Vom 11. bis 15. September wird es wieder extra kinky in Berlin. Bei Folsom Europe, Europas größter Fetischparty, treffen sich Ledermänner, Puppys & Co. im Regenbogenkiez, um ihre verspielten Hobbys in der Gemeinschaft und nicht nur hinter verschlossenen Türen auszuleben. Dabei ist Sex oft nebensächlich

Anlässlich von Folsom präsentieren wir euch diese Woche schwerpunktmäßig Artikel zum Thema Fetisch.

Das Motto für die 21. Ausgabe lautet: The Sexiest Social. „Wir wollen damit darauf hinweisen, worum es uns wirklich geht. Dass eben nicht Sodom und Gomorrha auf der Straße herrscht. Folsom ist ein super soziales Event, wo Leute ihren Fetisch öffentlich ausleben können. Es geht um das Miteinander und die Sichtbarkeit”, erklärt Denis Watson, seit diesem Jahr im Vorstand von Folsom Europe.

Am 14. September von 12 bis 22 Uhr knallen deshalb auf der Fugger- Ecke Welserstraße in Schöneberg wieder die Korken (und Peitschen?) auf dem Folsom Straßenfest. „Für viele ist das Straßenfest das Highlight”, schildert der gelernte Grafiker vorfreudig. „Dieses Jahr gibt es auch wieder eine Bootsparty und drei Sightseeing-Busse, die voll in Fetisch durch die Stadt fahren.”

Neu im Programm: Die „Animal Farm“

Seit ihrer Premiere 2004 ist Folsom Europe stetig gewachsen. Neu sind dieses Jahr nicht nur Locker für Lack, Leder und andere Wertsachen, sondern auch eine so getaufte „Animal Farm“. „Zum ersten Mal wird es einen Bereich für Furries und die immer größer werdende Puppy-Community geben.” Zur Erklärung: Puppys (zu deutsch: Welpen) und Furries (Pelzige) beziehen sich auf eine Art Rollenspiel, bei dem die Fetischist*innen sich entweder als Hunde oder andere anthropomorphe Tiercharaktere kostümieren. „Wir wollen auch dieser wachsenden Community, die nicht so richtig Gehör findet, eine Bühne geben. Das ist mein persönliches Highlight.”

„Wir wollen auch dieser wachsenden Community, die nicht so richtig Gehör findet, eine Bühne geben.”

Heißt das, dem stereotypen Ledermann wird von neuen Fetischtrends langsam der Rang abgelaufen? Eher nicht, meint Denis: „Der Reiz von Puppys liegt in verschiedenen Aspekten. Einerseits bieten sie einen erfrischenden Kontrast zur oft sehr ernsthaften Lederszene, indem sie den spielerischen Umgang mit Fetisch betonen.

Andererseits bietet die Puppy-Szene einen einfachen und zugänglichen Einstieg in den Fetisch, besonders für Newbies. Man bleibt anonym, findet aber gleichzeitig eine große, offene Community, in der man sich sofort willkommen fühlt – unabhängig von Gender und Sexualität.”

Aber geht es da nicht drunter und drüber bei so viel Freizügigkeit? Klare Regeln und Grenzen gelte es einzuhalten. „Sex und komplette Nacktheit werden im öffentlichen Raum nicht toleriert”, so Denis. „Rechte Uniformen haben bei uns nichts verloren. Flogging geht leider auch nicht.” Auspeitschen (Englisch: flogging) ist also entgegen hartnäckigen Vorurteilen auf der Straße auch tabu. „Dafür müssen die Leute in die Clubs gehen. Sonst müssen wir uns beim Nachbarschaftstreff wieder anhören, wer was gemacht hat”, lacht er.

Ob der jeweilige Fetisch eine sexuelle Komponente hat, sei eh häufig sehr unterschiedlich. „Auch wenn die Mainstream-Medien oft das Sexuelle in den Vordergrund stellen, ist das nur ein Teil des Ganzen”, betont Denis. „Als Puppy lässt man sich zum Beispiel darauf ein, verspielt und hundedoof zu sein. Dabei kommt man vielleicht sogar seiner wahren Persönlichkeit näher, die im Alltag durch soziale Normen oft unterdrückt wird.” Auch ohne Sex.

„Auch wenn die Mainstream-Medien oft das Sexuelle in den Vordergrund stellen, ist das nur ein Teil des Ganzen.”

Konzept verstanden? Dann können die Spiele ja beginnen! Denis bläut noch abschließend ein: „Respektiert die anderen und fasst die Leute nicht einfach an, wenn sie es nicht wollen! Ansonsten Hauptsache Spaß haben. Und Sonnencreme fürs Straßenfest einpacken, wenn es wieder so warm wird wie letztes Jahr.”

Folsom Europe Berlin 2024
11. bis 15. September
Überblick, Kalender und Regeln unter: folsomeurope.berlin oder folsomeurope.berlin/pocket-guide

Folsom Europe Street Fair 2024
14. September 2024, ab 12:00
Fuggerstraße/Welserstraße