Gedenktafel für homosexuelle NS-Opfer beschädigt: „Attacke auf queere Erinnerungskultur“

Am U-Bahnhof Nollendorfplatz wurde die Gedenktafel für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen schwer beschädigt. Grünen-Politiker Sebastian Walter fordert mehr Schutz für queere Erinnerungsorte und Infrastruktur in Berlin
Die Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus am U-Bahnhof Nollendorfplatz (Ausgang Motzstraße/Maaßenstraße) wurde am Montagmorgen, dem 7. April, großflächig beschädigt. Die Inschrift der dreieckigen Tafel – „Totgeschlagen – totgeschwiegen – den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus“ – wurde mit roter Farbe beschmiert. Daneben wurden die Worte „HIV“ und „Dresden“ an die Fassade gesprüht. Das teilte uns eine Passantin telefonisch mit, die auch die Polizei verständigte. Medienberichten zufolge wurde die Entfernung der Schmierereien bereits zugesagt.
Zum Vorfall äußerte sich Sebastian Walter. Er ist Sprecher für Queer- und Diversitätspolitik der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus und direkt gewählter Abgeordneter für Schöneberg-Nord. In seinem Statement verurteilt er den Vandalismus als „eine direkte Attacke auf unsere queere Erinnerungskultur und auf die Würde derer, die im Nationalsozialismus entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.“ Die Beschädigung solcher Gedenkorte zeige, „wie tief menschenverachtende Ideologien in unserer Gesellschaft wieder Fuß fassen.“
Langfristige Schutzmaßnahmen gefordert
Sebastian Walter fordert „Aufklärung sowie langfristige Maßnahmen zum Schutz queerer Infrastruktur und Gedenkkultur in Berlin.“ Gegenüber der SIEGESSÄULE konkretisiert er seine Forderung: In Zeiten, in denen sich queerfeindliche Angriffe auf queere Infrastruktur häuften – „vom Schwulen Museum über das Rut, vom Hoven bis zum Homo-Mahnmal“ – fehle es an Strategie und „konsequenten Maßnahmen des Senats.“ Sinnvolle Schritte seien beispielsweise Sicherheitsmaßnahmen und Polizeipräsenz, um die betroffenen Einrichtungen zu unterstützen. „Dazu gehört aber auch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln und Prävention in den Kiezen“, betont er. „Aktuell fühlen sich viele der Institutionen vor allem alleingelassen.“
„Aktuell fühlen sich viele der Institutionen vor allem alleingelassen.“
Die Tafel mit dem „Rosa Winkel“ erinnert an die Verfolgung und Ermordung queerer Menschen während des Nationalsozialismus und ist ein zentraler Gedenkort für die LGBTIQ*-Community sowie ein wesentlicher Teil queerer Erinnerungskultur in Berlin.
Die Gedenktafel, 1989 am Nollendorfplatz errichtet, ist das erste Mahnmal im öffentlichen Raum, das explizit den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus in Deutschland gewidmet ist. Seit 1993 ergänzt eine zusätzliche Tafel den Gedenkstein. Sie erinnert an die Schließung von Szenelokalen im Nollendorfkiez während der NS-Zeit.

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