Straßenumbennenung

Einweihung der Audre-Lorde-Straße in Berlin am 28. Juni

27. Juni 2024 Selina Hellfritsch
Bild: Dagmar Schultz
Katharina Oguntoye, Audre Lorde und May Ayim (Bild: v. li.) stehen für die Schwarze feministische Bewegung in Berlin.

Bereits seit Februar 2019 steht fest: In Berlin wird eine Straße nach der afroamerikanischen lesbischen Dichterin und Aktivistin Audre Lorde benannt. Endlich ist es soweit: Am 28. Juni wird der nördliche Abschnitt der Manteuffelstraße in die Audre-Lorde-Straße umbenannt und mit einer Einweihungsfeier geehrt

Audre Lorde war eine Schwarze, lesbische Feministin, Kämpferin, Dichterin und Mutter – so hat sie sich selbst bezeichnet. Ihr Leben lang hat sie sich gegen Homophobie und Rassismus und für Schwarze Frauen eingesetzt. Nun wird eine Straße in Berlin sie ehren und damit auch für Repräsentation und Sichtbarkeit der LGBTIQ*-Community, Schwarzen Menschen und PoC stehen.

„Das ist eine Anerkennung von Audre Lordes bedeutender Arbeit, aber auch eine Anerkennung für das Engagement vieler Menschen in Berlin und Deutschland, die sich für die Rechte Schwarzer Menschen eingesetzt haben“, erklärt Katharina Oguntoye – Autorin, Historikerin und Vertraute von Lorde. Gegenüber SIEGESSÄULE sagt sie: „Audre Lorde steht für Zusammenarbeit und Zusammenleben in Verbundenheit.“

„Audre Lorde steht für Zusammenarbeit und Zusammenleben in Verbundenheit.“

Am 28. Juni findet von 17:00 bis 19:00 die Einweihungsfeier statt, die vom FHXB Museum und Art Planner in Kooperation mit Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt organisiert wird. Mit Reden von Bezirksbürgermeisterin Friedrichshain-Kreuzberg Clara Herrmann, dem Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Werner Heck und Mitstreiter*innen von damals und heute: Katharina Oguntoye, Dr. Marion Kraft und Dagmar Schultz.

Begleitet wird die Gedenkveranstaltung von künstlerischen Beiträgen von der Berliner Band 3 Women, vom interkulturellen Friendship-Chor des Joliba e. V. und von Künstler*in und Poet*in Lahya Aukongo

Einfluss auf die Frauen- und Lesbenbewegung

1984 stieg Audre Lorde in Berlin-Tegel aus dem Flugzeug und soll laut Freund*innen den berühmten Satz gesagt haben: „Wo sind die Schwarzen Deutschen?“. Über die nächsten acht Jahre kam sie immer wieder nach Berlin, arbeitete als Gastprofessorin an der Freien Universität, hielt Lesung und Vorträge. Während dieser Zeit hielt sie sich oft in Kreuzberg auf, unter anderem im Frauenzentrum Schokofabrik – eine Mischung aus Beratungs-, Freizeit- und handwerklichen Angeboten.

„Es war eine sehr intensive Begegnung mit der deutschen Frauen- und Lesbenbewegung. Audre Lorde half den Frauen sich mit dem damals noch sehr tabuisierten Thema Rassismus auseinander zu setzen“, erklärt Oguntoye. Lorde habe dabei entscheidend Anstöße zur Entstehung der gegenwärtigen afrodeutschen Bewegung gegeben. Außerdem habe sie Katharina Oguntoye und May Ayim zum Buch „Farbe bekennen“ animiert.

„Audre Lorde half den Frauen sich mit dem damals noch sehr tabuisierten Thema Rassismus auseinander zu setzen.“
Bild: K. Kendall CC BY 2.0 Quelle
Autorin und Aktivistin Audre Lorde

Wegen Lordes Verbindung zu Kreuzberg hat sich das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zusammen mit ihren Weggefährt*innen und einer Bürger*innenbefragung dafür eingesetzt, dort eine Straße nach ihr zu benennen. Die BVV hat daraufhin im vorigen Jahr beschlossen, den nördliche Teil der Manteuffelstraße (Zwischen Köpenicker Straße und Oranienstraße) in die Audre-Lorde-Straße umzubenennen. In dieser Straße befand sich zehn Jahre lang die Joliba-Galerie, sowie der Sitz des Vereins Joliba, der Familienhilfe für Schwarze Menschen anbietet und von Katharina Oguntoye mitbegründet wurde.

Audre Lorde in Berlin

„Audre Lorde war an jedem Ort, an dem sie lebte enorm wirksam. Wir hatten das Glück, dass sie über einen längeren Zeitraum in Deutschland aktiv war“, erzählt Oguntoye. Um diese Zeit in Deutschland, in Berlin, festzuhalten hat die Fotografin, Filmemacherin und Verlegerin des Orlanda Frauenverlags Dagmar Schultz die Ausstellung „Audre Lorde – The Berlin Years“ entwickelt. Ursprünglich wurde sie 2014 bis 2015 am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin gezeigt – dort hatte Lorde 1984 ihre Gastprofessur. Anlässlich der Straßenumbennenung wird die Ausstellung, die Porträts von Audre Lorde in und außerhalb von Berlin präsentiert, noch ein mal im FHXB Museum ausgestellt und kann bis zum 8. September besucht werden.

Einweihung der Audre-Lorde-Straße
Kreuzung Audre-Lorde-Straße/Muskauer Straße
28. Juni 2024
17:00–19:00

Ausstellung „Audre Lorde – The Berlin Years“
bis 08. September 2024
Di–Do 12:00–18:00, Fr–So 10:00–20:00, Eintritt frei
rollstuhlgerechter Zugang Ausstellung in Deutsch und Englisch FHXB Museum, Adalbertstr. 95a 10999 Berlin
fhxb-museum.de

Audre Lorde in Berlin – Online-Übersicht
von Dagmar Schultz
audrelordeberlin.com

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