Queeres Rugby-Team

Berlin Bruisers: „Match in Dresses“ gegen queerfeindliche Gewalt

29. Sept. 2020
Bild: Welpe Baumgarten / Berlin Bruisers e.V.
Berlin Bruisers

Die Berlin Bruisers, Deutschlands erstes queeres Rugby-Team, organisieren am Samstag, den 03.10., eine kreative Protestaktion gegen queerfeindliche Übergriffe im öffentlichen Raum.

Zum Hintergrund: Verschiedene Mitglieder des Teams waren in letzter Zeit mit gewalttätigen Übergriffen konfrontiert, unter anderem als sie in Drag unterwegs waren. Um sich dagegen zu wehren, wird es am Mauerpark ab 16 Uhr ein öffentliches Rugby-Match geben, bei dem sich das gesamte Team „genderqueer kleiden“ wird. Anschließend gibt es um 18:30 Uhr eine Demo, die vom Mauerpark zur Eberswalder Straße führt. Um 20:00 Uhr startet dann das Fundraising-Event „Berlin Bruisers Fun House“ im Tipsy Bear mit Drag-Shows und DJ.

Wir stellten Ulrich vom Team der Berlin Bruisers vorab ein paar Fragen.

Ulrich, am Samstag veranstaltet ihr ein politisches Event am Prenzlauer Berg, unter anderem mit einem Rugby-Match und einem Protestmarsch. Das Thema: „Meine Kleidung! Meine Wahl!“. Wie kam es dazu? Wir, die Berlin Bruisers, haben den Anstieg von Gewalt gegenüber Mitgliedern der queeren Community selbst erlebt. Freunde und Mitglieder unseres Teams wurden Opfer von homo- und trans*feindlichen Angriffen im öffentlichen Raum mit verbaler und körperlicher Gewalt. Wir als Verein stehen für Vielfalt und lehnen jede Form der Diskriminierung ab. Wir werden diese gesellschaftliche Entwicklung nicht schweigend hinnehmen und möchten mit unserer Protestaktion für die Sichtbarkeit unserer Community im öffentlichen Raum und für unseren Platz in der Gesellschaft einstehen.

„Wir sollten nicht gezwungen sein, uns in künstlich geschaffenen sicheren Räumen zu verstecken, um uns auszuleben.“

Das Berliner Projekt Maneo hat 2019 so viele LGBTI*-feindliche Angriffe ermittelt wie noch nie zuvor. Welche Forderungen an Gesellschaft und Politik wollt ihr im Rahmen eurer Aktion stellen? Wir sollten nicht gezwungen sein, uns in künstlich geschaffenen sicheren Räumen zu verstecken, um uns auszuleben. Die Gesellschaft selbst sollte ein sicherer Ort sein, an dem sich alle Geschlechter und alle Individuen nach Belieben ausdrücken können, sei es durch Wahl der Kleidung, der Partner*innen oder einer anderen Form der Selbstdarstellung. Es ist eine Folge des heteronormativen Patriarchats, das Einzelne glauben lässt, es gebe die Berechtigung andere Menschen anzugreifen, zu diskriminieren oder als Individuum in jeglicher Form herabzusetzen.

Bild: Welpe Baumgarten / Berlin Bruisers e.V.
Ulrich vom Team der Berlin Bruisers

Bei so vielen verschiedenen Aktionen stellt sich natürlich die Frage, wie ihr mit Corona umgehen wollt. Welche Auflagen gibt es? Für uns steht die Sicherheit unserer Mitglieder und aller Teilnehmer*innen an erster Stelle. Wir arbeiten in unserer Vorbereitung eng mit den Ordnungsbehörden zusammen, um einen sicheren und geordneten Ablauf sicherzustellen. Wir fordern selbstverständlich alle Teilnehmer*innen auf, Abstand zu halten, und empfehlen das Tragen von Masken. Für unser „Match in Dresses“ sind daher nur registrierte Mitglieder zugelassen, und wir verzichten auf den sonst im Rugby obligatorischen Vollkontakt, das „Tackeln“. Bei unserem Fundraising-Event gelten wie in jeder anderen Bar Abstands- und Hygieneregeln und eine Begrenzung der Personenzahl.

„Der Kampf gegen Diskriminierung sowie Homo- und Transphobie im Sport ist eines unserer Hauptanliegen.“

Die Veranstaltung im Tipsy Bear soll eine Fundraising-Show sein. Für was wird gesammelt? Bei unserem monatlichen Event sammeln wir Geld für unseren Verein: Berlin Bruisers e.V. Gay & inclusive Rugby. Wir nutzen dieses Geld, um jeder/m Interessierten Zugang zu unserem großartigen Sport zu ermöglichen. Wir bieten wöchentliche freie Trainings an und benötigen Geld, um Kosten für Trainer und Equipment zu decken. Der Club steht allen offen, die Interesse am Rugbyspielen haben, und das unabhängig von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Der Kampf gegen Diskriminierung sowie Homo- und Transphobie im Sport ist eines unserer Hauptanliegen als Verein.

Wie geht es eigentlich den Bruisers in der Corona-Krise? Natürlich hat die Pandemie uns sehr hart getroffen – unser Vereinsleben ist eine bunte und vielfältige Struktur von sportlichen aber auch von sozialen Aktivitäten und zwischenmenschlichen Interaktionen. Gerade zu Beginn der Corona-Krise war das eine neue Herausforderung, die wir gut gemeistert haben: So haben wir kurzfristig ein Online-Workout organisiert. An 5 Tagen pro Woche wurde sich digital versammelt, und aus diesen sportlichen Aktivitäten entstanden schnell kleine digitale soziale Events wie z. B. unser Stammtisch und unsere digitale Party via Video-Konferenz am Wochenende. Aktuell sind wir aber leider immer noch weit von einem Regelbetrieb entfernt. Wir nehmen die Vorgaben und Regularien zur Pandemiebekämpfung sehr ernst. Unsere Rugby Liga spielt erst wieder seit 2 Wochen, und das nur unter hohen Auflagen. Teams und Spieler*innen dürfen nicht vermischt werden, es gibt eine Dokumentation von Kontakten sowie Einschränkungen für Zuschauende und Mitwirkende. Jetzt im Herbst und nahendem Winter stehen wir vor neuen Herausforderungen. Die Outdoor-Saison endet und uns fehlen auf Grund der Beschränkungen aktuell Möglichkeiten, unser Trainingsangebot in Innenräumen fortzusetzen. Aber wir sind sehr stolz darauf, dass wir es trotz dieser besonderen Situation schaffen, gemeinsam mit unseren Mitgliedern unser aktives Vereinsleben fortzusetzen.

berlinbruisers.com

Protestaktion: „Meine Kleidung! Meine Wahl!“, 03.10., 16:00, Mauerpark

Berlin Bruisers Fun House, 03.10., 20:00, Tipys Bear

Bild: Welpe Baumgarten / Berlin Bruisers e.V.

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