Zwei Ausstellungen im April

Fesselnde Eindrücke: Bondage-Fotografien von Male Shibari

7. Apr. 2025 Interview: Carsten Bauhaus
Bild: Male Shibari
„Ed", eine Inszenierung von Male Shibari

Im April sind die kunstvollen Bondage-Fotografien von Male Shibari gleich in zwei Galerien zu sehen, eine ist seine erste Einzelausstellung. SIEGESSÄULE sprach mit ihm über Körper, Kunst, Seele und Technik

Male Shibari, du hast deinen Künstlernamen an die von dir praktizierte Fesseltechnik angelehnt. Was ist das Besondere daran? Shibari kommt aus Japan und ist die Urform des BDSM. Wichtig dabei ist eine sehr intensive Kommunikation mit dem Gegenüber. Als Gefesselter fühlt man sich geborgen und gleichzeitig sehr herausgefordert. Für mich persönlich hat es auch einen erotischen, manchmal sogar sexuellen Hintergrund. Aber es ist immer eine Berührung von Körper, Geist und Seele.

„In dieser speziellen Nische bin ich wahrscheinlich der bekannteste schwule Mann. Man darf nicht vergessen, dass die Shibari-Welt immer noch sehr heterosexuell ist.“

Woher kommen deine Modelle? In vielen Fällen entsteht der Kontakt über soziale Medien, über meinen Instagram-Account oder über Grindr bzw. PlanetRomeo, wo mich die Männer anschreiben oder ich sie anschreibe. In dieser speziellen Nische bin ich wahrscheinlich der bekannteste schwule Mann weltweit. Man darf nicht vergessen, dass die Shibari-Welt tatsächlich immer noch sehr heterosexuell ist.

Sind deine Modelle alles professionelle Bondage-Experten? Viele der Modelle haben sich vorher noch nie fesseln lassen. Bei etwa zwei Dritteln der Männer bin ich der Allererste und freue mich, sie grundlegend in die Welt des Shibari einzuführen.

Wie läuft eine solche Session dann ab? Es beginnt immer mit einem Gespräch: über Anatomie, die Seile, Sicherheit und Consent. Erst wenn dann ein Agreement da ist, wir einander vertrauen, wird gefesselt. Was ich genau fessele, ist immer sehr individuell und neben der Situation abhängig von dem Körper, der mentalen Verfassung und den Möglichkeiten meiner Partner. Neben den körperlichen Aspekten gibt es auch immer mental viel zu entdecken. In vielen Fällen lösen sich ganze Traumata, und die Männer fangen zum Beispiel an zu weinen, sind danach glückselig oder auch mal depressiv. Deswegen kommuniziere ich mit den Modellen auch an den nachfolgenden Tagen, wenn sie es wünschen.

„Erst wenn wir einander vertrauen, wird gefesselt."
Bild: Male Shibari
„Pedro“ von Male Shibari

Die Inszenierung deiner Fotos erinnert an alte Meister. Welche Inspirationen ziehst du aus der Kunstgeschichte? Die Lichtidee des Hell-Dunkel stammt tatsächlich von den alten Meistern. Besonders Caravaggio und Rembrandt sind meine Inspiration. Ich arbeite allein, ohne Assistenten, sowohl was das Fesseln angeht als auch das Fotografieren – wobei ich vorinstallierte hochauflösende Kameras mit Fernauslöser und eine Blitzlichtanlage verwende. Das Fotografieren kann so „wie nebenbei“ passieren, denn mein Fokus liegt immer auf der Session selbst. Dabei benutze ich immer nur eine einzige Lichtquelle, wie es ja auch in der Natur immer nur die eine Sonne gibt – so entsteht dann der intensive Hell-Dunkel-Effekt. Auch bei den Positionen lasse ich mich übrigens inspirieren von der Kunstgeschichte, aber auch von Yoga oder auch mal von einer Tarotkarte – ich entwickele jedoch außerdem eigene Signatur-Fesselungen.

Warum hast du dich auf männliche „Bunnys“ spezialisiert? Ich bin ein schwuler Mann. Deswegen erlebe ich den wesentlichen Thrill auf erotischer Ebene eben mit Männern. Ich fessele aber auch Frauen. Dabei bleibt dann das Sexuelle außen vor und es spielt sich nur auf der emotionalen Ebene ab. Ich selbst stehe auf schlanke und muskulöse Männer – aber das ist kein Muss. Vor allen Dingen muss mir das Gegenüber sympathisch sein. Generell bin ich völlig offen und stolz, dass es so viele unterschiedliche Modelle sind, zwischen 18 und 55 Jahre alt, sie kommen aus Europa und von Australien bis Kanada.

„Trotz aller Härte sind mir auch zärtliche Momente und vor allen Dingen die Ruhe danach wichtig.“

Führt die sexuelle Erregung dann in jedem Fall auch zum Orgasmus? Die sexuelle Erregung ist natürlich sehr individuell. Keine Session ist wie die andere – selbst mit derselben Person. Einige Menschen sind die ganze Zeit sexuell erregt, bei anderen baut es sich erst langsam auf. Ich selbst bin, zumindest zu Anfang, angezogen. Und den Orgasmus hat in den meisten Fällen das Modell. Trotz aller Härte sind mir auch zärtliche Momente und vor allen Dingen die Ruhe danach wichtig. Ich decke das Modell dann zu und wir kuscheln. Man muss das Modell schließlich auch wieder runterbringen, das ist mir ganz wichtig.

Male Shibari
25.04.–07.06.,
Di–Sa, 13:00–19:00,
Semjon Contemporary,
Schröderstr. 1, Mitte

Vernissage: 24.04., 19:00
Performance: 24.04. und 02.05., 21:00

Mein schwules Auge: Gruppenausstellung und Buchlaunch,
08.–26.04., Di–So, 16:00–20:00, Mo, 14:00–16:00,
The Ballery,
Nollendorfstr. 11–12, Schöneberg

Vernissage: 17.04., 18:00

Male Shibari auf Instagram: @male_shib

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