Rund um den Frauen*kampftag am 8. März gibt es wieder queerfeministische Demos, Kulturveranstaltungen und Partys. Hier geben wir euch einen Überblick

Demonstrationen am 8. März

Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ruft gemeinsam mit einem breiten gewerkschaftlichen Netzwerk auch in diesem Jahr zur großen Demo am internationalen Frauen*kampftag auf. Unter dem gewohnten Motto „Feministisch Solidarisch Gewerkschaftlich“ stehen verschiedene politische Themen auf dem Plan, mit Schwerpunkt auf dem feministischen Arbeitskampf. „Inflation, Sparpolitik und steigende Mieten treffen viele von uns mit besonderer Härte – insbesondere als alleinerziehende, geflüchtete und migrantische FLINTA,“ schreiben die Organisator*innen im Demo-Aufruf. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und Löhne in sozialen und medizinischen Berufen, Stärkung von Tarifbindung und gerechte Verteilung von Sorgearbeit. Darüber hinaus setzt sich die Demonstration gegen Antifeminismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus ein, gegen den Paragraphen 218 und für körperliche Selbstbestimmung und will „gleichstellungspolitische Rückschritte und die Diffamierung von Genderpolitik“ bekämpfen.
Treffpunkt: Oranienplatz, Beginn: 11:30

Das Bündnis „feminism unlimited“ hat sich „für einen (queer)feministischen Kampftag ohne Antisemitismus, Rassismus und Transfeindlichkeit“ gegründet und fordert „universelle feministische Solidarität“. Die Demo-Organisator*innen kritisieren den ansteigenden Antisemitismus in „vermeitlich progressiven Kreisen“ seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober. Gleichzeitig sprechen sie sich gegen „die Abschiebung, Ausgrenzung, staatliche Repression und Stigmatisierung“ muslimischer Menschen aus und fordern, Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen zu begreifen. Darüber hinaus kritisiert die Demo die „regenbogenfarbene Symbolpolitik“ der Ampel und fordert ein Selbstbestimmungsgesetz, „das diskriminierungsfrei und gleichberechtigt allen, auch trans*, inter* und nicht binären Menschen, geschlechtliche Mündigkeit garantiert.“
Treffpunkt: Helsingforser Platz, Beginn: 15:00

Purple Ride Berlin organisiert wieder eine queerfeministische Fahrraddemo. Die Organisator*innen, die das Fahrrad als Symbol der Emanzipation verstehen, rufen dazu auf, „öffentliche Räume und Straßen zurückzuerobern“. Schließlich werde täglich auf den Straßen von Berlin die körperliche Unversehrtheit von FLINTA* bedroht. Das Kollektiv setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit und gegen jede Form der Diskriminierung ein und will „eine entschlossene Botschaft gegen patriarchale Gewalt“ senden. Die Demonstration richtet sich ausschließlich an FLINTA*, Cis-Männer sind nicht eingeladen. Startschuss ist um 12:00 beim Feuerwehrbrunnen am Mariannenplatz. Bevor es losgeht, wird Steff Urgast vom Digitalen Deutschen Frauenarchiv in einer Rede die Rolle von Fahrrädern in feministischen Bewegungen beleuchten, gefolgt von einem Beitrag über Sexismus im Netz von HateAid. Für musikalische Unterhaltung sorgt Electropop-Artist Frau Fisch. Um 13:00 setzt sich die Demo in Bewegung und fährt über die Gneisenaustraße, Wilhelmstraße, Mühlenstraße und Oberbaumbrücke zurück zum Mariannenplatz. Über die App „Critical Mass“ können Teilnehmende nachvollziehen, wo sich die Demo aktuell befindet. Selbst mitgebrachte Musikboxen und Gegenstände in Lilafarben werden gern gesehen.
Treffpunkt: Mariannenplatz, Beginn: 12:00

Gegen den antifeministischen Rechtsruck und für eine queerfeministische Zukunft rufen verschiedene Gruppen und Bündnisse wie Feminist* Dialogues und Reclaim Club Culture zu einer Kundgebung vor der Landesgeschäftsstelle der AfD in der Kurfürstenstraße 79 auf. Unter dem Motto „Love Feminism – Hate AfD!“ beginnt sie um 12:00 und endet um 14:30. Gefordert wird u. a. die volle Selbstbestimmung aller Menschen und die Anerkennung vielfältiger Familienmodelle: „Wir kämpfen für eine lebenswerte Zukunft, in der alle Frauen, Lesben, inter, trans, nicht-binäre und agender Personen in Sicherheit leben und begehren können!“
Treffpunkt: Kurfürstenstraße 79, Beginn 12:00

Auch in diesem Jahr findet wieder die anarchafeministische Abenddemo „Fight by Night“ statt. Die Organisator*innen solidarisieren sich mit internationalen feministischen Kämpfen wie beispielsweise den kurdischen Aktivist*innen in Rojava und möchten auch auf die humanitäre Katastrophe in Gaza aufmerksam machen. Die Demo ist offen für alle Geschlechter. Es wird allerdings einen speziellen FLINTA*-Block am Anfang des Demo-Zugs geben. Außerdem steht im Aufruf: „TERFs und SWERFs sind nicht willkommen!“ Startpunkt ist die Admiralbrücke, wo die Anfangskundgebung stattfinden wird. Die Demo zieht über die Kottbusser Brücke und Mariannenstraße zum Rio-Reiser-Platz, wo eine Zwischenkundgebung angekündigt ist. Anschließend geht es zum Mariannenplatz und über den Bethaniendamm und die Oranienstraße zum Spreewaldplatz.
Treffpunkt: Admiralbrücke/Planufer, Beginn: 18:00

Auch die Alliance Of Internationalist Feminists hat die humanitäre Katastrophe in Gaza sowie die Repression gegen pro-palästinensische Stimmen als Schwerpunktthemen gewählt. Die Demo mit dem Motto „Down With Imperialist Feminism“ kritisiert insbesondere westliche Feminist*innen, die Israels brutale Militäroperationen in Gaza verteidigen. Die Organisator*innen kämpfen „für die Befreiung von Rassismus, Heterosexismus, Individualismus, Imperialismus und Kolonialismus“ und stehen ein für eine „konsequent antirassistische feministische Politik“. Allerdings geriet die Demonstration auch schon in früheren Jahren wegen antisemitischer Redebeiträge und Slogans in die Kritik. Eine Distanzierung durch die Veranstaltenden gab es bisher nicht.
Treffpunkt: Unter den Linden 21, Beginn: 14:00

Kultur zum Frauen*kampftag

Natürlich gibt es zum 8. März auch wieder zahlreiche kulturelle Veranstaltungen und Partys. Bereits am Montag startete die 5. Lichtenberger Frauen*woche (04–08.03.), die der Verein Lesben Leben Familie (LesLeFam) e. V. zusammen mit dem Bezirksamt Lichtenberg und dem Lichtenberger Frauen*beirat organisiert. Es gibt u. a. Workshops, Talks, Tanz und Vernetzungstreffen. Einer der Höhepunkte ist die Verleihung des Lichtenberger Frauen*preis am Donnerstag, den 7. März, um 18 Uhr im Kulturhaus Karlshorst.

Das Deutsche Theater veranstaltet am 7. März ein Programm zum Frauen*kampftag: Los geht‘s um 18 Uhr mit einem Screening der Doku „Feminism WTF“, in der Expert*innen aus den Politik- und Sozialwissenschaften und den Gender-, Queer- und Trans-Studies einen Blick auf den Begriff Feminismus werfen. Zeitgleich gibt Irma Trommer von der letzten Generation in einem Workshop eine praktische Anleitung zum gewaltfreien zivilen Widerstand. Ab 19:00 gibt es dann Kurzvorträge und Talk mit Ute Gerhard (Soziologin, Juristin), Antonia Baum (Autorin) und Nadia Shehadeh (Soziologin, Autorin von „Anti-Girlboss“), bei denen es u. a. um Themen wie die Bekämpfung des Patriarchats und feministische Elternschaft geht.

Bereits seit einigen Jahren gibt es zum Frauen*kampftag in Berlin auch ein Musikfestival. Bei „Jenseits von Nelken und Pralinen“ am 07.03. im Gretchen gehört ab 20:00 den Frauen* die Bühne. Künstlerinnen*, die vorrangig aus der Rap- und Hip-Hop-Kultur kommen, stehen auf dem Programm: darunter Toya DeLazy und Malonda. Am 8. März gibt es ab 15:30 im FEZ Berlin ein weiteres Konzert zum Frauen*kampftag: Es steht unter dem Motto „Pink ist die Schwester von Punk“. Suli Puschban erzählt in ihren Liedern von Frauen, die Geschichte geschrieben haben.

Von 18 bis 21 Uhr besetzt das Performancekollektiv Aba Naia das Ballhaus Prinzenallee im Rahmen des „F-Festival (F for uck the Patriarchy)“. Aba Naia will „die feministische Kunst des gemeinsamen Kampfes feiern“. In Performances und Kurzfilmen geht es u. a. um Gender-Performativität, Obszönität und die „Heiligkeit des weiblichen Körpers“. WIe im letzten Jahr gibt es im Heimathafen Neukölln wieder eine von Best of Poetry Slam präsentierte FLINTA*-Edition. Zum Line-up gehören die Berliner FLINTA* Poet*innen Annete Flemig und Jin Jason.

Partys

Wer vor und nach den Demos feministisch feiern will, findet bei zahlreichen Partys Gelegenheit dazu. Im SO36 startet am 7. März um 22 Uhr wieder die queerfeministische Auftaktparty zum Frauen*kampftag „8. März ist nicht alle Tage“. Von den DJs Yazmo, Krawalle&Liebe, Lenki Balboa gibt es Hip Hop, R'n'B, Afrobeats und Electropop auf die Ohren. Ebenfalls um 22 Uhr beginnt im Studio Я des Maxim Gorki Theaters die Party „Gib ihm: Mach das Patriarchat zu deinem Ex“ mit den DJ-Sets von DJ-Sets von Helina und Abiba. Der Partyname „Gib ihm“ soll als Kampfansage verstanden werden. Denn: „Solange nicht alle Frauen, trans*-, inter-, nicht binären und agender Personen frei sind, ist niemand frei.“

Am 8. März zelebriert der „queer garten“ von Sara Moshiri den Frauen*kampftag. Geboten wird ab 21 Uhr im Gretchen House, Techno und Pop u. a. von den DJs Abiba, Caren Callas und Königsmann. Im Berghain gibt es ab 22 Uhr zum zweiten Mal die „1. FC GRRRLS UNITED“, in der der Fokus auf House und queere FLINTA*-Künstler*innen liegt. Mit dabei: eine Gesangsperformance von Adrian Blount alias GodXXX Noirphiles und DJ-Sets von Katy De Jesus, LOVEFOXY, Naomi und Natalie Robinson.