„Bark of Millions“ feiert 55 Jahre queere Geschichte

Konzertperformance von Dragikone Taylor Mac

3. Okt. 2024 Carsten Bauhaus
Bild: Daniel Boud
Dragikone Taylor Mac mit Ensemble

Die Drag-Ausnahmeerscheinung Taylor Mac kehrt ins Haus der Berliner Festspiele zurück: „Bark of Millions“ feiert 55 Jahre queere Geschichte mit insgesamt 55 Songs. Zusammen mit dem Komponisten Matt Ray spricht Taylor Mac mit SIEGESSÄULE-Autor Carsten Bauhaus über das queere Gemeinschaftserlebnis im XXL-Format

Zusammen habt ihr Lieder über 55 queere Persönlichkeiten aus der Geschichte geschrieben – für jedes Jahr nach Stonewall eine. Neben alten Bekannten wie Oscar Wilde, Sappho oder Greta Garbo sind auch viele dabei, von denen einige vielleicht noch nie gehört haben. Werden die Persönlichkeiten nur durch den Song repräsentiert oder erzählt ihr auch etwas über sie? Taylor Mac: Wir sagen dem Publikum gleich zu Anfang, dass es okay ist, wenn sie nicht alles genau verstehen. Es ist nicht Absicht der Show zu belehren. Wir sind keine Lehrer*innen, keine Historiker*innen, nicht mal Aktivist*innen. Wir sind Künstler*innen, wir singen einfach über Queerness und versuchen etwas zu Tage zu fördern, indem wir viereinhalb Stunden über Queerness meditieren.

„Bark of Millions“ dauert „nur“ gut vier Stunden – im Gegensatz zu den 24 Stunden von „A 24-Decade History of Popular Music“, mit dem ihr 2019 bei den Berliner Festspielen zu Gast wart. Trotzdem ist es natürlich eine ziemlich megalomane Produktion. Warum ist es euch so wichtig, es „really big“ zu machen? T. M.: Ich sehe ständig und überall riesige Produktionen. Im Gegensatz dazu kommen queere Shows dagegen oft nur als kleine Formate vor. Etwa in winzigen Kellerbars, wo jede*r den eigenen kleinen 5-Minuten Playback-Auftritt hat. Selbst wenn es sich um „Community“-Orte handelt, sind gemeinsame Auftritte nicht wirklich gefragt: Alles ist individuell und isoliert voneinander organisiert. Und das hat natürlich systemische Gründe. Ich aber habe schon immer große Shows geliebt und fragte mich einfach: Warum können meine Shows nicht groß sein?

Bild: Daniel Boud
„Bark of Millions“ feiert 55 Jahre queere Geschichte mit 55 Songs.

Nach der Uraufführung in Sidney im letzten Jahr kommt „Bark of Millions“ nach Berlin. Jetzt seid ihr an einem Ort, wo die queere Emanzipationsbewegung ja lange vor Stonewall begann. Hat das einen Einfluss auf eure Performance hier? T. M.: Der Bezugspunkt für die Show sind die Gay Pride Parades – und die erste weltweite Parade fand meines Wissens 1970 in New York, also kurz nach Stonewall statt. Die ganze Show ist eine Art Parade, „A Parade Trance Extravaganza“, wie es im Untertitel heißt. Eigentlich versuchen wir die Gefühle, die wir bei einer Gay Pride Parade haben, in eine Bühnenshow zu packen. Matt Ray: In allen Songs gibt es musikalische Mini-Trance-Momente – und manchmal ist sogar der gesamte Song in einem Trance Rhythmus geschrieben.

„Alles, was wir in unserer Arbeit und Kunst tun, dreht sich um die Schaffung von Gemeinschaft.“

Neben euch beiden werden noch 18 weitere queere Persönlichkeiten die Bühne sprengen. Wie wichtig ist für euch der Community-Aspekt? M. R.: Alles, was wir in unserer Arbeit und Kunst tun, dreht sich um die Schaffung von Gemeinschaft – und darum, die Idee von dem, was queere Community sein könnte, zu erweitern. Wir haben in Berlin eine rein queere Besetzung. Ich war mein Leben lang im Showbiz und ich habe dabei noch nie zuvor einen Raum betreten, wo wirklich alle queer waren. Also es ist schon sehr besonders und es bedeutet uns viel.

Nach welchen Kriterien habt ihr euren Cast ausgesucht? T. M.: Ich suche immer nach Musen, also nach Personen, die mich persönlich inspirieren. Ansonsten würde sich die kollektive Erfahrung, nach der wir suchen, nicht auf das Publikum übertragen. M. R.: Wenn ich eines über queere Menschen gelernt habe, ist es die Erfahrung, dass wir alle als Kinder etwas verunsichert waren und gleichzeitig das Gefühl hatten, der Welt eine Menge Liebe geben zu können. Deshalb haben wir eine Menge Zeit in unseren Zimmern verbracht, um uns tolle Tricks auszudenken. Ich habe zum Beispiel als Kind verschiedene Instrumente gelernt. Und andere aus dem Cast haben andere unglaubliche Talente entwickelt – die sie nun mit uns teilen werden.

SIEGESSÄULE präsentiert Bark of Millions
09.10., 11.+12.10., 19:00
Berliner Festspiele
berlinerfestspiele.de

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