Ergreifende schwule Lovestory: „Spoiler Alarm“ im Kino
„Spoiler Alarm“ erzählt von der langjährigen Liebesgeschichte eines schwulen Paars, das mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird. Dargestellt werden die beiden Männer von den schwulen Schauspielern Jim Parsons („The Big Bang Theory") und Ben Aldridge („Knock at the Cabin")
Als Jim Parsons 2019 seine Rolle als Dr. Sheldon Cooper nach zwölf Staffeln „The Big Bang Theory“ an den Nagel hing, trauerten die Fans um den Sitcom-Hit – die LGBTIQ*-Community jedoch profitierte von seinem Ausstieg: Der vierfache Emmy-Gewinner widmet sich nämlich seitdem der queeren Sichtbarkeit in Film und Fernsehen. Er spielte nicht nur schwule Hauptrollen in der Netflix-Serie „Hollywood“ (2020) und der Neuverfilmung des Schwulenklassikers „The Boys in the Band“ (2020), sondern bringt auch zusammen mit seinem Mann Todd Spiewak und ihrer gemeinsamen Produktionsfirma That’s Wonderful queere Themen auf die Leinwände und Bildschirme.
Dazu gehört „Spoiler Alarm“ mit Parsons in einer der beiden Hauptrollen. Die Romantic Dramedy ist nach „Bros“ der zweite Versuch in diesem Jahr, eine schwule Lovestory mainstreamtauglich zu erzählen. Anders als Billy Eichners Boy-meets-Boy-Komödie erzählt sie jedoch eine Boy-loses-Boy-Geschichte, die von Anfang an keinen Zweifel daran lässt, dass sie es auf unsere Tränendrüsen abgesehen hat.
Kein Happy End
Dass Kit (Ben Aldridge) sterben wird, ist – siehe Titel! – von Anfang an kein Geheimnis. Was den Schock seines Krebstods am Ende aber nicht wirklich abmildert, denn im Laufe der dreizehn Jahre, die der Film umfasst, haben wir ihn und seinen Lebensgefährten Michael (Parsons) genug ins Herz geschlossen, um wider besseren Wissens heimlich doch noch auf ein Happy End zu hoffen.
Die Geschichte ist wahr: Michael Ausiello, ein in den USA bekannter Entertainment-Journalist, schrieb sie nach dem Tod seines langjährigen Partners Kit Cowan (unter dem noch unmissverständlicheren Titel „Spoiler Alert: The Hero Dies“) auf. Er habe keine „märchenhafte, geschönte Version der Geschehnisse“ schreiben wollen, sagte Ausiello damals, und das gilt auch für seine eigene Person, der eigentlichen Hauptfigur von Buch und Film.
Michael, der als „FFK“ („früheres fettes Kind“) unter einem gestörten Körpergefühl leidet, kann es kaum fassen, dass sich der attraktive Fotograf Kit ausgerechnet für ihn interessiert und sich nicht mal von seiner verstörend großen Schlumpf-Sammlung abschrecken lässt. Für den Serien-Nerd, der sich an seine recht einsame Kindheit in Form einer 80er-Jahre-Sitcom, komplett mit Billigkulisse und Lachkonserve, erinnert, wird das Leben zur beschwingten Liebeskomödie. Schon bald wird ein Regalfach freigeräumt und schließlich eine gemeinsame Wohnung bezogen.
Viele harmonische Jahre und albern inszenierte Weihnachtskarten später jedoch verlieren sich die großen Gefühle allmählich im Alltagstrott, der Streit wird häufiger, der Sex seltener (wobei der Film leider ohnehin quasi jugendfrei ist). Michael ist überarbeitet und steigt von Cola Light auf Rotwein um, Kit kifft zu viel, hat möglicherweise eine Affäre mit seinem Kollegen Sebastian (Antoni „Queer Eye“ Porowski) und zieht schließlich aus – keine Trennung, sondern eine freundschaftliche Beziehungspause.
Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Genau in diese Phase fällt die tödliche Krebsdiagnose, die das Paar im letzten Filmdrittel wieder zusammenbringt und Kits letzte Monate zwischen Krankenhaus und Meer, zwischen Hoffnung, Verzweiflung und glücklichen Momenten gemeinsam erleben lässt.
Der authentisch erzählten Beziehung ist es zu verdanken, dass „Spoiler Alarm“ nie ins überzuckerte Melodram abrutscht. Und auch wenn man Jim Parsons und Ben Aldridge („Fleabag“) als Michael und Kit die große Liebe füreinander nicht restlos abnimmt, sind die beiden schwulen Schauspieler doch Sympathieträger genug, um den Film durch seine Wohlfühlwellen zu tragen, flankiert von Sally Field und Bill Irwin als Kits liebenswerte Eltern und Newcomer*in Sadie Scott (in einer leider viel zu kleinen Rolle) als Kits wortkarge lesbische Mitbewohnerin.
Spoiler Alarm, USA 2022,
Regie: Michael Showalter.
Mit Jim Parsons, Ben Aldridge, Sally Field u. a.
Ab 04.05. im Kino
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#Drama#Jim Parsons#Kinostart