Brix Schaumburg: „Eine trans Person ist eine Bereicherung für die Rolle“
Noch immer ist es für die deutsche Fernsehlandschaft absolut außergewöhnlich, dass ein trans Mann nicht nur die zentrale Figur einer Serie ist, sondern auch von einem trans Schauspieler dargestellt wird. Im Oktober startet auf TVNOW „Sunny – Wer bist du wirklich?“ – ein Spin-Off von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Dazu gehört auch die Figur des trans Manns Nik. Verkörpert wird er von trans Schauspieler und Sänger Brix Schaumburg. SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey sprach mit Brix über die Rolle
Brix, in der Serie „Sunny – Wer bist du wirklich?" spielst du den trans Mann Nik. Wurde die Rolle extra für dich geschrieben? Oder gab es die Figur schon und du wurdest dafür gecastet? Letzteres. Der Produzent Manuel Meimberg hatte die Rolle schon entworfen. Das Figurenensemble der Serie ist sehr divers und es war ihm wichtig, das Leben in seinen unterschiedlichen Facetten zu zeigen. Wegen Corona mussten wir alle vorher in eine Quarantäne-Villa ziehen. Das war notwendig, damit garantiert war, dass niemand von uns infiziert ist, bevor wir mit den Dreharbeiten angefangen haben. Auch Manuel war mit dabei. Wir haben uns viel ausgetauscht und ich glaube, er hätte es sogar besser gefunden, wenn er mich vorher bereits gekannt hätte. Dann hätte er die Rolle vielleicht noch anders entwickelt.
Wie ist denn Nick so? Er ist eher ruhig und die gute Seele der Clique. Er ist immer für seine Freunde da.
„Vielleicht müsste man das Ganze öffnen und überhaupt mehr queere Menschen casten."
Sehr oft werden trans Rollen mit cis Personen besetzt. In sozialen Medien wird sich häufig darüber empört, dass dafür keine trans Personen gecastet werden. Wie stehst du dazu? Das ist eine sehr schwierige Frage. Man könnte ja im Prinzip auch so argumentieren, dass trans Menschen dann keine cis Rollen spielen sollten. Ich finde grundsätzlich: im Theater und Schauspiel geht es darum, ob du es schaffst, die Zuschauer*innen mit in eine Welt zu nehmen, wo es nicht mehr so wichtig ist, wer was spielt. Ich finde aber auch, wenn es um das Thema Transition geht, ist eine trans Person definitiv eine Bereicherung für die Rolle. Vielleicht müsste man das Ganze öffnen und überhaupt mehr queere Menschen casten. Es gibt ja auch viele androgyne und non-binary Darsteller*innen, die solche Themen bedienen können. In unserer Serie war es mir und auch dem Produzenten wichtig, dass wir jetzt endlich was ins Rollen bringen. Dass wir etwas machen, das es vorher so noch nicht gab, um Sichtbarkeit zu schaffen.
Du trittst auch als Dragqueen Miss Cherry La Boom auf und hast zum Beispiel schon beim Hamburger CSD moderiert. Es ist nach wie vor eher selten, dass ein trans Mann als Dragqueen auftritt. Was reizt dich daran? Ich kann die „Sau“ raus lassen, die ich früher nicht mochte. Ich habe mich immer gerne geschminkt und gerne verkleidet, und ich wusste früher nicht so genau warum. Ich dachte, ich wäre gerne „so eine Frau“. Doch dann war mir irgendwann klar, dass ich ein Mann bin. Für mich ist Drag eine Kunstform, hinter der man sich auch ein bisschen verstecken kann. Man kann Dinge sagen, die man sich sonst nicht trauen würde. Ich habe zum Beispiel einen krassen Ruhrpott-Humor, den ich dann eher als Miss Cherry La Boom ausleben kann.
Du bist vor kurzem Vater geworden. Deine Frau Alina hat Ende Juli eine Tochter zur Welt gebracht, die ihr durch Insemination gezeugt habt. Wie sind die Reaktionen auf euer Familienglück? Alles super! Es freuen sich alle sehr und wir bekommen viele Nachrichten und auch Postkarten. Wir sind wirklich baff, wie viele Menschen sich mit uns freuen.
Was können wir in diesem Jahr noch von dir erwarten? Demnächst werde ich einen Podcast veröffentlichen. Außerdem spiele ich im Winter im Theater in Ulm. Und ich schreibe gerade ein Kinderbuch.
„Sunny – Wer bist du wirklich?“, Folge 1 & 2, 01.10., RTL, 20:15
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