*in und Künstler*in.

„Wir sind sehr dankbar für die Erste Hilfe aus der Community!”, beteuert Loki. „Aber irgendwann war es wichtig, mit denjenigen zusammen zu sein, die unsere Erfahrung hundertprozentig teilen, und einen Raum zu schaffen, der sicher vor Ukrainophobie und anderen Formen der Diskriminierung ist.“ Was fehlte, war ein Safer Space, der nicht „in bereits existierenden, russischsprachigen Strukturen unterzugehen“ drohte. So bündelten queere ukrainische Refugees ihre Kräfte und gründeten den ersten ukrainischen LGBTIQ*-Verband Deutschlands.

Wunsch nach Neuanfang

Der Wunsch nach Neuanfang, Teilhabe und Selbstrepräsentation spiegelt sich auch im Namen der Organisation wider. „Kwitne“, zu Deutsch „blühen“, ist eine Anspielung auf die ukrainische Nationaltracht, die florale Wyshywanka-Stickerei. „Wir wollen aus diesen Trümmern als widerstandsfähige und wunderschöne, vereinte queere Community wieder erblühen”, so Namensgeber*in Loki.

„Wir wollen aus diesen Trümmern als widerstandsfähige und wunderschöne, vereinte queere Community wieder erblühen”

Der Verein mit dem Slogan „Es gibt kein für uns ohne uns“ steht kurz vor der Eintragung ins Vereinsregister und könnte sich so bald noch effektiver um die Belange seiner inzwischen über hundert Mitglieder einsetzen.

„Dolmetschen und Beratung sind zwar unsere Hauptaufgaben“, erklärt Lokis Mitstreiter Kirill Kazakov, selbst Aktivist, Journalist und Fotograf, „aber wir haben auch konkret Menschen aus bombardierten Städten bei der Flucht geholfen.“ Um in Deutschland Fuß zu fassen, sind für die Geflüchteten besonders psychotherapeutische und kulturelle Angebote essenziell, wie Supportgruppen, Ausstellungen, Partys etc. All das hat Kwitne Queer in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft.

LGBTIQ* in der ukrainischen Diaspora

Wichtig ist Kwitne Queer auch, die Akzeptanz von LGBTIQ* in der ukrainischen Diaspora zu stärken: „Besonders bei unseren regelmäßigen Yogakursen treffen Heteros und Queers aus unserem Land aufeinander”, schmunzelt Kirill. „Es ist wirklich amüsant zuzuschauen, was dabei abgeht. Aber Schritt für Schritt findet eine Annäherung statt”.

Die Arbeit der Aktivist*innen trägt Früchte: Sie haben schon mit Berliner Szeneorten wie dem Sonntags-Club oder der AHA zusammengearbeitet. Im Februar 2023 wurde Kwitne Queer zudem in die „Allianz Ukrainischer Organisationen“, ein Bündnis ukrainischer Diaspora-NGOs, aufgenommen.

Mehr Infos: instagram.com/kwitnequeer

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