„Keine Ausreden mehr“ – Aufstehen gegen rechts, nicht nur in Brandenburg, Sachsen und Thüringen!
Am 1. September finden Wahlen in Sachsen und Thüringen statt, Brandenburg wählt am 22. September. Umfragen zufolge könnte die AfD in allen drei Bundesländern stärkste Kraft werden. LGBTIQ*-Aktivist Christoph R. Alms appelliert an diejenigen aus der Community, die sich bislang noch nicht gegen Queerfeindlichkeit und den Rechtsruck engagiert haben, jetzt aktiv zu werden
Weniger als einen Monat vor den Wahlen zum Landesparlament in Brandenburg, sogar nur wenige Tage vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sieht es trotz Pride-Saison aus queerpolitischer Perspektive mitunter düster aus: Auf Social-Media-Plattformen quellen die Kommentarspalten vor Hass- und Hetzkommentaren regelmäßig über, unter Beiträgen zu queeren Themen, zu Berichten über CSDs in Berlin, Hamburg, Köln oder München, zu Aufrufen gegen Queer- und Menschenfeindlichkeit oder zu Posts von demokratischen Politiker*innen und Parteien.
Gerade im Osten der Republik hängen nunmehr seit Wochen zahlreiche Plakate, die nicht nur vielfalts- oder menschenfeindliche, sondern gezielt queerfeindliche Botschaften senden. Wahlprogramme ignorieren entweder die Existenz und die Bedarfe von LGBTIQ* oder wollen die Menschenrechte von Queers sogar gezielt einschränken. CSD-Demonstrationen werden offen bedroht, begleitende Abschlussveranstaltungen oder CSD-Straßenfeste müssen aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Regenbogenfahnen werden nicht nur gestohlen, sondern sogar von Rathäusern und Kirchen heruntergerissen oder unter dem unerträglichem Gegröle einer Nazimeute öffentlich angezündet.
„Was muss eigentlich geschehen, dass auch die nach wie vor Inaktiven, die weiterhin Schweigenden ihren Mund aufmachen?“
Verdammt noch mal! Was muss eigentlich geschehen, dass auch die nach wie vor Inaktiven, die weiterhin Schweigenden ihren Mund aufmachen? Dass die womöglich unentschlossenen Nichtwähler*innen, ja, die offenbar viel zu Privilegierten unserer queeren Communitys, ihren Arsch hochkriegen und endlich den Ernst der Lage erkennen? Dass sie nicht nur die Aftershow-Partys eines CSDs besuchen, sondern an der eigentlichen Demonstration für die Rechte von LGBTIQ*, für eine offene, vielfältige Gesellschaft und für Demokratie teilnehmen? Dass sie nicht nur die erkämpften Rechte genießen, sondern für deren Erhalt einstehen?
Die Zeit läuft ab. Es gibt keine Ausreden mehr.
Doch so sehr diese Realität eine*n verzweifeln lassen kann, so sehr besteht auch Grund zur Hoffnung. Denn natürlich gibt es auch neben den Schweigenden und Inaktiven auch die anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, pansexuellen, asexuellen sowie die trans*, inter*, nicht binären und agender Queers:
Sie besuchen im Vorfeld der wichtigen Landtagswahlen im Osten bereits seit Mai von Wochenende zu Wochenende regionale CSDs, insbesondere natürlich in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Sie stehen dabei nicht nur den großen Demonstrationen, sondern auch den kleineren und kleinsten CSDs bei.
Sie helfen vor Ort mitunter auch spontan als Ordner*innen, tragen Banner, Plakate oder Fahnen und unterstützen auch bei der Betreuung von Infoständen lokaler queerer Organisationen. Sie verteilen bei hohen Temperaturen Wasser oder zum Schutz vor der knallenden Sonne Sonnencreme an die Demoteilnehmenden. Sie bleiben den Demonstrationen auch bei Regen und wenig sommerlichem Wetter nicht fern, sondern sorgen stattdessen für regenbogenfarbene Regenschirme, Regencapes oder Handtücher zum Abtrocknen.
Sie schaffen neue Netzwerke und bieten sogenannte Soli-Pride-Fahrten mit dem ÖPNV oder mit privaten Fahrgemeinschaften an, um die regionalen Communitys zu supporten. Sie mobilisieren nicht nur ihre Freund*innen, sondern nehmen auch nicht-queere Verbündete und Unterstützer*innen in die Pflicht, für Vielfalt, für die Rechte von LGBTIQ* sowie für eine offene Gesellschaft einzustehen.
Sie engagieren sich in regionalen und bundesweiten Initiativen, Vereinen und Organisationen für die Sichtbarkeit von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Sie rufen gemeinsam zu den jeweiligen Wahlen zur Teilnahme auf und begleiten dies mit entsprechenden Pressemitteilungen, offenen Briefen an Politiker*innen oder mit Wahlprüfsteinen.
„Letztendlich liegt es in der Verantwortung von uns allen, einen Beitrag für unsere Communitys zu leisten, möge dieser auch noch so klein sein.“
Auch bei düsteren Aussichten tragen uns diese vielen kleineren und größeren Hoffnungsschimmer. Doch letztendlich liegt es in der Verantwortung von uns allen, einen Beitrag für unsere Communitys zu leisten, möge dieser auch noch so klein sein. Ansonsten droht uns womöglich nicht nur in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, dass selbst die schönsten Strahlen des Regenbogens auf lange, lange Zeit erlöschen.
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