Berliner Demo zum „Intersex Awareness Day“
Inter* Personen werden in Deutschland nach wie vor in ihren Rechten verletzt. Eine Kundgebung in Berlin am 26. Oktober fordert u. a. ein Totalverbot von medizinisch unnötigen Operationen an inter* Kindern und Jugendlichen
„Uns gibt es und wir sind Teil von geschlechtlicher Vielfalt“, sagt Robert Lüdtke gegenüber SIEGESSÄULE. „Das sollte endlich ernsthaft anerkannt werden.“
Gemeinsam mit anderen inter* Aktivist*innen wie Noah Rieser von TransInterQueer e. V. und Dani Coyle von Voices4 Berlin organisiert Lüdtke am 26.10., dem Welttag intergeschlechtlicher Menschen, eine Kundgebung vor dem Bundestag.
Es gibt mehr als zwei Geschlechter
Zwar hat sich seit Einführung des dritten Geschlechtseintrags „divers“ in Deutschland einiges getan. Nach wie vor werden inter* Personen jedoch ihre Rechte abgesprochen – darunter das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das auf Selbstbestimmung, wie im Demo-Aufruf erklärt wird.
Denn: „Intergeschlechtliche Menschen passen nicht in das Zwei-Geschlechter-System“ . Das heißt, ihre Körper entsprechen nicht der gesellschaftlichen Norm von „weiblich“ oder „männlich“ . Allein aus diesem Grund, so der Demo-Aufruf, erleben sie in allen Lebensphasen „normierende medizinische Eingriffe“ – etwa Operationen, die medizinisch nicht notwendig sind und die dem einzigen Zweck dienen, den Körper einer bestimmten „weiblichen“ oder „männlichen“ Norm anzugleichen. Bereits im Säuglings- und Kleinkindalter wird oft operiert, mit vielen negativen Spätfolgen.
Gesetz zum OP-Verbot: zu viele Ausnahmen
Ein aktueller Gesetzesentwurf der Bundesregierung will diese OPs zwar verbieten. Er halte aber noch zu viele Ausnahmen von dem Verbot bereit, sagt Robert Lüdtke. Bestimmte Diagnosen führen immer noch dazu, dass ohne medizinische Notwendigkeit operiert werden kann. Auch eine rückwirkende Entschädigung von Betroffenen fehlt in dem Entwurf.
Laut dem Demo-Aufruf soll die Kundgebung feiern, dass es überhaupt ein Verbot geben soll – und zugleich betonen, dass „noch viele weitere Schritte gemacht werden müssen: Lücken im Gesetzesentwurf müssen geschlossen werden, bevor es verabschiedet wird“ . Was es brauche, sei eine umfassende „Depathologisierung intergeschlechtlicher Körper“. Darüber hinaus fordern die Aktivist*innen u. a. einen (rechtlichen) Schutz gegen Diskriminierung, bessere Beratungsangebote sowie mehr inter* Themen und inter* Lehrende an Bildungseinrichtungen.
„Es gibt noch viel zu tun“, heißt es in dem Aufruf. „Und wir brauchen Eure Unterstützung!“
Kundgebung zum „Intersex Awareness Day“, 26.10.: Wiese vor dem Bundestag
Treffpunkt 15 Uhr, Redebeiträge ab 16 Uhr
Die Kundgebung wird mit Unterstützung von TransInterQueer e. V. in Deutsche Gebärdensprache (DGS) übersetzt. Um Beachtung der Maskenpflicht und Abstandsregeln wird gebeten.
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