Alle queeren Filme der Berlinale 2022
Am 10. Februar startet die 72. Berlinale. Welche queeren Spielfilme und Dokumentationen ihr sehen könnt, findet ihr hier im Überblick!
Mit Ozons neuem Werk „Peter von Kant“ wird die Berlinale 2022 mit einem queeren Film eröffnet. Darüber hinaus gibt es weitere spannende queere Filmprojekte und Geschichten zu entdecken. In „Nelly und Nadine“ zum Beispiel wird von einer lesbischen Liebe erzählt, die ihren Ausgangspunkt zur Zeit des Nationalsozialismus im KZ Ravensbrück nahm. Eine queere Bearbeitung der Märchen von „Tausendundeiner Nacht“ ist der Film „Bashtaalak sa'at“.
Im Folgenden geben wir euch einen Überblick über alle Langfilme – Spiel- und Dokumentarfilme – der Internationalen Filmfestspiele, die im Rennen um den Teddy Award sind. Der queere Filmpreis der Berlinale wird am 18. Februar in einer Teddy-Gala in der Volksbühne vergeben, die aufgrund der Pandemie aber nur vor einem kleinerem Publikum stattfindet und zugleich im Livestream übertragen wird. Für das Live-Publikum wurde ein Schutz- und Hygienerahmenkonzept erstellt.
Ein Klick auf die Filmtitel bringt euch zu den jeweiligen Spielzeiten auf der Website der Berlinale. Der Vorverkauf beginnt am 7. Februar ab 10 Uhr, Tickets sind dieses Jahr ausschließlich online zu erwerben.
Spielfilme
Bashtaalak sa’at (Shall I Compare You to a Summer’s Day?)
von Mohammad Shawky Hassan, Ägypten / Libanon / Deutschland 2022, Forum
Der experimentelle Essayfilm ist eine queere Auseinandersetzung mit den Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“. Verbunden wird dies mit zeitgenössischen Versatzstücken, wie Grindr-Dates oder aktuelle ägyptische Popmusik.
Calcinculo (Swing Ride)
von Chiara Bellosi, Italien/Schweiz 2022, Panoroma
Der Coming-of-Age-Film erzählt von der 15-jährigen Benedetta, die in einem eher konservativ geprägten Umfeld lebt. Sie ist fasziniert von der Schausteller*in Amanda, die sich Gendernormen widersetzt.
Concerned Citizen
von Idan Haguel, Israel 2022, Panoroma
Satire um ein schwules Paar, das sich in einem migrantisch geprägten Stadteil in Tel Aviv ansiedelt. Als einer der beiden einen Baum pflanzt, um den Stadtteil aufzuwerten, kommt es allerdings zu nachbarschaftlichen Konflikten. Dabei treten auch tiefsitzende Vorurteile zu Tage.
Fogaréu
von Flávia Neves, Brasilien, Frankreich 2022, Panoroma
Auf surrealistisch-phantastische Weise rollt das Spielfilmdebut von Flávia Neves eine Familiengeschichte auf, in der es um die koloniale Vergangenheit Brasiliens und um überkommene konservative Traditionen geht.
Peter von Kant
von François Ozon , Frankreich 2021, Wettbewerb
Die Berlinale wird in diesem Jahr von einem der interessantesten queeren Filme im Programm eröffnet: Der schwule französische Regisseur François Ozon hat sich an eine satirische Neuinterpretation von Fassbinders Klassiker „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ gewagt. Anders als bei Fassbinder stehen allerdings Männerbeziehungen im Mittelpunkt: Der Regisseur Peter von Kant ist mit seinem Assistenten Karl liiert, den er aber misshandelt und demütigt. Als Peter den jungen Anir kennenlernt, verliebt er sich in ihn und verhilft ihm im Filmgeschäft zum Erfolg.
Queens of the Qing Dynasty
von Ashley McKenzie, Kanada 2022, Encounters
Eine suizidgefährdete Jugendliche baut ein inniges Verhältnis zu einer genderqueeren Person auf, die sie während eines Krankenhausaufenthalts beaufsichtigt.
Sublime
von Mariano Biasin, Argentinien 2022, Generation
Coming-of-Age-Drama: Der 16-jährige Manuel ist mit Azul zusammen und plant, mit ihr zu schlafen. Doch langsam wird ihm bewusst, dass er sich eigentlich in seinen besten Freund Felipe verliebt hat.
Três tigres tristes
von Gustavo Vinagre, Brasilien 2022, Forum
Drei junge Queers treiben in einer dystopischen Zukunft durch Sao Paulo, das von einer Pandemie und dem politischen Versagen der Regierung gezeichnet ist. Das Virus greift die Fähigkeit zum Erinnern an.
Tytöt tytöt tytöt (Girl Picture)
von Alli Haapasalo, Finnland 2022, Generation
Der finnische Coming-of-Age-Film erzählt von den Freundinnen Rikki und Mimmi. Letztere verliebt sich in die ehrgeizige Eiskunstläuferin Emma.
Viens je t’emmène (Nobody’s Hero)
von Alain Guiraudie, Frankreich 2022, Panorama
Der neue Film des queeren Regisseurs Alain Guiraudie eröffnet das diesjährige Panorama der Berlinale: Ein Terroranschlag versetzt eine französische Stadt in Panik. Vor diesem Hintergrund geht es in der Satire um persönliche Verwicklungen zwischen den Protagonist*innen. Wie beiläufig werden auch Themen wie Körperbilder, Religion und sexuelle Orientierung verhandelt.
Dokumentarfilme
Aşk, Mark ve Ölüm (Liebe, D-Mark und Tod)
von Cem Kaya, Deutschland 2022 , Panorama
Dokumentarfilm-Essay über die Geschichte türkischer Musik in Deutschland.
Brainwashed: Sex-Camera-Power
von Nina Menkes, USA 2022, Panorama
Doku über patriarchale Erzählstrukturen und den männlich geprägten Blick des Kinos.
Dreaming Walls
von Amélie van Elmbt, Maya Duverdier, Belgien / Frankreich / USA / Niederlande / Schweden 2022, Panorama
Das legendäre Chelsea-Hotel war Treffpunkt und Symbol für die Gegenkultur der 60er-Jahre. Hier kamen Künstler*innen, Sexarbeiter*innen und Queers zusammen. Die Doku gibt einen Einblick in das Leben der aus dieser Zeit verbliebenen Mieter*innen, während das Hotel nach einer Luxussanierung kurz vor der Wiedereröffnung steht.
If From Every Tongue it Drips
von Sharlene Bamboat, Kanada / Vereinigtes Königreich / Sri Lanka 2021, Forum Expanded
Der Film erzählt vom Alltag einer Dichterin und einer Kamerafrau, die als Paar in Sri Lanka leben. Dabei werden Themen wie britischer Kolonialismus und zeitgenössische Poesie in Südasien verhandelt.
Jet Lag
von Zheng Lu Xinyuan, Schweiz / Österreich 2022 , Forum
Persönlicher Essayfilm der Regisseurin Zheng Lu Xinyuan, die am Beginn der Corona-Pandemie von Österreich nach China reist. Ihre Eindrücke, wie Schutzanzüge an Bord und Quarantäne-Hotels, verbindet sie mit der Erinnerung an eine vergangene Reise ihrer Familie von Cina nach Myanmar.
Ladies Only
von Rebana Liz John, Deutschland / Indien 2021, Perspektive Deutsches Kino
Feministisches Porträt indischer Großstädterinnen, das Einblicke in ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensmodelle gibt.
Nelly & Nadine
von Magnus Gertten, Schweden / Belgien / Norwegen 2022, Panorama
Nelly und Nadine lernen sich 1944 als Häftlinge im KZ Ravensbrück kennen, nach der Befreiung finden sie einander wieder und beginnen eine Beziehung, die eine Leben lang halten wird. Nellys Enkelin begibt sich auf Spurensuche nach einer lesbischen Liebe, die von der Familie nie als solche benannt wurde.
Nel mio nome (Into My Name)
von Nicolò Bassetti, Italien 2022, Panorama
Vier trans* Personen erzählen von ihren Erfahrungen mit der Transition und den gesellschaftlichen Hürden, die es dabei zu überwinden gilt. Executive Producer des Films ist Hollywood-Star Elliot Page.
Sab changa si (All was good)
von Teresa A Braggs, Indien 2022, Forum Expanded
Intime Doku über Freundschaft, Liebe und Widerstand vor dem Hintergrund der Studierendenproteste 2019/2020 in Indien gegen das neue diskriminierende Staatsbürgerschaftsgesetz.
Berlinale-Tipp
Die Retrospektive unter dem Titel „No Angels – Mae West, Rosalind Russell & Carole Lombard“ ist in diesem Jahr drei wichtigen US-Schauspieler*innen gewidmet, die unter anderem das Genre der Screwball Comedy geprägt haben. Zu sehen sind zahlreiche Klassiker wie „I'm No Angel“ (1933), „She Done Him Wrong“ (1933) oder „Belle of the Nineties“ (1934) mit Hollywood-Diva und Autorin Mae West, die sich mit Bühnenstücken wie „Drag“ für die queere Community einsetzte und auch in ihren Filmen ein empowerndes, sexpositives und campes Image verkörperte, das sie zu einer queeren Ikone machte.
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