Comeback mit Coming-out: La Roux im Interview
La Roux tritt am Samstag live in Berlin auf. SIEGESSÄULE fragte sie nach ihrem Verhältnis zur queeren Community und warum seit ihrem letzten Album so lange Funkstille herrschte
Mit Hits wie „In for the Kill“ oder „Bulletproof" gelang Elly Jackson alias La Roux vor über zehn Jahren der Durchbruch. Nach persönlichen Rückschlägen erschien nun endlich „Supervision“, das dritte Album der queeren Electropopkünstlerin. Linus Volkmann sprach mit ihr
Elly, du bist jetzt nach einer zweiten langen Pause wieder zurück im Popbetrieb. Hat diese Entscheidung dein Leben damit schon wieder komplett im Griff? Total! Heute ging es den ganzen Tag um ein neues Outfit für das nächste Video, alles hat sich verzögert, und wenn sich ein Look herauskristallisiert, dann muss der ja auch noch angefertigt werden, sonst wird man am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt und hat etwas auf dem Bügel, das gar nicht der eigenen Idee entspricht. Ein Fashion-Alptraum!
Im Stück „Gullible Fool“ auf deinem neuen Album verbirgt sich hinter einem vermeintlich leichtfüßigen Popsong eine sehr düstere Geschichte. Kannst du dazu etwas sagen? Ins letzte Detail möchte ich da nicht gehen, aber es stimmt, der Song beschreibt eine furchtbare Situation, in die ich geraten war. Ich hatte einer Person auf freundschaftlicher Basis mein Haus geöffnet und wurde sehr schlecht behandelt. Ich will mir und anderen mit dem Text bewusst machen, wie so etwas passieren kann, und mich auch davor bewahren, dass es sich wiederholt. Man benötigt Grenzen und ein geschärftes Bewusstsein, sonst lässt man – wie ich – zu leicht Leute an sich heran, die einem nichts Gutes wollen. Mir ist vor allem wichtig, dass meine Schlussfolgerung sich nicht darin erschöpft, geschockt darüber zu sein, wie sich Menschen verhalten können – sondern mich in Zukunft besser zu schützen.
Hat die lange Funkstille nach deinem letzten Album auch mit diesen negativen Erfahrungen zu tun? Ja, ich habe in den letzten Jahren nicht ein Album fertig gemacht, sondern zwei. Das eine entstand allerdings in einer Kombination, in der ich mich letztlich sehr unwohl fühlte, meine Angststörung wurde schlimmer, ich bekam wieder Panikattacken. Oft ist die Reaktion der Außenwelt dann, man möge sich mit seiner Angst beschäftigen oder am besten gleich Valium schlucken – aber ich denke, Panikattacken sind ein Ausdruck davon, dass man etwas tut, mit dem man einfach nicht im Reinen ist – und so habe ich die Reißleine gezogen und ein fertiges Album in den Mülleimer verabschiedet.
Dein aktueller Sound hat sich von der 80s-Referenz deiner Frühzeit entfernt. Das stimmt, ich habe die letzten Jahre viel Marvin Gaye und Soulmusik von Motown gehört. Es wäre daher eher seltsam, wenn man das nicht auch meinen Songs anmerken würde. Allerdings eher auf einer subtileren Ebene. Ich denke, niemand, der mein Album hört, würde es für eine Soulplatte halten. Viel eher werde ich darauf angesprochen, dass man meine Vorliebe für George Michael hören könne. Das war gar nicht beabsichtigt, aber seine Musik hat mich eben sehr geprägt.
Wie ist dein Verhältnis zur queeren Szene? Ich hatte das Glück, mich mit meiner Sexualität in meinem familiären Umfeld und im Freundeskreis sehr aufgehoben zu fühlen. Es gab für mich daher nicht diese große Sehnsucht nach einer neuen Familie, nach der Queer Family, um mich angenommen zu fühlen. Außerdem bin ich kein Szenetyp ... und muss sogar gestehen, dass ich noch nie in einer Lesbenbar war. Es gab einfach keine Veranlassung – ich war in einer zehnjährigen Beziehung. Es hat mich nicht dorthin gezogen.
Bisher hast du dich sehr bedeckt gehalten in Bezug auf deine Sexualität ... Ich bin offensichtlich eine sehr androgyne Person und ich verliebe mich in Frauen. Ich besitze auch bisexuelle Neigungen, aber ich habe mich noch nie in einen Mann verliebt. Ich bin aber einfach keine Freundin von Zuschreibungen, ich benutze sie bloß, damit man nicht denkt, ich kann nicht zu mir und meiner Sexualität stehen.
La Roux: Supervision (Supercolour Rec./Believe),
ab dem 07.02. erhältlich
La Roux live,
15.02., 20:00, Metropol
(einziges Deutschlandkonzert)
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#queer#La Roux#Coming out