Ehemaliges Frauengefängnis wird zum queeren Kunstzentrum

Zum Ostertreffen wird ein neues queeres Kunstzentrum in den Räumen einer ehemaligen Haftanstalt eingeweiht.
Das Künstler*innenkollektiv Pride Art um den Gründer Lars Deike ist umgezogen. Die spektakuläre neue Location ist das ehemalige Frauengefängnis Berlin-Lichterfelde in der Nähe des Botanischen Gartens. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Die Eröffnung des Kunstzentrums in der mittlerweile auf den Namen „The Knast" getauften Location soll im Rahmen des Leder- und Fetischtreffens „Easter Berlin“ erfolgen. Vom 13. bis zum 17. April gibt es eine große Ausstellung, bei der sich die Gefängniszellen in kleine Galerien verwandeln. Daneben gibt es am Abend noch weitere Events wie ein Filmabend, ein Musical und ein Konzert. Der Künstler und Organisator Lars Deike erzählt SIEGESSÄULE wie es zu dem außergewöhnlichen Projekt kam und was zukünftig in den ehemaligen Zellentrakt geplant ist
Wie ist die Idee entstanden, ein queeres Kunstzentrum mitten im bürgerlichen Steglitz zu eröffnen? Ich hatte ja ein Atelier im östlichen Friedrichshain, wo ich auch schon Ausstellungen organisiert habe. Dort wurde mir Anfang des Jahres gekündigt. Glücklicherweise kamen Janina Ahmadi und ihr Partner auf mich zu, die in Berlin verschiedene besondere Immobilien entwickeln. Sie hatten sich schon 2017 in das denkmalgeschützte Frauengefängnis verliebt und werden hier im nächsten Jahr unter anderem ein Boutique-Hotel und ein Fine-Dining Restaurant eröffnen. Sie haben auch regelmäßig unsere Ausstellungen besucht und Kunst gekauft. Deshalb wussten sie, dass wir viele Leute mobilisieren können und wollten uns gerne als Mieter haben.
Wie hast du dein Netzwerk von queeren Künstler*innen aufgebaut? Mein Atelier im ehemaligen Polygon-Club war sehr groß, so dass ich 2019 auf die Idee kam, den Platz mit anderen queeren Künstler*innen zu teilen – zumindest für Ausstellungen während der großen Events zu Ostern, Pride Week und Folsom – mit 30 bis 40 verschiedenen Künstler*innen. Jetzt im Januar haben wir offiziell einen Verein gegründet.
Wie wollt ihr den Ort zukünftig auch außerhalb der großen Events lebendig halten? 20 der Zellen werden an queere Künstler*innen als Atelier vermietet – die dann zu den großen Ausstellung frei geräumt werden, jeweils zum Ostertreffen, Pride Week und Folsom. Alle Ateliermieter*innen können aber auch jederzeit kleinere Ausstellungen organisieren und Besucher*innen können auch einfach vorbeikommen und in diese ganz andere Welt abtauchen. Und wenn Künstler*innen anwesend sind, auch in die Atelierzellen hineinschauen. Außerdem ist prideART deutschlandweit und international vernetzt. Es wird Ausstellungen in Köln, Hamburg un München geben – und zum New York Gay Pride eine große gemeinsame Show mit prideART New York.
Wie finanziert sich so ein großes Projekt? Die Künstler*innen zahlen Miete für die Atelier-Zellen, je nach Größe 190 bis 300 Euro Miete im Monat. Außerdem hat uns die Lokalpolitik entdeckt, besonders die Grünen sind von der Idee begeistert, dass der queere Geist in Steglitz einkehrt. Wir hoffen in Zukunft also auf Unterstützung. Aber bislang sind wir ein sehr armer Verein. Man kann auf der Website Patenschaften übernehmen. Und für die Ostertage hoffen wir, dass viel an unserer Bar getrunken wird, sonst sind wir gleich zu Beginn pleite.

„Man sagt, Essen sei der Sex des Alters, bei mir ist es die Kunst."
Bist du selber inzwischen eher Kunstorganisator als Künstler? Als ich anfing als Künstler andere Künstler*innen zu promoten, war ich gezwungen, Galerist zu werden – was ich nie werden wollte. Ich werde aber von vielen Helfer*innen unterstützt. Die Künster*innen, die dem Projekt beitreten, müssen Teamplayer sein und zum Beispiel beim Aufbau oder der Bar mithelfen, sonst funktioniert es nicht. Trotz der Unterstützung komme ich im Moment aber kaum zum Malen, mir fehlt einfach die Ruhe dazu.
Wie würdest du deine eigene Kunst beschreiben? Ich arbeite sehr intuitiv, mit starken expressiven Pinselstrichen. Ich liebe Sex, Erotik, Fetisch und den männlichen Körper. Man sagt, Essen sei der Sex des Alters, bei mir ist es die Kunst. Jedesmal wenn ich ein Bild fertiggestellt habe, ist die Spannung abgebaut und ich fühle mich befriedigt und befreit.
Was genau hat prideART über die Die Ostertage im the Knast geplant? Vom 13. bis 17.April jeweils von 14:00 bis 19:00 Uhr können Besucher*innen die erotische Kunstausstellung „Primal Matter“ erkunden, auf drei Etagen in 27 kleinen Zellen, das ganze bei freien Eintritt. Es werden Snacks und Getränke angeboten, bei schönen Wetter gibt es im großzügigen Garten eine Ostereiersuche. Ab 19:00 Uhr finden dann jeweils unterschiedliche Veranstaltungen statt, von einer Bondage-Show über ein erotisches Musical bis hin zu einem Nude Drawing Kurs für interessierte Laien.
Primal Matter
prideART @ THE KNAST
13.–17. April, 14.00-19.00
Kunstausstellung mit mehr als 30 Künstler*innen,
Eintritt frei
Eröffung / Vernissage der Ausstellung
13.04., 19:00–22:00
Bondage Show und Live Songs
Mehr Infos zu den weiteren Oster-Events von prideArt unter
facebook.com/prideartberlingalerie/events
The Knast meets prideArt
Söhtstr. 7, Lichterfelde
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Spendenaktion Queere Nothilfe Ukraine
Zahlreiche Organisationen der deutschen LGBTIQ*-Community haben sich zum Bündnis Queere Nothilfe Ukraine zusammengeschlossen. Es werden Spenden gesammelt, die für die notwendige Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen in der Ukraine verwendet werden. Link zur Spendenseite: https://altruja.de/nothilfe-ukraine/spende
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#queer#The Knast#Lars Deike#Kunstzentrum