Fetisch im XXL-Format: Folsom Europe 2022
Am zweiten Septemberwochenende feiert die queere Fetisch- und Lederszene bei der 19. Ausgabe von Folsom Europe in Berlin-Schöneberg. Höhepunkt ist das Straßenfest am 10. September! Darüber hinaus stellen wir euch die besten Partys zu Folsom vor
Eines ist jetzt schon klar: Das verlängerte Folsom-Wochenende wird den Feiernden eine Menge Kondition abverlangen. Der Partyreigen beginnt am Donnerstag mit „Adam“, setzt sich mit „Testosterone“ und „Revolver“ am Freitag fort und endet wohl noch lange nicht mit der „Pig Party“ am Samstagabend. Hinzu kommen zahlreiche Fetisch-Events in den Bars der Szene plus weitere Termine: das traditionelle „Classic meets Fetisch“-Konzert in der Zwölf-Apostel-Kirche, die Sightseeing-Bustour, das Fetisch-Partyboot. Neu dieses Jahr ist die Einbindung des Kulturstandorts The Knast im ehemaligen Frauengefängnis in Steglitz. Dort werden 30 Pride-Art-Künstler*innen die Ausstellung „Unbound 4.0“ präsentieren.
Folsom-Höhepunkt ist aber das Straßenfest in der Fugger- und Welserstraße am Samstag – das diesmal als XXL-Version daherkommt. Gab es früher nur eine kleine Bühne, wird es dieses Jahr derer drei geben. Das ermöglicht nicht nur ein größeres Unterhaltungsangebot, sondern dient auch der Entzerrung – oder der „Entflüchtung“ wie der offizielle Begriff lautet: Hatten sich sonst die Besucher*innen auf der Kreuzung geballt, sollen sie sich nun besser in alle Richtungen verteilen. Für die erwarteten 15.000 Gäste wird es auch insgesamt mehr Platz geben. So wird das Fest um insgesamt drei- bis vierhundert Meter verlängert.
Erweiterung statt Ausfall – das ist sicher eine frohe Botschaft. Kam doch nach dem Kassensturz des letztjährigen Straßenfests Alarmstimmung auf: Wegen der finanziellen Lage sei die Ausrichtung künftiger Events fraglich, sagte Alain Rappsilber vom Vorstand des Folsom Europe e. V. gegenüber SIEGESSÄULE. Die von ihm geforderte dauerhafte Finanzierungslösung seitens des Senats ist noch nicht in Sicht. Auch diesmal musste das Folsom-Team lange auf die Zusage der Fördermittel warten.
„Es war ein harter Weg. In den zuständigen Behörden gehen die Uhren etwas anders. Zeitdruck kennen die da nicht – anders als wir. Erst Ende Juli haben wir endlich Bescheid bekommen, dass wir loslegen können“, so Alain Rappsilber. Dabei gebe es in der aktuellen Situation immer weniger Betriebe, die das alles auf die Beine stellen können: „Strom, Wasser, Müllentsorgung, Security, WC-Anlagen – für alles müssen Angebote eingeholt werden und die Preise haben sich inzwischen verdoppelt.“
Neue Herausforderung: „Affenpocken"
Covid-Auflagen gibt es dieses Jahr nicht. „Aber wir appellieren natürlich an selbstverantwortliches Handeln“, so Alain Rappsilber. „Im letzten Jahr hatten wir als einziges stattfindendes Straßenfest mit unserem Hygienekonzept bewiesen, dass so etwas funktioniert.“ Wegen der Kontrolle der 3G-Regeln hatten sich damals am Eingang zum Straßenfest Schlangen gebildet. Ähnliche Kontrollen sind dieses Jahr nicht geplant. Die üblichen Zugangssperren gibt es dennoch – auch um Eltern mit Kindern darauf hinzuweisen, dass es hier etwas Ungewöhnliches zu sehen gibt.
Spielt Covid dieses Jahr eine untergeordnete Rolle, rückt mit den aktuellen „Affenpocken“ (MPX) eine neue Herausforderung in den Fokus – gerade natürlich für ein Event, das für sich beansprucht für Aufklärung und Prävention zu stehen. So wurde die Website an prominenter Stelle um Informationen zu MPX ergänzt. Außerdem hat Rappsilber versucht, Druck auf die Politik zu machen: „Ich habe den verantwortlichen Politiker*innen rotzfrech klargemacht, was alles passieren könnte: Niemand kann schließlich wollen, dass Folsom als Superspreader-Event bekannt wird. Es muss schnell mehr Impfstoff her. In anderen Bundesländern vergammeln die Impfdosen und in Berlin werden sie händeringend gebraucht. Es ist ja nicht Sinn der Sache, dass alle Berliner*innen nach Mecklenburg-Vorpommern reisen, um ihre Impfung zu bekommen.“
Die auf dem Fest eingesammelten Spenden gehen wie immer an Aufklärungs- und Präventionsprojekte. Insgesamt 300.000 Euro sind so schon über die Jahre zusammengekommen. „Jeder und jede ist eingeladen, Aufklärungs- und Präventionsprojekte aus ganz Europa vorzuschlagen und einzureichen, die dann von den gesammelten Spenden profitieren könnten“, betont Rappsilber.
Party Highlights
08.09. Honey & Spice
Die BDSM-Play-Party im Quälgeist ist seit Jahren eine der wenigen Veranstaltungen im Rahmen von Folsom Europe, die sich explizit an FLINTA* richten. Während traditionell im Programm – und zwar insbesondere bei den vielen Fetischpartys – die Männer dominieren, haben Frauen* und Trans* deutlich weniger Auswahl. Zumindest heute können FLINTA* aber voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Los geht die Playparty um 18:00.
08.09. Adam Berlin
Mit der „Official Folsom Europe Opening Party“ im Connection wird bereits am Donnerstag das Fetisch-Wochenende groß und international eingeläutet. Denn als Co-Producer für dieses Event wurden die Macher der australischen FKK-Bar Adam mit ins Boot geholt – und so beinhaltet der Dresscode hier für alle Männer neben Klassikern wie Latex, Leather, Sportswear etc. auch ebenso nude. Ab 22:00 startet die Party und verspricht laut Ankündigung „techno, dance and debauchery“.
09.09. Revolver XXL
Die extrem beliebte Partyreihe ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil nahezu aller größerer Fetisch-Events hier in Berlin geworden – und so trägt sie zu Recht auch in diesem Jahr wieder den Titel „Official Folsom Europe Party“. Ab 23:00 legen im KitKatClub die Residents Chris Bekker, Ben Manson, Rony Golding u. a. harten Techno sowie housige Beats auf und die Partycrowd kann sich wieder auf den zahlreichen Spielwiesen und in den verwinkelten Gängen des Clubs austoben.
10.09. Pig Berlin
Traditionell eines der absoluten Highlights des Folsom-Wochenendes ist die abschließende, offizielle Folsom Europe Party „Pig“ in der Alten Münze. Ab 23:00 sorgen DJs wie Micky Friedmann, Maringo, Skippo, Robert Wall und viele andere auf zwei Floors für treibende elektronische Beats. Für andere treibende und triebige Beschäftigungen gibt‘s ebenso genug Raum in der ehemaligen Prägeanstalt für Münzgeld. Dresscode der Megasause: „Strictly Sleazy“!
11.09. Femme Fatalities
Sie ist die zweite große Fetischparty explizit für Frauen und außerdem für „trans, genderqueer and intersex“ im diesjährigen Programm. Und die „Fatalities“ kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Nahezu seit Beginn der Ausrichtung von Folsom Europe hier in Berlin sorgt sie für etwas mehr Vielfalt. Auch in diesem Jahr findet die Party abermals im liebevoll und reichhaltig ausgestatteten Sexclub Böse Buben in Schöneberg statt. Start ist bereits um 15:30.
Folsom Europe
08.–11.09., verschiedene Locations
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