Jubiläum

Kreativer Spielplatz der Berliner Community: 50 Jahre AHA

14. März 2024 Marlon Jungjohann, pb
Bild: Jason Harrell
Maja, Dana und Cathérine (v. l. n. r.) von der AHA Berlin

Die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft (AHA) in der Monumentenstraße 13 feiert ab dem 20. März ihr 50-jähriges Jubiläum. Der Verein blickt zurück auf ein halbes Jahrhundert LGBTIQ*-Aktivismus, der die Berliner Szene nachhaltig prägte. Wir sprachen mit dem AHA-Team

Genau 50 Jahre ist es her, dass sich eine Gruppe schwuler Aktivisten von der studentischen, linkspolitischen Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) abspaltete und die eher bürgerliche AHA, die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft, ins Leben rief.

In diesem März feiert die Initiative ihr Jubiläum. Rund 100 Mitglieder blicken auf ein halbes Jahrhundert zurück, in dem die AHA der queeren Berliner Subkultur unverkennbar ihren Stempel aufgedrückt hat. Denn nicht nur die Planung der frühen CSDs in West-Berlin nahm mitunter in der AHA ihren Anfang, auch der queere Berliner Sportclub SSL Vorspiel ging im Jahr 1986 aus schwulen Sportgruppen hervor. In den AHA-Vereinsräumen, damals in der Lauterstraße 1, legte das noch junge Schwule Museum den Grundstein für das mittlerweile größte queere Archiv Deutschlands. Und ohne die AHA gäbe es auch SIEGESSÄULE nicht – 1983 entstand beim Treffen Berliner Schwulengruppen (TBS) die Idee, das Vereinsmagazin AHA-Info in ein „Monatsblatt für Schwule“ umzuwandeln. „Wir stehen auf den starken schwulen Schultern der 70er, 80er, 90er und haben hier einen großen Raum und Ressourcen”, sagt Vorstand Maja Kessler, die sich in der AHA für Trans*rechte einsetzt. Die politische Ausrichtung des Vereins wandelte sich mit der Zeit von einer bürgerlichen zu einer links-alternativen Initiative, die sich nicht zuletzt gegen die Kommerzialisierung der LGBTIQ*-Community wehrte.

Ein düsteres Kapitel der AHA-Geschichte ist allerdings die „AG Pädophilie“, die Ende der 70er versuchte, den Paragrafen 176 StGB abzuschaffen, der Kinder vor sexuellem Missbrauch schützt. Der Verein hat seine Geschichte inzwischen aufgearbeitet und bedauert, dass die AHA aus falscher Toleranz „diesen Irrweg einige Jahre lang mitgegangen ist“, so ein Statement auf der AHA-Website.

Die AHA-Mitglieder halten den Verein ehrenamtlich aufrecht, egal, ob sie hinterm Tresen Drinks ausschenken oder die Social-Media-Accounts bespielen. Hierarchien gibt es nicht, nur einen formalen Vorstand. Entscheidungen fallen einmal im Monat und basisdemokratisch im Plenum. Das kostet manchmal Zeit und Nerven, doch an diesem Prinzip rüttelt niemand: „Das Plenum ist das Fundament”, betont AHA-Mitglied Dana Klemke. „Die Vereinsarbeit auf dieser Grundlage über 50 Jahre durch- und aufrechtzuerhalten zeigt, dass es funktioniert.” Jene Zeiten, in denen vor allem schwule Männer den Ton angaben, gehören der Vergangenheit an. Ins Schöneberger Ladenlokal des Vereins strömen heute lesbische Künstler*innen genauso wie Drag-Kollektive oder trans Aktivist*innen, die z. B. beim regelmäßigen queeren Vernetzungsabend ihre Projekte und Ideen präsentieren.

Kreativer Spielplatz

Seit ihrer Gründung ist die AHA der kreative Spielplatz der Berliner Community, aus dem Szenegrößen wie Biggy van Blond oder die beliebte Mitmach-Kleinkunstshow „Trash Deluxe“ hervorgingen. Die AHA wäre unvorstellbar ohne ihr regelmäßiges Sonntagscafé mit Kaffee und Kuchen oder die Erotik-Party, die eine Jugendgruppe vor fast 30 Jahren als Berlins erste regelmäßige schwule Safer-Sex-Party ins Leben rief. Vorstandsmitglied Cathérine alias Carsten engagiert sich seit den 80ern in der AHA und fasst die Kernidee, die bis heute besteht, zusammen: „Aus der AHA heraus könnt ihr etwas entwickeln, nach außen tragen und bewegen.“

Ihren eigentlichen Gründungstag, den 19. März, feiert die AHA noch im kleinen Kreis. Ab Mittwoch, den 20. März läutet der Verein eine ganze Geburtstagswoche ein, beginnend mit dem Screening eines eigens produzierten Dokumentarfilms zur AHA. Über fünf Tage hinweg präsentiert der Verein eine Talkshow, einen Quizabend mit den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz und die „Welturaufführung“ des AHA-Musicals „Zwischenstopp 50“, produziert von und mit Performerin Paula von Portien. Im Jubiläumsjahr will die AHA verdeutlichen, was ihre eigene Geschichte schon beweist: „Es kann mit einer kleinen Idee anfangen und etwas Wunderbares werden”, wie Dana formuliert.

Screening: „Die AHA – Der Film“, 20.03., 20:00

Talk: „50 Jahre AHA“, mit Vechta Varblos, 21.03., 20:00

Musical: „AHA-Zwischenstopp 50“, mit Paula von Portien, 23.03., 20:00

Weitere Termine im Programmkalender von SIEGESSÄULE

aha-berlin.de

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