Interview mit Clubcommission

Berliner Clubs: Indoor-Events ab Herbst?

10. Juni 2021 Michael G. Meyer
Bild: Guido Woller
Popkicker im SchwuZ

Ab dem 18. Juni könnte das Tanzen im Freien vielleicht wieder möglich sein: Dies stellte am Montag der Berliner Kultursenator Klaus Lederer in Aussicht. Bereits Anfang des Monats hatte dies die Clubcommission gefordert. Darüber hinaus drängt der Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter auf die Durchführung von Pilotprojekten, um zu testen, ob auch Veranstaltungen in Innenräumen möglich sind. Wir sprachen mit Lutz Leichsenring von der Clubcommission über die Optionen und die derzeitige Lage der Clubs!

Lutz, aufgrund der aktuellen Lage in der Pandemie ergeben sich für die Gastronomie und auch für Clubs endlich wieder Möglichkeiten. Wie ist die Lage der Berliner Clubs, wie ist die Stimmung derzeit? Ich würde sagen: vorsichtig optimistisch. Clubs, die Außenflächen haben, können sie gastronomisch nutzen. Einige Clubs haben auch Musikprogramme entworfen. Das läuft ja schon, etwa im „Birgit und Bier“, im „Club der Visionäre“ und anderen. Was sich hoffentlich in den nächsten Tagen klärt, ist die Frage der sogenannten „Tanzlustbarkeiten“ bzw. dem Tanzverbot unter freiem Himmel. Natürlich gibt es auch viele Clubs, die gar keine Außenflächen haben, oder solche, die auf tourende Künstler*innen angewiesen sind. Diese sind eben noch zu, wie leider schon seit fünfzehn Monaten.

Erfreulich ist, dass bisher kaum ein Club schließen musste aufgrund der Corona-Notlagen. Nun wird das finanzielle Polster aber sicher bei vielen aufgebraucht sein... Dieses Polster wurde ja nur für jeweils ein, zwei, drei Monate vergeben und musste dann neu beantragt werden. Wir sind jetzt in der Phase, in der Neuanträge gestellt werden müssten. Wir warten darauf, dass diese Gelder wieder beantragt werden können. Die mündlichen Zusagen haben wir schon. Ansonsten hangeln wir uns von Hilfspaket zu Hilfspaket, aber wir sind froh, dass wir von der Politik entsprechende Rückendeckung haben.

„Wir haben das Feedback der Clubbetreiber*innen, dass man es mit den Öffnungen nicht übereilen sollte“

Habt ihr ein Konzept erarbeitet, wie die Wiedereröffnung ablaufen soll? Bis auf Weiteres wird ja sicher nicht „volle Kapazitätgefahren werden können. Auch stellt sich die Frage der Tests: gerade viele jüngere Clubber werden derzeit noch nicht geimpft sein und sind daher auf Tests angewiesen. Und mit Maske in den Club ist wohl kaum eine Option, oder? Die Wiedereröffnungen planen wir so, dass es „Pilotveranstaltungen“ geben wird, für die ein Test oder Nachweis notwendig sind. Wir sehen in anderen Ländern, dass schon wieder indoor getanzt wird, sogar in Deutschland, in Niedersachsen. Dort versucht man das mit halber Kapazität. Veranstaltungen mit Maskenpflicht können wir uns nicht vorstellen, und schon gar nicht aus wirtschaftlicher Sicht. Wir glauben schon, dass wir im Herbst wieder Indoor-Veranstaltungen anbieten können – inwieweit Abstandsregeln oder teilweise sogar Masken notwendig sind, werden wir dann sehen. Wir haben aber das Feedback der Clubbetreiber*innen, dass man es auch mit den Öffnungen nicht übereilen sollte. Es würde nicht helfen, wenn alle Hilfsprogramme abgeschaltet werden. Die Clubs stehen dann wieder mit den vollen Kosten da, haben aber nicht genügend Besucher*innen, da eine volle Auslastung nicht möglich ist.

„Wenn wir wieder öffnen, wollen wir Stabilität haben“

Aus der Gastro-Branche hört man, dass Mitarbeiter*innen fehlen. Wie ist das bei den Clubs, sind da viele notgedrungen in andere Branchen gewechselt? Das ist tatsächlich ein großes Problem. Wir hatten auch schon befürchtet, dass sich Menschen neu orientieren werden bzw. die Branche wechseln – auch in Branchen, wo sie vielleicht besser bezahlt werden. Es ist jetzt schon schwierig, Mitarbeiter*innen zurückzuholen, weil sie zum Beispiel in Test- oder Impfzentren arbeiten.

Ab wann rechnet ihr denn wieder mit einem „normalen Betrieb"? Wir haben da keine Prognosen. Wir sehen zwar in den Ländern, in denen der Impffortschritt sehr hoch ist, wie in Israel oder Großbritannien, dass dort auch wieder eine Normalisierung einkehrt. Aber selbst da gibt es Einschränkungen und Risiken, die eine Rückkehr zur Normalität verhindern. Wenn wir wieder öffnen, wollen wir aber eine Stabilität haben. Wir können nicht wieder in den Lockdown gehen, das wäre finanziell eine Katastrophe und dann würden auch viele in Konkurs gehen. Bei der Eröffnung muss berücksichtigt werden, dass viele Clubs abhängig sind von tourenden Künstler*innen, Musiker*innen, DJs, die wieder auf Welttournee gehen. Diese Reisebeschränkungen müssen auch wieder aufgehoben werden. Doch das ist im Moment noch nicht absehbar.

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