„Ich existiere.“ – Kommentar zur Transfeindlichkeit in den USA

US-Präsident Trump greift seit seinem Amtsantritt Trans*-Rechte an. Inzwischen warnt auch das Auswärtige Amt trans* Personen vor Reisen in die USA. Shylo Thompson (@mx.shylo), trans nicht binäre*r Content-Creator aus den USA, der*die als Lehrkraft in Berlin arbeitet, befürchtet, nicht mehr nach Hause fliegen zu können. SIEGESSÄULE widmet dem Trans* Day of Visibility am 31.03. eine einwöchige Trans*-Schwerpunktreihe
Am 20. Januar unterzeichnete Donald Trump eine Rechtsverordnung, die meine Auslöschung zum Ziel hat. Nicht wortwörtlich – ich bin immer noch hier, lebe und unterrichte in Berlin –, aber in jeder institutionellen Hinsicht. Die Anordnung setzt unter anderem das Militärdienstverbot für trans* Menschen wieder in Kraft. Aber das ist nur der Anfang. Schutz für trans* Menschen im Gesundheitswesen? Vorbei. Bildungspolitik, die trans Schüler*innen sichere Lernorte bietet? Nicht vorhanden. Die Geschlechtsmarkierung „X“ in US-Pässen? Nicht mehr möglich. Meine Regierung hat deutlich gemacht, in ihren Augen existiere ich nicht.
Als nicht binäre trans Person habe ich mich für das X in meinem Reisepass entschieden, weil es mir um meine Sicherheit ging. Mit einem Ausweis zu reisen, der nicht zu meinem Aussehen oder meinem Körper passte, führte an den Sicherheitskontrollen häufig zu Problemen. Die X-Markierung schützte mich und erlaubte es mir, die Grenzen mit weniger Problemen zu passieren. Jetzt ist genau die Entscheidung der Grund, warum ich vielleicht nicht mehr nach Hause fliegen kann.
Trumps Regierung versucht, Geschlecht als streng binär, männlich oder weiblich, bei der Geburt zugewiesen und unveränderlich zu definieren.
Trumps Regierung versucht, Geschlecht als streng binär, männlich oder weiblich, bei der Geburt zugewiesen und unveränderlich zu definieren. Das ist nicht nur eine bürokratische Entscheidung, sondern ein Versuch, die Existenz von trans* Menschen legal auszulöschen. Steuern zahlen soll ich trotzdem. Ich besitze immer noch einen US-Pass. Die Steuerbehörde kennt immer noch meinen Namen, auch wenn sie ihn rechtlich nicht mehr anerkennt. Die US-Regierung nimmt gern mein Geld, ohne meine Menschlichkeit anzuerkennen.
Ich lebe jetzt seit drei Jahren in Berlin und unterrichte an einer deutschen Sekundarschule. Ich werde für meine Arbeit und die Beziehungen, die ich zu meinen Schüler*innen habe, geschätzt. Hier muss ich mich nicht jedes Mal, wenn ich ein Klassenzimmer betrete, für meine Existenz rechtfertigen. Ich muss nicht befürchten, dass mein Arbeitgeber plötzlich entscheidet, meine Identität sei eine Störung. Aber mich belastet, was in den USA geschieht.
Jeder Schritt zurück, jeder grausame Akt der Regierung erschwert trans* Menschen das Leben.
Jeder Schritt zurück, jeder grausame Akt der Regierung erschwert trans* Menschen das Leben. Ich habe das Privileg, in Berlin zu sein, wo trans* Menschen geschützter sind, aber ich weiß, dass nicht jede*r umziehen kann. Viele meiner Freund*innen zu Hause machen sich gefasst darauf, was als Nächstes passiert, gefangen in einer politischen Landschaft, die sie als entbehrlich sieht. Einige können nicht verreisen, weil ihre Geburtsurkunden, Führerscheine und Pässe konfisziert wurden. Es wird gefährlicher: Falsche Genderzuweisungen, verweigerte Dienstleistungen und sogar Gewalt sind die Risiken.
Für die LGBTIQA*-Gemeinschaft und ihre Verbündeten in Deutschland gilt: Trans* Menschen in den USA brauchen mehr als Solidarität; es muss gehandelt werden. Unterstützt trans* Organisationen. Übt Druck auf eure Regierung aus, damit sie die Gefahr anerkennt, in der trans* Amerikaner*innen schweben. Und unterstützt diejenigen, die sich entscheiden, hierherzuziehen.
Shylo Thompson teilt auf Instagram und TikTok als @mx.shylo neben informativen und persönlichen Videos über Erfahrungen als nicht binäre Person auch humorvollen Content über kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Deutschland und den USA.
Folge uns auf Instagram
#LGBTIQ* in den USA#Meinung#TIN*#Trump#Trans*#Kommentar#Transfeindlichkeit#USA