Porträt

Alles neu im SchwuZ: Wer ist die neue Leiterin Katja Jäger?

17. März 2025 Florian Bade
Bild: Maclaine Black

Seit über 45 Jahren ist das SchwuZ nicht nur ein Club, sondern auch ein kultureller Ankerpunkt der LGBTIQ*-Szene. Mit Katja Jäger beginnt nun eine neue Ära in der Geschäftsführung. Ihre Vision: Das SchwuZ als zukunftsfähigen Ort weiterentwickeln und dabei den Wurzeln treu bleiben

„Als ich frisch nach Berlin gezogen bin, war das SchwuZ ein Happy Place, wo ich mich sofort wohlgefühlt habe“, erzählt Katja Jäger im Gespräch mit SIEGESSÄULE. „Zehn Jahre später ist es umso schöner, beruflich dafür anzutreten.“ Seit Anfang des Jahres ist sie die neue Geschäftsführerin des Kult-Clubs in Neukölln. Zuvor leitete die Mitte 30-Jährige die Berliner Denkfabrik Better Place Lab und engagierte sich für Zivilgesellschaft und Demokratieförderung. Den Wechsel zum SchwuZ sieht sie als stimmige Weiterentwicklung: „Durch das Stärken queerer Schutzräume bleibe ich nah an der Demokratieförderung.“ Denn queeres Feiern ist immer auch politisch.

Den Staffelstab übernimmt sie von den ehemaligen Geschäftsführern Marcel Weber, der schon im September das SchwuZ verließ, und Florian Winkler-Schwarz, der seit diesem Monat die Geschäftsführung des LSVD Berlin-Brandenburg übernimmt. „Ein Wechsel auf Führungsebenen tut immer gut, weil er frischen Wind bringt“, bilanziert Florian gegenüber SIEGESSÄULE.

Besonders freut ihn, dass sein Team mit Projekten wie der Pepsi Boston Bar „mehr Kultur ins Haus holen konnte“. Er bleibt dem SchwuZ noch dieses Jahr erhalten und begleitet weiter Kulturprojekte. Auf dieser Basis will Katja verstärkt politische Akzente setzen, etwa mit Diskussionsrunden. „Mir ist wichtig, dass gesellschaftliche Themen im SchwuZ abgebildet werden und wir ein Gegengewicht zu aktuellen politischen Dynamiken schaffen. Gleichzeitig frage ich mich: Wie bleibt das SchwuZ am Puls der Zeit?“

„Mir ist wichtig, dass gesellschaftliche Themen im SchwuZ abgebildet werden und wir ein Gegengewicht zu aktuellen politischen Dynamiken schaffen.“

Ihre Vision: „Das SchwuZ als sicheren Ort für Queers bewahren und weiterhin daran arbeiten, dass das SchwuZ sich stetig neu erfindet.” Es gehe auch darum, Brücken zwischen den Generationen zu schlagen. Themen wie Diversität und Repräsentation stünden dabei im Fokus – etwa durch Partyreihen wie „Dykes* Gone Wild“ für FLINTA* oder „Vroom Vroom“ für junge Besucher*innen. „Wenn wir etwas für ein breites Publikum gestalten wollen, muss sich das in unserem Team, bei den Artists und den Gästen widerspiegeln“, betont Katja.

„Wäre das ein Thema, wenn ich ein cis Mann wäre?“

Damit will sie den Zusammenhalt stärken, der auch in der queeren Szene nicht selbstverständlich ist. Das musste sie seit ihrem Amtsantritt selbst erfahren: Viele schienen zu hinterfragen, ob sie überhaupt einen persönlichen Bezug zur queeren Community habe. „Wäre das ein Thema, wenn ich ein cis Mann wäre? Wahrscheinlich nicht!“, sagt sie irritiert. Auch der Fakt, dass sie als erste Frau das SchwuZ leitet, sei oft Thema: „Das ist natürlich ein gesamtgesellschaftliches Problem.“ Sie wünscht sich, dass Kompetenzen höher bewertet werden als Geschlecht.

Als Teil der 2023 gegründeten Vollgut Genossenschaft sehen Florian und Katja das SchwuZ gut aufgestellt gegen das Clubsterben. „Das SchwuZ hat Pionierarbeit geleistet”, so Katja. „Durch die Genossenschaft ist es für 99 Jahre gesichert – das gibt einen neuen Planungshorizont.“ Seit Oktober bietet der Club zudem mit „SchwuZ Unlimited“ eine Abokarte an. Für 29,90 Euro monatlich oder 299 Euro jährlich erhalten Inhaber*innen freien Eintritt zu allen regulären Partys und Events, 10 Prozent Rabatt auf Drinks, kostenlose Garderobe und Fast-Lane-Zugang. „Die Karte wird sehr gut angenommen“, berichtet Katja. „Sie ist ein schönes Signal in beide Richtungen, einerseits als Dankeschön an das Publikum und auch als Format, um das SchwuZ in der Zukunft weiterhin zu unterstützen.“

„Clubs sind seltene Orte, an denen Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammenkommen.“

Katja sieht in Clubs großes gesellschaftspolitisches Potenzial: „Clubs sind seltene Orte, an denen Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammenkommen. Hier können wir Austausch über Klassen- und Identitätsgrenzen hinweg ermöglichen.“ Genau darin liege für sie die Kraft des SchwuZ: ein queerer Ort, der eine Utopie vorlebt, in der Unterschiede keine Spaltung, sondern Zusammengehörigkeit bedeuten. „Das ist ein wunderschönes Symbol in diesen schwierigen Zeiten.“

SchwuZ – Queer Club in Berlin
schwuz.de

Folge uns auf Instagram

#Neukölln#Clubkultur#Geschäftsführung#Party#Partyszene#Club#SchwuZ

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.