Marcel Weber: „Ich bin stolz, was ich als Geschäftsführer im SchwuZ erreicht habe“
Seit September ist Marcel Weber nicht mehr Geschäftsführer des queeren Traditions-Clubs. Vorsitzender der Clubcommission bleibt der 45-Jährige aber und will sich sogar wiederwählen lassen. SIEGESSÄULE-Autor Sascha Suden traf ihn zum Gespräch.
Marcel, du hast lediglich über Social Media verkündet, dass du beim SchwuZ aufhörst. Es gab keine Pressemitteilung. Heißt das, du gehst nicht in Frieden? Doch, ich gehe in Frieden und vor allem mit dem Wunsch nach Veränderung.
Du hast im SchwuZ als Praktikant angefangen ... Ja. Ich habe vor meiner Ausbildung im Café Sundström am Mehringdamm gearbeitet. Und habe dann 1999 den Blick in den Keller gewagt und dort quasi eine neue und für mich tolle Welt gefunden, die SchwuZ heißt (das SchwuZ lag früher unter dem Café, A. d. R.). Ich wurde danach 2004 Veranstaltungsmanager und habe die Party „Madonnamania“ mit ins Leben gerufen, die ich auch weiter betreuen werde.
Was hat sich für dich vom Praktikanten zum Chef verändert? Alles! Gut an einem Praktikum ist, dass man sich in allen Bereichen ausprobieren kann und versteht, wie etwas funktioniert, ein großes Glück. Und das hat mir natürlich in der späteren Rolle als Geschäftsführer sehr geholfen, weil ich dann wusste, wie die Arbeit in den verschiedenen Bereichen funktioniert. Natürlich geht mit einer Geschäftsführung vor allem eine Verantwortung für ein Team einher, was wichtig ist, damit das SchwuZ funktioniert. Und dann waren die Gestaltungsmöglichkeiten enorm.
„Ich hatte nach 25 Jahren, was auch eine lange Zeit ist, den Wunsch, mich weiterzuentwickeln.“
Warum hast du das SchwuZ verlassen? Ich hatte nach 25 Jahren, was auch eine lange Zeit ist, den Wunsch, mich weiterzuentwickeln. Ich bin sehr dankbar für die Zeit im SchwuZ und gleichzeitig mache ich mich auf die Reise, denn das, was ich jetzt will, kann mir das SchwuZ nicht bieten. Ich bin auch ein bisschen stolz und zufrieden mit dem, was ich in der Zeit als Geschäftsführer im SchwuZ erreicht habe.
Was kann das SchwuZ dir nicht mehr bieten? Das SchwuZ ist wirklich ein toller Ort mit tollen Menschen, aber die Frage ist, will ich das jetzt noch die nächsten 25 Jahre machen? Ich würde gerne meine Weiterbildung zum Mediator machen und verschiedene Projekte realisieren.
„Ich verlasse ein gutes Schiff. Das SchwuZ steht stabil da, auch wenn die Zeit für Clubs insgesamt nicht so leicht ist.“
Böse Stimmen könnten sagen, du verlässt das sinkende Schiff. Ich verlasse ein gutes Schiff. Das SchwuZ steht stabil da, auch wenn die Zeit für Clubs insgesamt nicht so leicht ist. Mit der Gründung der Genossenschaft sichern wir diesen Standort und noch zukünftige Generationen können diesen Schutzraum haben, weil er auch bezahlbar bleibt.
Was wirst du am SchwuZ vermissen? Das Team. Aber ich werde sie wieder sehen, da ich „Madonnamania“ weitermache. Ich werde auch die glücklichen Gesichter von Menschen vermissen. Das ist für mich immer das Schönste, wenn ich bei einer Party am Dancefloor stehe und sehe, wie die Leute Spaß haben.
Was war dein größter, persönlicher Erfolg in all den Jahren? Dass es mir gelungen ist mit dem Team, den Umzug vom Mehringdamm nach Neukölln zu vollziehen.
Was hältst du von dem Trick, um 21:30 Uhr in die Pepsi Boston Bar zu gehen, um die 19 Euro Eintritt zu sparen? Ich halte das gar nicht für einen Trick, sondern das ist ein wichtiges Angebot, Leuten der Community Zugang zu ermöglichen, die nicht so viel Geld haben.
Hat sich die Pepsi Boston Bar bewährt? Ja, es war ein wichtiges Angebot, das wir nach Corona geschaffen haben für den Nachwuchs und Kleinkonzerte, die im großen Saal nicht stattfinden können.
Was war dein schönster Moment in all den Jahren? Also die schönste Veranstaltung war tatsächlich in den 25 Jahren der Abschied vom Mehringdamm nach Neukölln. Er war mit sehr viel Gefühl aufgeladen. Es war ein Abschied, aber auch ein Neubeginn.
Was wünschst du dem SchwuZ? Dass es dem SchwuZ weiterhin gelingt, sich zu entwickeln und dass es sich immer wieder neu erfindet. Ich bin jetzt 25 Jahre dabei, als das SchwuZ gegründet wurde, war ich noch nicht auf der Welt. Ich glaube, es ist einfach gut, immer offen zu sein für neue Generationen, die dann das SchwuZ auf ihre Art und Weise machen und interpretieren.
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