Zweiter Marzahn-Pride am 17. Juli
Am 17. Juli steigt die zweite Pride-Parade von Quarteera im Berliner Stadtteil Marzahn unter dem Motto „Marzahn – das bunte Miteinander!“
Einige aus dem Team von Quarteera – dem Verein für russischsprachige LGBTIQ* – sind selbst in Marzahn aufgewachsen oder in anderen Berliner „Randbezirken“. Viele haben LGBTIQ*-Feindlichkeit schon am eigenen Leib erlebt, auch, wie sie berichten, innerhalb russischsprachiger bzw. „migrantischer Communitys“ in ihrem Viertel. „Zugleich wohnen wir im selben Kiez, spielen im selben Team, haben häufig die gleichen Probleme wie viele andere Migrant*innen“, sagen sie gegenüber SIEGESSÄULE. Sie wünschen sich hier, die Botschaft zu vermitteln, „dass wir nicht auf zwei verschiedenen Seiten eines Schlachtfeldes stehen. Wir wollen kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.“
„Für mich als Migrant*in ist der Pride sehr wichtig. Wir erschaffen unsere Realität mit unseren eigenen Händen.“
Unter anderem deshalb organisiert der Verein Quarteera e. V. gemeinsam mit Lesben Leben Familie (LesLeFam) e. V. in diesem Juli zum zweiten Mal den Marzahn-Pride. Das Ziel: Vorurteile abbauen. Vorurteile, die manche Bewohner*innen des Bezirks gegenüber Queers haben; aber auch Vorurteile gegenüber Marzahn als angeblich durchweg queerfeindlichem Stadtteil.
Dies mache unsichtbar, wie divers der Bezirk tatsächlich sei, betont das Quarteera-Team. Alexey, Mitglied im Quarteera-Vorstand, schwärmt von dem Empowerment, das bereits letztes Jahr auf dem Pride spürbar gewesen sei: „Für mich als Migrant*in ist der Pride sehr wichtig. Wir erschaffen unsere Realität mit unseren eigenen Händen.“
Marzahn ist der Berliner Bezirk mit den meisten russischsprachigen Einwohner*innen. Das Pride-Event wird auf mehreren Sprachen beworben, auf Russisch, Deutsch und Englisch. „Was in Russland aussichtslos scheint, ist hier machbar“ sagt Alexey. „Nämlich in der Öffentlichkeit auf Russisch für die eigene Queerness einzustehen.“ Mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, gemeinsam „auf der Straße zu sein und sich sicher zu fühlen“ dies vermittele Alexey das Gefühl: „Ich gehöre hierher.“
Quarteera e. V., als gemeinnützige Organisation russischsprachiger LGBTIQ* in Deutschland, leistet seit über einem Jahrzehnt Aufklärungsarbeit und erreicht sowohl die deutsche als auch die russische Öffentlichkeit. Dass der Verein nun seine Arbeit bereits zum zweiten Mal mit einem eigenen Pride auf die Straßen Berlins trägt, ist nur konsequent.
Nicht alle im Bezirk begrüßen jedoch die Initiative. Gunnar Lindemann, im Landesvorstand der AfD Berlin, hetzte letztes Jahr gegen die Aktion und versuchte dabei, queere und nicht queere russischsprachige Menschen gegeneinander auszuspielen. „Marzahn braucht keine Transgendergagarassisten!“, polterte er in einem Tweet, verbunden mit der absurden Unterstellung, das Orga-Team wolle „antirussischen Rassismus“ befeuern.
„Wir haben gesehen, dass Marzahn viel offener ist, als wir gedacht haben“
Dieser Angriff konnte jedoch nicht verhindern, dass die Aktion mit über 500 Teilnehmenden ein voller Erfolg wurde. „Wir haben gesehen, dass Marzahn viel offener ist, als wir gedacht haben“, freute sich das Quarteera-Team im Anschluss. „Und die Marzahner*innen haben gesehen, dass wir auch Teil von Marzahn sind.“
In 2020 wurde der Marzahn-Pride durch viele verschiedene queere Gruppen aus allen Teilen Berlins unterstützt. Für dieses Jahr hofft der Verein wieder auf ähnlich rege Teilnahme. Josi von Voices4 Berlin, die stellvertretend für die Gruppierung 2020 eine Rede auf dem Pride hielt, findet dazu: „Es ist wichtig, die eigenen Privilegien zu nutzen, und die Stimmen der Queers im Bezirk zu verstärken.“
Route: Der diesjährige Marzahn Pride startet um 12:00 u. a. mit einer Eröffnungsrede der veranstaltenden Vereine und einer Rede der Bürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf am Helene-Weigel-Platz. Die Demo endet gegen 14:00 mit einer Abschlusskundgebung am Victor-Klemperer-Platz/Freizeitforum Marzahn.
Hygieneregeln, Barrieren: Es gelten Masken- und Abstandspflicht, außerdem ist Alkoholkonsum auf der Demo untersagt.
Bereits am 17. Juni geht eine begleitende Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag #marzahnliebt an den Start. Für Juli und August sind außerdem Workshops geplant, das Programm soll Anfang Juli auf marzahn-pride.de veröffentlicht werden.
Im benachbarten Stadtteil Lichtenberg finden von Juni bis August die Lichtenberger Pride Weeks statt, mehr Infos hier.
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