Ab dem 7. Juni erhältlich

„Harter Psücharter“ – Neue Comic-Collection von Ralf König

23. Mai 2024 Axel Schock
Bild: Ralf König
Am 7. Juni erscheint die neue Comic-Collection von Ralf König.

Ralf König liefert mit „Harter Psücharter“ Nachschub in seiner Comic-Collection zu Konrad und Paul – dem wohl bekanntesten schwulen Pärchen Deutschlands. Am 7. Juni erscheint der neue Band, am 24. Mai gibt es eine Signierstunde im Eisenherz

Jede Wette: Eines nicht gar so fernen Tages werden schlaue Menschen die Geschichten rund um Konrad und Paul wie historische Quellen studieren, um zu verstehen, wie sich die schwule Community ab den 90er-Jahren verliebt und vergnügt, was sie bewegt und umgetrieben hat. Erfunden hat Ralf König dieses ungleiche und doch so innig verbundene schwule Paar ursprünglich für die Zeitschrift magnus (in welche die SIEGESSÄULE zeitweilig fusioniert wurde). In mittlerweile zehn Bänden sind das Leben und die sexuellen Abenteuer der beiden dokumentiert. Ganz nebenbei hat Ralf König stets auch die Veränderungen in der Community und der schwulen (Alltags-)Kultur miterzählt. Er ist damit zum Chronisten der schwulen bzw. nunmehr queeren Szene geworden, der er ziemlich ehrlich, ziemlich treffend und ziemlich witzig den Spiegel vorhält.

Im Gegensatz zu anderen langlebigen Figuren der Comicwelt sind Königs Figuren keineswegs alterslos. Konrad und Paul müssen sich nicht nur mit den Herausforderungen der Gegenwart, sondern auch dem Älterwerden stellen. Auch dies ein Grund, weshalb Konrad und Paul so menschlich und so nah erscheinen. Eine Seite mit vier Panels genügt Ralf König im neuen Band, um die besondere Tragik schwulen Alterns auf den Punkt zu bringen. „Paul, sieh dich an! Ergraut, übergewichtig ... wie sich das gehört in unserem Alter!“, ruft der besonnene Konrad seinem weitaus umtriebigeren Lebenspartner zu. Nicht mehr ganz zeitgemäß sind diese „alten Säcke“, wie Paul seinem Liebsten beipflichten muss: „Aber noch sind wir anwesend!“

Bild: Ralf König
Ausschnitt aus dem neuen Band „Harter Psücharter" von Ralf König.

Paul nähert sich der 60. Eine Zahl, die er nicht einmal auszusprechen wagt. Der Hormonspiegel ist weiterhin hoch, doch dann geschieht, was bislang unvorstellbar war: nämlich nichts. Paul fährt an Ostern zum Ledertreffen nach Berlin – und kommt ungevögelt wieder nach Köln zurück. Das Nicht-Erlebnis stürzt Paul in eine Lebenskrise. Der Umgang mit dem Älterwerden hat Ralf König bereits in früheren Veröffentlichungen thematisiert. Doch er findet noch einen ganz neuen Dreh – inklusive des titelgebenden, recht behaarten, „harten Psücharters“ – und widmet sich dem Thema mit großer Offenheit, Selbstironie und aus verschiedenen Blickwinkeln. Gleiches gilt für das mit Fettnäpfchen umstellte Themengebiet rund um die Vielfalt sexueller Identitäten samt Neopronomen und gegenderter Sprache.

„Die einzige Möglichkeit, meine eigene Unwissenheit zum Thema zu machen, war Konrad viele dumme – und auch nicht so dumme – Fragen stellen zu lassen."

Pauls zum knuffigen Mann herangewachsener Neffe Cäsar hat sich verliebt: in die nicht-binäre Person Leo. Es ist eine der anrührendsten Passagen dieses Buches. Zum einen, weil Cäsars Verliebtheit einen nicht kalt lässt und zum anderen, weil seine Onkel Konrad und Paul so offen und ehrlich mit ihrer Unsicherheit umgehen. Fronthole und dey sind für sie zunächst noch ziemlich fremde Vokabeln. Spätestens, wenn Leo mit den Freund*innen Suzi (Pronomen sie) und Kai (Pronomen xier) auftauchen, gelingt die ausgestellte Wokeness nur bedingt souverän und der Dialog zwischen den Generationen gerät ins Schleudern. „Ich zeichne lieber Nasen, von denen ich weiß, wie sie denken und ticken. Aber die queere Szene ist mittlerweile vielfältiger als zu meinen Coming-out-Zeiten“, gibt Ralf König offenherzig zu. „Allerdings war die einzige Möglichkeit, mich dem auf ehrliche Weise zu nähern, meine eigene Unwissenheit zum Thema zu machen und Konrad viele dumme – und auch gar nicht so dumme – Fragen stellen zu lassen.“

Bärentreffen und lesbische Puppys

Ralf König aber hat auch hier wieder die Community sehr aufmerksam belauscht und sich schlau gemacht. Er nimmt die verschiedenen Positionen durchaus ernst, den Debatten aber die Schärfe. Er verdichtet und überspitzt, aber ist gleichsam auch Vermittelter und zeigt: mit Nachsicht, Umsicht und Verständnis kommt mensch besser miteinander aus und entspannter durchs Leben. Auch dies ein Grund zum neuen, sehr üppig ausgefallenen König-Band zu greifen, abgesehen von den ganz naheliegenden: Den uns allen so liebgewordenen Knollennasen und den mit lässiger Hand in die Sprechblasen getexteten Dialoge. Wäre er nicht mit Zeichentalent begnadet, König hätte wohl als Autor von Sitcoms und Srewball-Komödien Karriere gemacht. Doch im Film- und Fernsehgeschäft hätte man ihm sicherlich nicht die Freiheit gestattet, wie nun in „Harter Psücharter“, bei dem ein Bärentreffen im Hause Konrad & Paul aus dem Ruder läuft – inklusive Haschkeksen aus Amsterdam, Beziehungsdramen, Versöhnungssex im Badezimmer und einem lesbischen Puppy. Sowas gibt’s eben nicht Kino, sondern nur im Comic.

Ralf König: „Harter Psücharter“
288 Seiten, Egmont Comic Collection, 29 Euro
„Harter Psücharter Deluxe“, limitierte mit Zusatzgeschichten & Making-of-Material, 69,90 Euro

Signierstunde am 24. Mai,
16:00 im Buchladen Eisenherz,
Motzstraße 23, 10777 Berlin

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