Buch: „All die brennenden Fragen“

Plädoyer für ein transfreundliches Miteinander

27. Apr. 2023 Marlon Jungjohann
Bild: Urban Zintel
Henri Jakobs

In seinem Buch „All die brennenden Fragen“ spricht Henri Maximilian Jakobs mit der Autorin Christina Wolf über seine Erfahrungen als trans Mann. Er rechnet mit dem veralteten „Transsexuellengesetz“ ab und erklärt, was eine*n gute*n Ally ausmacht

Musiker, Schauspieler, Autor und ehemaliger SIEGESSÄULE-Kolumnist – Henri ist ein Berliner Multitalent. Außerdem ist Henri ein trans Mann, der die großen Augen nur zu gut kennt, mit denen cis Personen ihm frech Löcher in den Bauch fragen: nach seinem alten Namen, seiner Penisgröße oder ob er jetzt schwul sei. Außerdem gibt es da noch „all die brennenden Fragen“, die er sich lange Zeit selbst gestellt hatte: Was bedeutet es, trans zu sein? Wie läuft eine Transition ab? Wie oute ich mich bei meinen Freund*innen? Um mit Klischees über trans* Personen aufzuräumen und um Ordnung in das Tohuwabohu zu bringen, steht er seiner Freundin und Journalistin Christina Wolf Rede und Antwort. Ihr Buch im Interviewformat ist ein Guide für alle, die zuhören und verstehen wollen, basierend auf Henris Erfahrungen.

Nuancen von Transfeindlichkeit

Ironisch und scharfzüngig debattieren Christina und Henri zum Beispiel über radikale Feminist*innen, die trans Personen ausschließen oder Trans als trendigen Lifestyle abtun. Dabei entlarven und benennen sie verschiedene Nuancen gegenwärtiger Transfeindlichkeit. Sie stellen auch die intimen Details heraus, die Henri seinen Gutachter*innen gegenüber vor der Änderung seines Geschlechtseintrages preisgeben musste, oder thematisieren den Frust über den ganzen langwierigen, fremdbestimmten Prozess. Mal geht es um das „eiskalte“ Gefühl, das aufkommt, wenn cis Personen in ihm nur eine faszinierende Kuriosität sehen, mal um die Euphorie, wenn Leute ihn nach seinem Outing mit dem korrekten Pronomen ansprachen.

Henri erzählt dabei als trans Mann in erster Linie seine Story. Um die eigene Biografie in einen Dialog mit kollektiver trans Erfahrung zu bringen, kommen im letzten Kapitel seines Buches andere trans und nicht binäre Personen zu Wort. Sie erzählen, was ihr Leben bewegt, was trans Identität für sie heißt, und machen klar, wie groß und vielfältig das Spektrum trans* ist.

„'All die brennenden Fragen' versucht jene Unklarheiten zu klären, die gerade cis Personen beim Thema Trans* so umtreiben.“

Weil Christina und Henri wunderbar harmonieren, weil sie in vielen Analogien und Metaphern formulieren und Henri komplexe Sachverhalte in Anekdoten aus seinem eigenen Leben einbindet, liest sich ihr Gespräch wie von selbst. „All die brennenden Fragen“ versucht jene Unklarheiten zu klären, die gerade cis Personen beim Thema Trans* so umtreiben, und ruft dabei gleichzeitig dazu auf, trans Personen nicht über jedes Detail ihres Lebens auszuquetschen. Kurzum: Christina und Henri haben einen queeren Werkzeugkasten zusammengestellt, der all die theoretischen Instrumente und all das Wissen bereithält, die uns zur Verfügung stehen, um unser Miteinander transfreundlicher zu gestalten.

Henri Maximilian Jakobs, Christina Wolf: „All die brennenden Fragen“, Katalyst Verlag, 168 Seiten, 19 Euro, katalystverlag.de

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