Cluböffnung auf Probe: So kann man beim Party-Pilotprojekt dabei sein
An diesem Wochende darf in sechs Berliner Clubs wieder gefeiert werden: Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa startet das Pilotprojekt „Clubculture Reboot“, das von der Charité wissenschaftlich begleitet wird.
Ziel ist es herauszufinden, ob Tanzveranstaltungen in Innenräumen zukünftig mithilfe einer Teststrategie sicher durchgeführt werden können – ohne Einschränkungen wie Maske und Abstand.
Beteiligen werden sich die Clubs SO36, Metropol, KitKat, Salon zur Wilden Renate, Festsaal Kreuzberg und Crack Bellmer, die alle über eine geeignete Lüftungsanlage verfügen. Von Freitag, dem 06.08., 22:00, bis Sonntag, den 08.08., 12:00, gibt es mehrere Partys – darunter auch queere bzw. queerrelevante Veranstaltungen.
So steigt am Freitag im Metropol unter dem Titel „Safe Space" die schwule Propaganda-Party mit den DJs Gloria Viagra, Stella Destroy und Jordan Snapper. Am Samstag gibt es u. a. den CarneBall Bizarre im Kitkat mit den DJs Clark Kent, Der Puk, Ben Remus, Don Tom und das SO36 lädt zur 80er-Jahre Party „Dancing with Tears in your Eyes“ mit den DJs ED Raider und Naked Zombie.
Die Tickets sind online erhältlich. Die beteiligten Clubs kommunizieren über ihre verschiedenen Kanäle (Newsletter, Soziale Medien, Webseite) die entsprechenden Links zur Webseite des Ticketportals TixforGigs, wo die Karten für das Pilotprojekt gekauft werden können. Insgesamt können an dem Party-Wochenende rund 2.000 Besucher*innen teilnehmen. Die Anzahl der Tickets für die einzelnen Clubs ist also stark begrenzt. Der Ticketverkauf des SO36 startete am Dienstagvormittag, den 03.08.: Das Kartenkontigent war innerhalb kurzer Zeit vergeben. Laut Informationen der Webseite der Clubcommission werden die Karten für die restlichen Clubs ab Mitwoch, den 04.08., vergeben.
Die Teilnehmer*innen verpflichten sich, innerhalb einer Woche zwei PCR-Tests in Berlin durchführen zu lassen und an einer Online-Befragung der Charité teilzunehmen, die der wissenschaftlichen Auswertung des Events dient.
Wie läuft das mit den Tests ab?
Direkt bei der Ticketbuchung muss die Teilnehmer*in auch die jeweiligen Termine für den kostenlosen PCR-Test auswählen. Der erste findet am Freitag, den 06.08., kurz vor Beginn des Projekts zwischen 14 und 20 Uhr statt. Dafür werden extra 3 mobile Teststationen in Berlin aufgebaut: an den Clubs SO36, KitKat und Festsaal Kreuzberg. Nur die dort durchgeführten, medizinisch validierten SARS-CoV-2-PCR-Tests werden als Voraussetzung für die Teilnahme an dem Club-Wochenende akzeptiert. So soll sichergestellt werden, dass niemand unter den Teilnehmenden mit Corona infiziert ist. Sofern das Ergebnis des Tests negativ war, wird ca 3 Stunden später per Email ein Code verschickt, mit der das Eintrittsticket freigeschalten werden kann. Beim Eintritt in den Club ist dann nur noch das gültige Ticket sowie der Personalausweis oder der Reisepass vorzuzeigen.
Um die Auswirkungen des Events zu überprüfen, findet dann eine Woche später am Freitag, den 13.08., ein zweiter PCR-Test statt. Für das Projekt wird nicht zwischen geimpften und/oder genesenen und nicht geimpften Personen unterschieden. Das heißt, alle Besucher*innen müssen sich diesen beiden Tests unterziehen.
Die Tickets kosten 15 Euro + 10 Euro Kaution. Die Kaution wird beim Nachtest-Termin am 13.08. zurückerstattet.
Nachhaltiges Öffnungs-Konzept
Das Projekt „Clubculture Reboot“ der Senatsverwaltung für Kultur und Europa will ein nachhaltiges Konzept entwicklen, damit die Öffnung von Clubs nicht ausschließlich an eine Inzidenz gebunden ist und damit verbunden auch an eine mangelnde Planbarkeit. Die Anwendung von hochsensitiven PCR-Coronatests, die im Gegensatz zu Antigentests eine höhere Sicherheit bei der Erkennung von Corona-Infizierten aufweisen, sollen dabei helfen.
Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer sagte dazu in einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung, dass die Berliner Clubkultur „nach 18 Monaten verantwortungsvollem Handeln“ Perspektiven braucht. „Die wissenschaftliche Begleitung durch die Charité gibt uns einen Rahmen, in dem wir ausloten können, was zukünftig gehen wird. Dafür bin ich dankbar.“
SO36: „Einfach nur in Schockstarre zu verharren, kann keine Lösung sein."
Das SO36 ist einer der Clubs, die sich am „Clubculture Reboot“-Pilotprojekt am kommenden Wochenende beteiligen. Im Vorfeld fragten wir Pasqual Schwarz vom SO36 , was sich der Club von der Beteiligung an dem Projekt verspricht
Ihr beteiligt euch an dem Projekt „Clubculture Reboot", außerdem steigen bei euch im August auch wieder diverse Konzerte. Wie kompliziert war es für euch, aus dem monatelangen coronabedingten Dornröschenschlaf zu erwachen, was waren dabei die größten Herausforderungen? Nach dem monatelangen totalem Stopp aller Veranstaltungen freuen wir uns riesig, dass wir endlich wieder Menschen empfangen dürfen. Über den langen Zeitraum sind unsere gewohnten Arbeitsstrukturen etwas eingeschlafen und manche Dinge sind in Vergessenheit geraten. Aber wir haben schon sehr früh damit begonnen, uns Gedanken zu machen, wie wir im Club sichere Bedingungen schaffen können. Am Ende haben wir ein sehr gutes Hygienekonzept erarbeitet, um mit gutem Gewissen den Laden für Gäste, aber auch für unsere Mitarbeiter*innen und Künstler*innen zu öffnen.
Besucher*innen des „Clubkultur Reboot“-Projekts bzw. der Clubnächte am kommenden WE müssen diverse Dinge beachten: Tickets früh buchen, zwei Mal zum PCR-Test gehen und so weiter. Spontanität, von der ja auch das Nachtleben lebt, sieht anders aus. Was versprecht ihr euch von der Veranstaltung am Samstag und haltet ihr dieses Modell für tragfähig, um auch in Zukunft in Clubs Anwendung zu finden? Wir alle vermissen das Nachtleben in der Art wie wir es gewohnt waren zu feiern: spontan, exzessiv, frei. Das ist aktuell und vermutlich auf längere Sicht hin nicht möglich. Am kommenden Wochenende wird zum ersten Mal seit 13.03.2020 wider im SO36 getanzt werden. Klaro haben wir keine Lust auf alle Formalien, die im Vorfeld getroffen werden müssen. Aber es ist das kleinere Übel gegenüber der Option überhaupt nicht mehr tanzen und feiern zu können. Wir hoffen sehr, dass alles glatt über die Bühne geht. Vielleicht ein Schritt dahin, um das Clubleben generell wieder zum Leben zu erwecken.
Es gibt ja durchaus Leute, die dieses Pilotprojekt angesichts der Delta-Variante leichtsinnig finden. Was entgegnet ihr denen? Zugegeben, wir im SO36 sind keine Wissenschaftler*innen bzw. Vollprofis in Sachen Epidemiologie. Dennoch finden wir es richtig und wichtig erste Gehversuche zu starten. Wir haben das Gefühl, mit kompetenten und verantwortungsvollen Partner*innen zusammen zu arbeiten, die Wissen was sie tun und die Lage sehr gut einschätzen können. Weiter einfach nur in Schockstarre zu verharren, kann keine Lösung sein.
Was könnt ihr zum jetzigen Zeitpunkt über eure Veranstaltungsplanung für die Herbstsaison sagen? Momentan ist es sehr schwer zu planen. Kein Mensch weiß, wie sich das mit der Delta-Variante weiter entwickeln wird. Wir hoffen sehr, zumindest auf dem gleichen Level wie jetzt, im Herbst Veranstaltungen anbieten zu können.
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