Die goldenen Zwanziger: Ausstellung zu Ehren von George Hoyningen-Huene
George Hoyningen-Huene erlangte in den 1920er und 1930-Jahren Ruhm durch anspruchsvolle Mode- und Porträtfotografie. Meisterhaft vereinte er Kunst, Mode und Film in seinen Kompositionen, die auch Elemente der Moderne oder des Surrealismus beinhalteten. Ab Ende Januar präsentiert Jaeger Art eine Ausstellung zu Ehren des Künstlers
„Die goldenen Zeiten mit den Künstlern und Intellektuellen, die homosexuell waren, sind wahnsinnig spannend. Ich finde es auch für die heutige Zeit interessant.“ Galerist Benjamin Jaeger von Jaeger Art schwärmt von den 20er-Jahren, als vieles verboten, aber deshalb so viel möglich war, nicht nur in Berlin, sondern auch in Paris. Dort hatte sich George Hoyningen-Huene niedergelassen, der 1900 in St. Petersburg geboren worden und wegen der Oktoberrevolution über Malta und London nach Paris geflohen war. Als Modezeichner begann er, als Fotogenie starb er. Seine Bilder entwickeln auch heute noch eine Kraft, der man sich kaum entziehen kann. Vorausgesetzt man liebt Mode als Kunstform und arrangierte Studiokompositionen. Fast zehn Jahre lang kreierte er die Werbekampagnen der Vogue für „Damenbadebekleidung“.
„Stars saßen für ihn Modell, darunter Hollywood-Größen wie Marlene Dietrich, Gary Cooper, Rita Hayworth, Katharine Hepburn, Greta Garbo und der junge Charlie Chaplin. Und immer wieder Josephine Baker.“
Elegante Frauen in Schwarz-Weiß fotografiert. So schuf er das ikonische Bild „Divers“ mit dem jungen Horst P. Horst, seinem späteren Partner. Vogue, Vanity Fair oder Harper‘s Bazaar druckten seine Fotos. Schnell wurde er zum Star, und Stars saßen für ihn Modell, darunter Hollywood-Größen wie Marlene Dietrich, Gary Cooper, Rita Hayworth, Katharine Hepburn, Greta Garbo und der junge Charlie Chaplin. Und immer wieder Josephine Baker. Sie ist auch der Anlass für diese Ausstellung in der Jaeger Art. Die Neue Nationalgalerie plant eine große Hommage im Januar zu ihren Ehren und fragte in der Galerie an, ob man Hoyningen-Huenes Bilder von ihr ausleihen würde. „Und da wir seit Jahren überlegen eine Hoyningen-Huene-Ausstellung zu machen, war das eine willkommene Gelegenheit“, so der Galerist. „Schließlich ist Josephine Baker eine Persönlichkeit, die in der damaligen Zeit wichtig war und ein absolutes Role Model, wie Hoyningen-Huene auch.“ Rund 35 Werke werden gezeigt, in denen die Goldenen Zwanziger in der Brunnenstraße wieder zum Leben erwachen. „Fast 100 Jahre später diese Zeit noch einmal zu dokumentieren und aufleben zu lassen“, ist ein Herzenswunsch von Jaeger.
Visionär der Zeit
Noch etwas fasziniert den Galeristen an Hoyningen-Huene. „Als Jungfotograf auf dem Höhepunkt seiner Karriere hat er sich über Nacht sang- und klanglos von der Modeszene verabschiedet, ging nach Hollywood und wurde dort erfolgreicher Farbfilmberater.“ Und das als einer der größten Schwarz-Weiß-Fotograf*innen der Welt, dessen Ruhm bis heute anhält. Er war seiner Zeit weit voraus, sowohl in seiner Kunst als auch in seiner bekennenden Homosexualität, betrachtete die Magazinfotografie nie als minderwertig gegenüber der bildenden Kunst. Im Gegenteil forderte er seine Kollegen auf, Bilder „mit der Absicht zu erschaffen, dass sie eines Tages in die wichtigsten Fotokunstsammlungen der Welt aufgenommen werden.“
„Er ist absolut in Vergessenheit geraten, obwohl er einer der größten Fotografen der Fotogeschichte war.“
1968 starb er. „Er ist absolut in Vergessenheit geraten, obwohl er einer der größten Fotografen der Fotogeschichte war“, bedauert Jaeger. Das scheint sich gerade zu ändern. In Tokio zeigt im Februar Chanel eine große Einzelausstellung. Und es gibt eine Einzelausstellung in Berlin. Dort wird auch der begleitende Katalog „George Hoyningen-Huene: Photography, Fashion, Film“ zum ersten Mal präsentiert. Eine wunderbare Ansammlung verschiedener Motive. Darin ein faszinierendes Bild von seinem Freund Salvador Dalí und dessen Frau Gala. Ein Foto zeigt im Pariser Art-Déco-Freibad Molitor einen jungen, attraktiven Bademeister mit einem provozierenden Lächeln in dem damals üblichen Badeeinteiler. Ein anderes Katharine Hepburn und eines natürlich Josephine Baker. Das Lebensgefühl der Bilder würde Jaeger gerne wieder nach Berlin bringen. „Ich finde, es stünde Berlin ganz gut an, ein wenig Glamour und Eleganz zu zeigen, wie sie Paris und London immer noch hat, diese zeitlose Eleganz.“ Übrigens nicht nur Hoyningen-Huene machte später Karriere in Hollywood, auch der kecke Bademeister: Johnny Weissmüller als Tarzan.
George Hoyningen-Huene: Glamour & Style
26.01.–23.03.,
Mi–Sa, 12.00–18.00,
Jaeger Art,
Brunnenstr. 161,
Vernissage: 26.01., 19:00
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