Anschläge auf Homosexuellen-Denkmal: Täter erklärt sich
Ein 69-Jähriger hatte 2019 mehrfach das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Berliner Tiergarten beschädigt. Jetzt sprach er über die Motivation für seine Tat
Wie die B.Z. am Dienstag berichtete, wird die Anschlagsserie auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen demnächst vor Gericht verhandelt. 2019 hatte der Täter das Sichtfenster des Mahnmals mehrmals mit Farbe besprüht (SIEGESSÄULE berichtete). Die Polizei hatte von einem Zeugen erstellte Fotos veröffentlicht, der den Mann bei der Tat beobachtet hatte. Daraufhin stellte sich der 69-jährige Sozialpädagoge und ehemalige Streetworker Wolfgang V. freiwillig der Polizei. Er gab an, insgesamt zehnmal das Denkmal mit einer Spraydose beschmiert zu haben.
Nach Angaben der B.Z. kassierte der in Moabit ansässige Mann für die Beschädigungen einen Strafbefehl in Höhe von 2100 Euro. Da er diesen aber abgelehnt habe, werde es nun zu einer Verhandlung kommen. Zu den Beweggründen führt die B.Z. aus: Der Täter wolle durch die Verhandlung Öffentlichkeit herstellen, um die Motivation für seine Tat zu erklären. Der 69-Jährige gibt an, dass er angeblich nicht aus „Schwulenfeindlichkeit“ gehandelt habe. Stattdessen habe er auf das Schicksal minderjähriger Geflüchteter aufmerksam machen wollen, „die aus Armut von alten Freiern zum Sex gegen Geld ausgebeutet werden“, was „häufig in die Drogensucht führen“ würde. Er habe deswegen auch Briefe an Politiker*innen geschrieben, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Da dies keine Reaktionen zur Folge hatte, habe er sich „als Bürger nicht ernstgenommen“ gefühlt und habe Rache gewollt.
Nach Ankündigung des Richters soll der Angeklagte „psychiatrisch untersucht werden“. Ein genauer Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest.
Nachdem das im Mai 2008 eingeweihte Denkmal immer wieder zur Zielscheibe von Vandalismus wurde, ließ die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die ebenfalls das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen betreut, Ende 2019 eine Überwachungskamera installieren (SIEGESSÄULE berichtete). Zuletzt hatte die Berliner Polizei im Juni 2020 vermeldet, dass ein Fahrradfahrer mithilfe von Glasflaschen die Scheibe des Denkmals zerstört hatte (SIEGESSÄULE berichtete). Hinter der Scheibe ist ein Film mit einer gleichgeschlechtlichen Kussszene zu sehen.
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