Am 26.10. neue Ausstellung „Queer Skin"

Kottilesben: „Alle sollen queere Kunst lieben und erfahren"

18. Okt. 2024 Yara Weiss
Bild: Sophia Emmerich
Das Kollektiv Kottilesben schafft Räume und Netzwerke für junge, queere Künstler*innen (Originalbild zugeschnitten).

Die Kottilesben sind ein Berliner Kollektiv, gegründet von Joelle und Naomi Karfich aka die Twins of Berlin. Eine Idee unter Freund*innen wurde zum kollektiven Projekt und bietet mittlerweile Räume für zahlreiche junge, queere Künstler*innen in Berlin. SIEGESSÄULE-Autorin Yara Weiss hat das Kollektiv besucht

Josepha, Rena, Naomi, Mimi und Lisa sitzen an einem Dienstagmorgen in der Nomi Wein Bar, sozusagen dem Office der Kottilesben. Die Bar in der Audre-Lorde-Straße bietet Wein von Winzerinnen und seit dem 29. September werden hier auch die Arbeiten der ersten gekürten „Kottilesbe des Monats“, Laa Wa, präsentiert. Das Kollektiv schafft Räume für queere Künstler*innen. Es geht ihnen um Sichtbarkeit, darum einer neuen Generation Möglichkeiten zu bieten, die sie selbst vermisst haben.

Dieser Wunsch, Räume zu schaffen, in denen Menschen mit ähnlichen Werten zusammenkommen und sich kreativ austauschen können, hat sie als Kollektiv zum Durchstarten bewegt. Als die Twins (Naomi und Joelle) ihren Geburtstag feierten und allen ihren Freund*innen sagten, sie sollen ihre Kunst zum Ausstellen mitbringen, merkten sie, dass sie genau das machen wollen: „Ungezwungen Kunst zeigen, Leute performen lassen, geile Musik spielen, irgendwer in der Ecke tätowiert!“instagram.com/kottilesben

Warum „Kottilesben"?

Die Story der Namensgebung hat bereits die Runde gemacht: Die Geschwister wohnen in der Nähe des Kottbusser Tor, waren unterwegs und eine bekannte Person rief ihnen aus dem Auto hinterher: „Hey! Ihr seid doch die Lesben vom Kotti?“ Zuerst waren sie über den Vorfall schockiert, haben aber daraufhin beschlossen, den für lange Zeit negativ konnotierten Begriff „Lesbe“ zu reclaimen. Mit ihrem Namen setzen sie ein starkes Statement für queere Identität und Gemeinschaft: „Alle können eine Kottilesbe sein, wenn sie unsere Werte teilen. Wir definieren uns nicht alle als lesbisch.“

Gleichzeitig möchten sie darauf aufmerksam machen, dass nicht jede weiblich gelesene Person, die weiblich gelesene Personen liebt, lesbisch ist. „Es geht nicht darum, dass sich alle als Lesben identifizieren, sondern darum, zu zeigen, dass wir gemeinsam Stigmatisierungen überwinden können.“

„Alle können eine Kottilesbe sein, wenn sie unsere Werte teilen. Wir definieren uns nicht alle als lesbisch.“

Durch Veranstaltungen, die ein so breites Spektrum an Kunstformen wie Künstler*innen abdecken, möchten die Kottilesben Orte der Begegnung schaffen. „Kunst ist unser Medium, um Resonanz in der Gesellschaft zu erzeugen“, erläutert Rena. Sie achten darauf, Menschen mit wenig Reichweite eine Plattform zu bieten und zusammen mit bekannten queeren Künstler*innen ihr Netzwerk weiter zu stärken. So will das Kollektiv auch Menschen außerhalb der queeren Bubble erreichen. „Alle sollen queere Kunst lieben und erfahren, nicht nur die Community!“

Das Kollektiv bringt vielfältige Fähigkeiten und Hintergründe mit – von Kunst und Performance bis hin zu Projektmanagement und Marketing. Diese Mischung ermöglicht es ihnen, nicht nur kreativ, sondern auch strukturiert zu arbeiten und so ihre Projekte erfolgreich auf die Beine zu stellen. „Lisa ist zum Beispiel Fotografin, meine Schwester und ich kommen vom Tanzen, also vom Breaken,“ erzählt Naomi.

Bild: Lisa Sophie Kempke
Das queere Community Projekt Kottilesben.

Queere Räume abseits des Nachtlebens

„Queer Culture“ war am 23.06. als erste große Veranstaltung des Kollektivs ein riesiger Erfolg. Es sei besonders schön gewesen, dass sie den Großteil der Besucher*innen davor noch nicht kannten und so das Gefühl hatten, neue Menschen aus der Community zu erreichen, erzählt Josepha. Am 26. Oktober findet im Napoleon Komplex an der Warschauer Straße der zweite Teil der Reihe unter dem Namen „Queer Skin“ statt – eine multidisziplinäre Gruppenausstellung mit einem Panel Talk, moderiert von Sophie Yukiko, Fashion Show, Drag-Show, Musiker*innen, DJ-Sets und Performances. Die Veranstaltung soll Künstler*innen Interpretationsspielraum zu Themen wie Intimität, Körperlichkeit, Diskriminierung und Schönheitsstandards bieten und dabei buchstäblich noch tiefer unter die Haut gehen als die letzte. Die Ausstellung soll nicht nur die gängigen Assoziationen von Queerness mit Liebe, Sex und Rebellion ergründen, sondern eine tiefere Reflexion darüber ermöglichen, was Körper, Haut und Identität in queeren Kontexten bedeuten.

„Ich habe meinen Zugang zur queeren Community über Drag gefunden, was superschöne Räume sind,“ erzählt Josepha. Queere Räume würden jedoch oft nur nachts existieren und seien viel mit Party verbunden. „Das macht richtig viel Spaß, aber ist irgendwie kein Alltag, den ich mir langfristig vorstellen kann.“ Die Kottilesben möchten genau diese Lücke füllen und durch Kunst queere Räume schaffen, die auch abseits des Nachtlebens existieren. Während sich in der FLINTA*-Community momentan viel tut und zahlreiche neue Orte und Veranstaltungen aufkommen, unterscheiden sich die Kottilesben durch ihren Fokus auf multidisziplinäre Kunst, die auch Besucher*innen dazu anregen soll, sich künstlerisch auszudrücken und auszutauschen.

„Indem wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig inspirieren, ermutigen wir andere, eigene Projekte zu starten.“

Sie bieten nicht nur eine Plattform für künstlerische Projekte, sondern fördern auch den Dialog in einem inklusiven Rahmen. Damit streben sie an, gemeinsam zu wachsen: „Indem wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig inspirieren, ermutigen wir andere, eigene Projekte zu starten.“ Gleichzeitig zieht es sie auch in Szenelokale: „Wir gehen gerne ins Stück. Ich glaube das Stück war auch unser Gründungsort“.

Die Ausstellung startet bereits am Nachmittag und Gäste können kommen, wann sie wollen. Ob für einen entspannten Nachmittag bei kreativer Atmosphäre oder eine Nacht, die kein Morgen kennt bei der After-Party in einer „Surprise Location“ (der Ort wird noch über Instagram bekanntgegeben) – hier findet sich queere Kunst und spannende Menschen.

Queer Skin
Ausstellung, Runway Show, Panel Talk & Afterparty
am 26. Oktober, 16:00–03:00 (Einlassstopp Mitternacht)
Nåpoleon Komplex, Friedrichshain
instagram.com/kottilesben
Afterparty: tba

Mit Arbeiten von Becks, Esra Gulmen, Greif & Lazic, Lisa-Sophie Kempke, Matthias Winkler, Nina Burkhardt, Pepiita, Sophia Emmerich, Sophie Yukiko, Twins of Berlin, Binta, Claire Cervantes, David Garcia Garcia, Doug Rodas, Goldie 333, Jojo Caramelle, Juan Salvador, Lisa Sibbing, Marie-Charlotte Nouza Macha, Mika Ben Bashat, Ornella Mercier, Senergi, Sensual Spice, Shona, snack2snack, Sorvina, Soyboy, sunchild, Symba, Taisha.

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