Gegen Rechtsruck und „LGBT-freie Zonen“: Frankfurt-Słubice-Pride
Am 2. September findet der Frankfurt-Słubice-Pride statt, der Deutschland und Polen miteinander verbindet. Im Fokus des Doppelstadt–CSDs stehen in diesem Jahr u. a. die im Oktober anstehenden Parlamentswahlen in Polen
Zum vierten Mal gibt es in diesem Jahr einen gemeinsamen Pride der Städte Frankfurt (Oder) und Słubice, die an der deutsch-polnischen Grenze liegen und durch eine Brücke über die Oder miteinander verbunden sind. Eine große Rolle werden dabei das Selbstbestimmungsgesetz, die Situation geflüchteter Ukrainer*innen und vor allem die anstehenden Parlamentswahlen am 15. Oktober in Polen spielen. In den Umfragen liegt die nationalkonservative und rechtspopulistische Regierungspartei Prawo i Sprawiedliwość, kurz PiS (Recht und Gerechtigkeit) vorn, die aber deutlich an Stimmen verloren hat. Unter Umständen könnte es sogar zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem liberalen und europafreundlichen Wahlbündnis Koalicja Obywatelska (Bürgerkoalition) kommen. Allerdings ist zu befürchten, dass die rechtsradikale Partei Konfederacja (Konföderation) zur drittstärksten Kraft aufsteigen wird. Bei der letzten Wahl versuchte sie u. a. mit Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Anti-Europapolitik zu punkten.
Deshalb will das organisierende Kollektiv des Frankfurt-Słubice-Pride die Menschen dazu aufrufen, an den Wahlen teilzunehmen. Dies sei enorm wichtig, sagt Marta Hewczuk aus dem Orga-Team gegenüber SIEGESSÄULE: „Wir denken, dass sich die Situation für queere Leute verbessern wird, wenn wir alle wählen gehen.“
Forderungen des Pride
Auch gebe es immer noch Gebiete in Polen, die sich als „LGBT-freie Zonen" deklariert haben. Diese symbolischen Erklärungen dienen dazu, queere Menschen gesellschaftlich auszuschließen. Die EU-Kommission hatte 2020 mit finanziellen Sanktionen auf die Deklarationen reagiert. Es seien zwar mittlerweile weniger geworden, sagt Marta, aber nur, „weil sie nicht das Geld der Europäischen Union verlieren möchten.“
Das Słubice-Frankfurt-Pride-Kollektiv fordert seit Einführung der „LGBT-freien Zonen", dass die Stadt Słubice eine deutliche Antwort darauf gibt und sich als queerfreundliche Zone labelt. Marta Hewczuk ist enttäuscht, dass dies immer noch nicht passiert ist, obwohl dies keinen großen Aufwand bedeuten würde. Zu den weiteren Forderungen des Prides gehört eine gesonderte Erfassung von homophoben und transphoben Straftaten, mehr Initiativen für queere Bildungsprogramme und ein deutsch-polnisches Beratungsangebot für LGBTIQ* in der Doppelstadt.
Probleme im letzten Jahr
Aus den letztjährigen Vorfällen, etwa der Kritik an einer antisemitischen Parole der Künstler*in Enana, habe das Orga-Team gelernt, erklärt Marta Hewczuk. Man werde versuchen, in solchen Situationen zukünftig schneller zu reagieren und auch die Redner*innen und Performer*innen, die bei dem Pride auftreten, sollen noch sorgfältiger ausgesucht werden.
Zudem kam es laut Orga-Team zu Streitigkeiten mit VelsPol, dem Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter. Man hatte die Mitglieder gebeten als Privatpersonen an dem Pride teilzunehmen und nicht als Verband mit erkennbarem VelsPol-Schriftzug auf ihrem T-Shirt. „Unserer Pride findet ganz oft vor den Wahlen statt und wir möchten nicht das Politiker*innen oder Institutionen die Veranstaltung für ihre politischen Ziele ausnutzen. Es gibt auch immer auf unserem Instagram-Kanal Informationen dazu und die Möglichkeit das vorher mit uns abzusprechen.“
Demostart um 12:00 Uhr
Der Pride startet in Słubice um 12:00 Uhr. Treffpunkt ist am Plac Bohaterów – einem der zentralen Plätze der Stadt. Dann geht es über die Stadtbrücke nach Frankfurt (Oder). Zu den Redner*innen gehören u. a. Antoni von Fundacja Trans-Fuzja, Loki von Kwitne Queer Group und Jona Gold. Ab 15:00 Uhr ist dann ein „Get-together" im Hof des Clubs Stuck (Lindenstraße 7) geplant mit Performances und einer Foto-Ausstellung zur Ukraine, die von Kwitne Queer Group präsentiert wird.
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