Dolly Partons erstes Rockalbum: Kult von Anfang bis Ende
Country-Legende und Queer-Ikone Dolly Parton hat sich für ihr neuestes Album einen besonderen Clou ausgedacht: zusammen mit einigen Gigant*innen des Genres hat sie ihr erstes Rock-Album aufgenommen – das sich über vier Vinylplatten erstreckt. Es wurde zu einem Who Is Who der queeren Musikszene. Resultat: Kult von Anfang bis Ende!
Bei Diskussionen über Geschlechterdiversität könnte es eine einfache Antwort auf alle Fragen geben: Dolly Parton! Sie verkörpert gewissermaßen ihr ganz eigenes Geschlecht, ja vielleicht sogar eigene Spezies. Der Superstar, der aussieht wie die Karikatur einer Dragqueen, von dem immer wieder gemunkelt wird, sie sei lesbisch oder in Wahrheit vielleicht sogar ein Mann, könnte auch von einem anderen Planeten stammen. Fest steht, Dolly Parton hat einmal mehr Musikgeschichte geschrieben. Ende 2022 wurde sie in die Rock ‘n’ Roll-Hall-of-Fame aufgenommen. Zuvor hatte sie noch darum gebeten, von der Liste der Nominierten gestrichen zu werden, sei sie doch Countrymusikerin und keine Rocksängerin.
Doch man wollte Dolly dort und so machte sie schließlich mit – und ließ sich nicht lumpen. Schon bei der Verleihungszeremonie schnallte sie sich die E-Gitarre um und bewies, dass sie sehr wohl auch Rock ‘n’ Roll kann. Nichts anderes war von der genialen Multiinstrumentalistin, Komponistin, Songschreiberin und Sängerin zu erwarten. Dann versprach sie konsequenterweise auch noch ein baldiges Rockalbum. Das erschien nun weltweit am 17. November unter dem bescheidenen und passenden Titel „Rockstar“.
Und wie sollte es anders sein: Für ihr erstes Rockalbum im stolzen Alter von 77 Jahren hat sich die Countrylegende etwas ganz Besonderes ausgedacht: Coverversionen und Duette mit den Größen des Rock ‘n’ Roll. Die Liste der Mitmachenden liest sich witzigerweise – aber auch wenig überraschend – wie eine Art CSD-Parade des Rock. Dolly singt im Duett mit dem offen schwulen „Metal God“-Künstler und der Stimme von Judas Priest Rob Halford. Sie rockt mit Lesbenikone Melissa Etheridge. Sie performt mit der nächsten Lesbenikone Joan Jett deren wunderbares „I Hate Myself for Lovin You“. Mit einer dritten Lesbenikone, Linda Perry, nahm sie die von Perry geschriebene Hymne „What’s up?“ der 4 Non Blondes neu auf.
Satte 30 Tracks auf vier Vinylplatten
Als Trio tat sie sich mit der lesbischen Countrysängerin Brandi Carlisle und niemand Geringerem als Pink zusammen, um „Satisfaction“ der Rolling Stones neu zu interpretieren. Mit Elton John singt sie, wie es einst George Michael tat, den Song „Don’t Let the Sun Go Down on Me“. Und nicht nur dieser wird gewürdigt, auch Freddie Mercurys unvergesslicher „We Are the Champions“ seiner Band Queen bekommt von Dolly einen neuen Anstrich und wird mit „We Will Rock You“ grandios gemixt.
Ein paar heterosexuelle, aber nicht minder spannende Leute, die wir nicht unterschlagen wollen, dürfen auch mitspielen. Da sind so klangvolle Namen wie Paul McCartney, Sting, Stevie Nicks oder Miley Cyrus. Außerdem Ikonen wie Debby Harry oder Aerosmith-Sänger Steven Tyler. Ex-Teenie Idol Simon Le Bon von Duran Duran und die legendäre Pat Benetar, die mit Dolly Parton nochmal ihren Kultsong „Heartbreaker“ einsingen durfte, vervollständigen das Album, das mit satten 30 Tracks auf vier (!) Vinylplatten oder zwei CDs herauskommt.
Es mag merkwürdig anmuten, dass jemand nach über 80 Country-, Gospel- und Blue-grass-Alben nun mit fast 80 ein erstes Rockalbum einspielt. Geld braucht Dolly Parton, eine der reichsten Frauen der USA, sicher nicht. Immerhin hat sie bisher mehr als 100 Millionen Alben verkauft. Es ist der Spaß an der Musik und vor allem das wunderbare Statement, dass sie und die mit ihr auf „Rockstar“ versammelten Musik-Dinosaurier mitnichten für irgendwas zu alt sind oder es nicht mehr drauf haben. Im Gegenteil!
Rock ‘n‘ Roll wurde von Dolly Parton nicht erfunden, aber mit dieser Liebeserklärung an das Genre macht sie das einzig richtige daraus: Kult!
Dolly Parton: Rockstar (Big Machine Records/Universal), seit 17.11. erhältlich
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