Demonstration am 24. Juni in Berlin

East Pride 2023

21. Juni 2023 Florian Bade
Bild: East Pride Berlin
Bammer mit dem Motto des East Pride Berlin 2023 an der Gethsemanekirche

Unter dem Motto „Homosexualität ist für alle da“ zieht am 24. Juni der 3. East Pride durch Prenzlauer Berg und Mitte. Ein Schwerpunkt liegt auf den Belangen der extrem bedrohten queeren Community in Uganda

Route

Die East-Pride-Parade beginnt um 15 Uhr am Samstag, den 24. Juni! Wie im letzten Jahr startet sie an der Gethsemanekirche. Die Demo verläuft durch Prenzlauer Berg über die Dunckerstraße, Knaackstraße, Schnönhauser Allee, dann über die Rosa-Luxemburg-Straße und Karl-Liebknecht-Straße zum Alexanderplatz. Weiter geht's über die Rathausstraße und den Schloßplatz zum Auswärtigen Amt am Werderschen Markt 1. Anschließend verläuft die Route über die Leipziger Straße in die Axel Springer Straße 54a/D vor der Botschaft der Republik Uganda, wo die Demonstration um ca. 18:30 Uhr enden wird.

Wofür steht das Motto?

„Unser Pride-Motto ist eine Anlehnung an ein Zitat aus der Zeit der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (H.I.B.), die erstmals in den 1970er Jahren in Ost-Berlin öffentlich und sichtbar auftrat”, erläutern die Hauptorganisator*innen Anette Detering und Wolfgang Beyer, die den Ursprung ihres eigenen Widerstandes in der Schwulen- und Lesbenbewegung der DDR verorten.

„Das Zitat konterkariert eine kategorische Einteilung von Menschen in ,Homosexuelle’ und ,Heterosexuelle’”, erklären sie weiter, „und macht damit die homosexuelle Frage zu einer Frage für alle Menschen. Auch zu einer Frage unserer Verfolger, nach den Ursachen der Homophobie und der damit verbundenen homosexuellen Betroffenheit.”

„Wir sehen da eine Gefahr, dass nicht mehr über die Ursachen der Gewalt gegen Queers nachgedacht und politisch LGBTIQA* als Feigenblatt verwendet wird.”

Hinter dem Motto steckt aber auch eine Kritik: „Die Identitätsfrage ist zur ausschließlichen und absoluten Frage geworden”, monieren die beiden Pride-Planer*innen. „Wir sehen da eine Gefahr, dass nicht mehr über die Ursachen der Gewalt gegen Queers nachgedacht und politisch LGBTIQA* als Feigenblatt verwendet wird”. Insofern soll es ein Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen heteronormative Unterdrückung sein!

Neben der Frage nach der Bedeutung des Mottos drängt sich eine weitere Frage auf: Warum organisiert der East Pride, der sich zu einem gewissen Grad als Teil der PostOst-Bewegung sieht, eine Solidaritätsbekundung mit Uganda? Und das ausgerechnet in Zeiten des russischen Angriffskrieges?

Anette und Wolfgang ziehen Parallelen zur eigenen Historie: „Damals war es in der DDR nur möglich sich selbstbestimmt in politischen Gruppen zu organisieren, weil es die Kirche als Freiraum gab. Noch in den 1970er Jahren wurde die H.I.B., die keinen kirchlichen Schutzraum hatte, von der DDR verboten.”

Und unseren Geschwistern in Uganda, die seit Kurzem unter einer neuen, extrem homophoben Gesetzsprechung und Verfolgungswelle leiden, ginge es ähnlich, führen sie fort: „Sie können sich jetzt auch nicht organisieren. In der DDR und in Uganda war und ist der Kampf für Queere Rechte auf Solidarität aus dem Westen und aus der freien Welt angewiesen.”

Bild: Anette Detering
East Pride Demo 2022
„In der DDR und in Uganda war und ist der Kampf für Queere Rechte auf Solidarität aus dem Westen und aus der freien Welt angewiesen.”

Aber es gibt auch persönliche Gründe: Wolfgang und Anette haben in der von Wolfgang gegründeten und selbstorganisierten Gottesdienstgemeinde, der GayChurch, mit Pastoren aus Uganda zusammengearbeitet und sich angefreundet. Als einige von ihnen in ihr Heimatland zurückkehrten, wurden sie mit anderen Aktivist*innen von der Polizei festgenommen. Jetzt geht es darum ihnen vor Ort zu helfen. „Diese persönlichen Verbindungen haben uns klar gemacht, wie überlebensnotwendig unsere Solidarität jetzt ist.”

An der inhaltlichen Planung und Gestaltung der Demo haben sich auch zwei Aktivisten aus Uganda, Michael Shibale und Joe, wesentlich beteiligt. Inzwischen in Berlin lebend, setzten sie sich in mehreren Organisationen für queere Rechte in Uganda und der ganzen Welt ein. Auf der East-Pride-Demo wird es von beiden auch Redebeiträge geben und Gebete für die Opfer des LGBTIQ*-feindlichen Regimes ihres Landes. Desweiteren wird eine trans* Aktivistin auf dem Alexanderplatz Ella N. gedenken, die sich ebendort am 14. September 2021 verbrannte.

East Pride und Marzahn Pride finden zeitgleich statt

Schade ist, dass die East-Pride-Demo am gleichen Tag und zu einer ähnlichen Uhrzeit wie der von Quarteera organisierte Marzahn Pride stattfindet. Die Überschneidung war laut Organisator*innen nicht beabsichtigt. Bewusst wurde das letzte Juni-Wochenende als Termin gewählt: „Wir berufen uns damit auf das traditionelle Datum der ersten Demo nach dem Aufstand in der New Yorker Christopher Street."

„Solange es keine queere Geschichte gibt, wird es auch keine queere Zukunft geben.”

Anette und Wolfgang fassen den Kerngedanken des East Pride zusammen: „Dass der historische Kampf von LGBTIQ* nicht nur damals in der DDR, sondern grundsätzlich nicht ernst genommen wird, ist vor allem auch ein Anzeichen dafür, dass die queere Frage in der Gegenwart – sei es für die Beurteilung der Motive in dem russischen Krieg gegen eine freie Ukraine oder eben auch in Uganda, nicht gestellt wird. Solange es keine queere Geschichte gibt, wird es auch keine queere Zukunft geben.”

Bild: East Pride Berlin
Anette Detering und Wolfgang Beyer, Organisator*innen der East Pride Demo

Folge uns auf Instagram

#Christopher Street Day#LGBTIQ* in Uganda#CSD#Pride#East Pride Berlin#East Pride

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.