Berliner Clubs fordern Rettungspaket
Die Berliner Clubs schließen bis zum 20. April. Wie es danach weitergeht ist unklar. Die Clubcommission macht deutlich: Ohne öffentliche Hilfen wird die Berliner Clubszene diese Krise nicht überleben
Nach Anordnung des Berliner Senats müssen aufgrund der Coronakrise ab Dienstag alle 280 Berliner Clubs und Clubs-Veranstalter*innen bis zum 20. April schließen. Die Situation soll dann neu bewertet werden. Für die Berliner Clubszene bedeutet diese Maßnahme eine einschneidende Zäsur. Die Clubcommission, der Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter e.V., schrieb dazu gestern Abend in einer Pressemitteilung: „Es ist Freitag, der Dreizehnte. Wer bislang keinen Aberglauben hatte, der wurde nun eines Besseren belehrt. Das Berliner Nachtleben wurde am heutigen Tage für mindestens fünf Wochen behördlich lahmgelegt. Wo sonst an 24 Stunden pro Tag zehntausende Menschen sich versammeln, einander kennen lernen und Musik, Kunst und andere kulturelle Darbietungen dargeboten werden, herrscht ab heute Totentanz. Den Spielstättenbetreibern ist ihre soziale Verantwortung bewusst. Dennoch stehen sie vor einem großen Dilemma."
Die Clubcomission kritisiert das Vorgehen der Berliner Regierung, das die Clubbetreiber*innen vor zusätzliche Schwierigkeiten stelle: Denn der Regierende Bürgermeister Michael Müller habe seine Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass alle Musikspielstätten bereits ab Freitag schließen. Offiziell ist das allerdings erst ab Dienstag der Fall, da dann die rechtlichen Grundlagen für diesen Schritt beschlossen werden. Doch ohne eine behördliche Anordnung erhalten zu haben, führt dies zu Regressansprüchen seitens Dienstleister*innen wie Fremdveranstalter*innen, Securities und Technikfirmen gegenüber den Betreiber*innen.
Mit der Entscheidung, alle Clubs zu schließen, seien auf einen Schlag über 9.000 Mitarbeiter*innen, sowie weitere 20.000 Künstler*innen ohne Beschäftigung und die Clubs ohne Einnahmen. Laut Aussage der Clubcommission haben deswegen einige Clubs, Festivals, Agenturen und Freelancer bereits am Freitag vorsorglich Insolvenz angemeldet, da sie sonst Gefahr laufen, Insolvenzverschleppung zu betreiben. Darunter sollen sich auch Clubs befinden, die für die queere Community relevant sind. Es sei abzusehen, dass ohne die notwendigen Erlöse Betreiber*innen vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen.
Bereits am Montag forderte die Clubcommission den Senat in einem Schreiben auf, ein Rettungspaket in Höhe von 10 Millionen Euro für Berliner Clubs und Veranstalter*innen bereitzustellen. Die Clubcommission hab bereits erste Maßnahmen ergriffen, um die Betriebe möglichst lange liquide zu halten. Dabei geht es u. a. darum, Kurzarbeit oder Stundungen zu beantragen. Außerdem stehe man in Kontakt mit Banken und Crowdfunding-Anbieter*innen sowie verschiedenen Berliner Senatsverwaltungen, um einen Rettungsfonds für soziale Härtefälle einzurichten. Denn die Clubcomission betont: „Ohne öffentliche Hilfe wird die Berliner Clubszene diese Zäsur nicht überleben - und damit wird auch ein großer Teil ihrer kulturellen Vielfalt verloren gehen. Gleichzeitig wird der Wirtschaftsstandort Berlin langfristig erheblichen Schaden nehmen."
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