Ausstellung „Three Suns“ in der Galerie Wedding: Verschmelzung von Science-Fiction und Kunst
Heißes Sommerwetter muss uns nicht unbedingt zum nächstgelegenen Strand führen. Kunst- und Science-Fiction-Begeisterte können sich in der Galerie Wedding bei der Ausstellung „Three Suns“ mit dem Feuerball beschäftigen, der uns wärmt, aber auch verbrennt: der Sonne
Die Kurator*innen Nitsan Margaliot, Malte Pieper und Maja „May“ Smoszna haben für die Ausstellung „Three Suns“ drei Künstlerinnen vereint, die individuell und von der eigenen Kultur und Herkunft inspiriert die Sonne in den Fokus nehmen. „An der Idee der drei Sonnen finden wir gerade spannend, wie durch die dritte Sonne eine binäre Logik durchbrochen wird, die sonst zum Beispiel in Gegensätzen wie Sonne/Mond, Tag/Nacht entsteht ... Drei Sonnen bedeuten Unvorhersehbarkeit und das Auflösen von vermeintlicher, binärer Eindeutigkeit“, so das Kurator*innen-Trio, das den Raum, der in der Galerie Wedding geschaffen wurde, als einen für feministische, weibliche und queere Künstler*innen versteht.
Basierend auf der „Trisolaris“-Trilogie
Der Ausstellungsort, die Galerie Wedding, ist zur Straße hin verglast, was im Sommer die Temperaturen ansteigen lässt. Dies kommt der Installation der aus Jemen stammenden Künstlerin Salwa Aleryani gelegen. Vom Kurator*innen-Trio wird Aleryanis Werk „Let us remember that these windows open to the west“ als „Solarofen“ beschrieben. Er stellt „eine Hommage an Gemeinschaften“ dar, „die während Stromkrisen, die in vielen Teilen der Welt an der Tagesordnung sind, häusliche Solarsysteme nutzen“. Darin befinden sich Wachsfiguren, die am südöstlichen Teil der Galerie der vollen Kraft der Sonne ausgesetzt sind und somit über den Verlauf der Ausstellungszeit schmelzen.
Interessierte können auch außerhalb der Öffnungszeiten durch die Fenster neben dem „Solarofen“ die kreativen Masken der in Russland geborenen Künstlerin Anastasia Pilepchuk erspähen. „Their own armor“ wirken mit ihren metallisch glänzenden und gefährlich anmutenden Oberflächen wie Gesichtsrüstungen und zugleich verletzlich. Die Kurator*innen haben die Masken bewusst nach außen hin sichtbar platziert, da sie sich an Instagram-Filter erinnert fühlten, die ebenfalls eine Art Rüstung sein können. Wer Audiovisuelles mag, kann sich dem experimentellen Kurzfilm der gebürtigen Ukrainerin Maryna Makarenko widmen. In „Sun-Eaters“ bezieht sie sich auf Solarfarmen, die während der Sowjetzeit auf der Krim errichtet wurden: Drei Personen, die avantgardistisch aussehende Solarpaneel-Stücke tragen, wandern in einer dystopisch anmutenden Wüstenlandschaft umher.
„Science-Fiction war auch unter repressiven Regierungen ein Weg, um Zensur oder Einschränkungen in der Meinungsäußerung zu entgehen.“
Namensgeber für die Ausstellung, die am 24. August mit einer Finissage zu Ende geht, ist der Roman „Die drei Sonnen“. Als Teil der „Trisolaris“-Trilogie des chinesischen Autors Cixin Liu wurde der erste Roman bereits für Netflix verfilmt und gilt als eine der Blockbuster-Serien der letzten Jahre. Auf die Frage, inwiefern die Ausstellung auch für Fans von Science-Fiction interessant ist, antwortete das Kurator*innen-Team: „In Zeiten von politischer und sozialer Unsicherheit, wie wir sie gerade in Berlin und Deutschland erleben, werden Entwürfe von anderen Welten immer wichtiger. Science-Fiction war auch unter repressiven Regierungen ein Weg, um Zensur oder Einschränkungen in der Meinungsäußerung zu entgehen. Die Ausstellung bezieht sich zwar nicht direkt auf die Serie, stellt aber mit ihrem Namen ‚Three Suns‘ einen Bezug zur Romantrilogie von Cixin Liu her.“
Wer sich also für Science-Fiction begeistert, sei auch in der Ausstellung richtig. „Sie bringt neue Gedanken, Überlegungen und persönliche Perspektiven zu unserer Beziehung zur Sonne hervor, die ein weiteres Nachdenken über gegenseitige Pflege ermöglichen. Darüber, wie Wärme uns physisch, poetisch und historisch formt und bewegt.“
Salwa Aleryani, Maryna Makarenko, Anastasia Pilepchuk: Three Suns,
bis 24.08., Di–Sa 12:00–19:00,
Galerie Wedding, Müllerstr. 146–147
galeriewedding.de
Kuratorische Führung: 22.08., 17:00
Finissage: 24.08., 17:00
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