Horrorfilmfestival Final Girls Berlin: Fürchterlich feministisch!

Vom 5. bis zum 9. März zeigt das queerfeministische Final Girls Berlin Festival die Crème de la Crème der Horrorfilme der letzten Jahre sowie dutzende Kurzfilme zu Themen wie Bodyhorror oder zum Horror der Heteronormativität. Das Weddinger Festival feiert dieses Jahr seine 10. Ausgabe, unter anderem mit einer besonderen Party. SIEGESSÄULE-Filmredakteurin Annabelle Georgen traf Festival-Mitbegründer*in und Horror-Nerd Sara Neidorf zum Gespräch
Sara, wann hast du begonnen, Horrorfilme zu schauen? Als ich noch ein Kind war, mit meiner Mutter. Wir gingen oft in Videotheken und suchten uns Filme anhand des Covers, wenn wir dachten, dass sie uns Spaß machen würden. Es waren Filme wie „Motel Hell“ und „Blood Diner“, und eine Menge B-Movies. Als ich dann 12 oder 13 war, sind wir zu wirklich guten Horrorfilmen wie „Rosemaries Baby“, „Shining“ und „Der Exorzist“ übergegangen. Das war dann wirklich der Punkt, an dem es zu einer ernsthaften Leidenschaft wurde.
Das Final Girls Berlin Festival hast du vor zehn Jahren mitbegründet. Zeigt ihr nur Filme, die von FLINTA* gemacht wurden, oder auch Filme, die besonders spannende FLINTA* Charaktere haben? Das Festival begann erst 2016. Es gab aber trotzdem zehn Ausgaben – innerhalb von neun Jahren, weil wir 2017 so viele tolle Einreichungen hatten, dass wir nicht wussten, wie wir sie ins Festival unterbringen sollten. Also mussten wir im selben Jahr eine zweite Ausgabe von Finals Girls Berlin veranstalten (lacht). Zu den Filmen: Es sollen weibliche oder nicht binäre Filmemacher*innen Regie geführt haben oder das Drehbuch geschrieben haben. Idealerweise beides. Sehr selten haben wir auch Filme, die von Männer geführt wurden, die aber von einer FLINTA* Person geschrieben oder produziert wurden. Und wenn das der Fall ist, dann muss der Inhalt extrem queer und feministisch sein. In der Regel sind 95 Prozent der Filme, die bei Finals Girls zu sehen sind, von Frauen geschrieben und realisiert.
Paradoxerweise haben oft Horrorfilme, die meistens von Männer gedreht wurden, weibliche Hauptfiguren. Wie erklärst du das? In Slasher-Filmen zum Beispiel, die nicht gerade als die feministischsten Filme gelten, haben Frauen oft die Hauptrollen. Dadurch wird das gesamte Publikum, das überwiegend männlich ist, dazu gebracht, sich mit den Frauen zu identifizieren, die Horror und Angst auf der Leinwand durchleben. Ich denke, für die Gesellschaft ist es viel bequemer, Frauen statt Männer in einer solchen Situation zu sehen. Einerseits kann das entmündigend sein, andererseits sieht man immer wieder, dass diese Heldinnen den Bösewicht oder das Monster austricksen und die Oberhand behalten. Sie gehen durch die Hölle, aber am Ende gehen sie stärker daraus hervor. In gewisser Weise war der Horrorfilm dadurch immer ein feministisches Genre.
„In gewisser Weise war der Horrorfilm immer ein feministisches Genre.“
Was sind die Highlights des Festivals dieses Jahr? Wir haben natürlich einige Filme, die bereits in den Kinos gelaufen sind, wie „The Substance“, der eine große Sensation war, oder „Des Teufels Bad“, einen der stärksten Filme, die in den letzten Jahren herausgekommen sind. Er überschreitet die Grenzen dessen, was man als Horrorfilm bezeichnen würde. Dasselbe gilt für „I saw the TV glow“, der auch ein großes Highlight der Berlinale 2024 war. Wir waren so verliebt in diese Filme, dass wir sie unbedingt dabei haben wollten. Bei den Filmen, die eher Underdogs sind, mag ich „Grafted“, der ähnliche Themen wie „The Substance“ hat, aber einen ganz anderen Dreh. Ich empfehle auch unseren Abschlussfilm „You're Not Me“, ein queerer Film über eine sehr ungesunde Familiendynamik. Und dann machen wir immer etwas Neues mit den Kurzfilmprogrammen. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel ein Trauerkurzfilmprogramm, ein Sensory-Overload-, Capitalistic- und Queer-Horror-Programm, und sogar Het-Horror-Kurzfilme, in denen es wirklich darum geht, wie ungesund diese heteronormativen Beziehungen sind.
Die Festivalsparty wird diesmal sehr besonders: Ihr kooperiert mit dem queeren Performance-Kollektiv Nightcrawlers, das für seine immersive Horror-Performances bekannt ist ... Das Obergeschoss der Cocoon Bar wird wie eine schiefgelaufene Geburtstagsparty aussehen. Unten wird sich der immersivere Teil befinden: Dort ist man von verkleideten Leuten umgegeben, die versuchen, einen in gewisser Weise in eine seltsame Übernachtungsparty mit einzubeziehen. Ich persönlich weiß nicht vieles über die Party. Ich bin ein großer Fan von Nightcrawlers und möchte also überrascht werden. Wir haben ihnen viel kreative Freiheit gelassen. Während des Festivals werden wir alle zusammen im Kino sein, den Horror auf der Leinwand erleben und dann gemeinsam über die Filme sprechen, die wir gesehen haben. Das einzigartige, immersive Erlebnis, das das Publikum bei der Party erwartet, kann auch ein wirklich guter Gesprächsanlass und etwas sein, das den Horror auf eine tiefere Ebene bringt.
Final Girls Berlin,
05. – 09.03.,
City Kino Wedding,
finalgirlsberlin.com
FGB X Nightcrawlers Party
07.03., ab 22:00 im Cocoon
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