Alle Infos zum IDAHOBIT 2020 in Berlin
Der diesjährige Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie findet vor allem im Netz statt. Ein zentrales Event der DAH-Kampagne IWWIT wird live aus dem SchwuZ gesendet. Alles zu der Veranstaltung, zu weiteren Berliner Events und auch zu der Kritik an den virtuellen Aktionen findet ihr hier!
Seit 2005 wird jährlich am 17. Mai der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT) begangen. Das Datum erinnert an den 17. Mai 1990 als die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten strich. 2020 jährt sich dieser bedeutende Tag zum 30. Mal.
Mit verschiedenen Aktionen wird am IDAHOBIT auf die Diskriminierung der LGBTI*-Community aufmerksam gemacht. Doch in diesem Jahr ist alles anders: Denn die zentralen Aktionen finden nicht auf der Straße, sondern aufgrund der Corona-Pandemie vor allem im digitalen Raum statt.
Online-Event aus dem SchwuZ
Das größte Berliner Online-Event zum IDAHOBIT hat federführend die schwule DAH-Präventionskampagne „Ich weiß was ich tu“ (IWWIT) gestartet, unterstützt u. a. vom CSD Deutschland e. V.: Live aus dem SchwuZ gibt es ein auf gut 3 Stunden angelegtes Programm aus Performances, Interviews, Grußbotschaften und mehr – moderiert von Annie Heger und Jurassica Parka.
Inhaltlich wird es dabei um die Folgen der Corona-Krise für die queere Community gehen. Ein Block beschäftigt sich mit Safer Sex in Zeiten von Corona, ein anderer mit sexuellen und geschlechtlichen Identitäten und der Frage, welche Auswirkungen die Pandemie auf die unterschiedlichen Gruppen innerhalb der LGBTI*-Community hat. Live-Beiträge gibt es u. a. von der Journalistin und Autorin Stephanie Kuhnen („Lesben raus!“), Schauspielerin Judy Winter, das Team vom schwulen Podcast Schwanz & Ehrlich oder Lucie Veith von Intersexuelle Menschen e. V. Performances sind u. a. von Kabarett-Chansonniere Irmgard Knef, Dragqueen Bambi Mercury und dem GRIPS Theater geplant. Alle Infos zum Line-up findet ihr auf der Facebook-Seite des Events. Los geht es um 19:00 Uhr! Hier geht es direkt zum Live-Video.
#WirFürQueer
IWWIT hatten bereits am Anfang der Corona-Krise den Hashtag #Wirfürqueer ins Leben gerufen, um auf Soliaktionen und Hilfsangebote für die queere Community hinzuweisen. „Corona begann, uns alle zu betreffen“, erzählt Tim Schohmann, Kampagnenleiter von IWWIT. „Wir wollten die verschiedenen Angebote, mit denen die queere Szene ideell, finanziell oder durch andere Dinge unterstützt werden kann, auf einer eigenen Webseite bündeln.“
Daraus entwickelte sich schließlich auch die Idee, ein großes Soli-Online-Event zu organisieren: „Die ganze CSD-Saison bricht weg. Wir haben in einem normalen Jahr rund 200 Veranstaltungen, auf denen wir unsere IWWIT-Kampagne präsentieren können. Also haben wir uns gefragt, was wir dennoch tun können, um die Community zu unterstützen. Mit diesem Event wollen wir ganz bewusst auch über unseren eigenen Tellerrand schauen. Unsere Aufgabe bei IWWIT ist ja Präventionsarbeit für Männer, die Sex mit Männern Sex haben. Hier geht es jetzt aber darum, queere Strukturen abzubilden.“
Kritik an virtuellen Community-Aktionen
Allerdings regt sich in der Szene mittlerweile Kritik daran (u. a. auf dem nollendorfblog von Johannes Kram), dass zentrale Communityevents wie der CSD und der IDAHOBIT vor allem online stattfinden sollen. Denn es sei davon auszugehen, dass diese digitalen Events weitgehend in der „Facebook-Filterblase“ hängenbleiben und „nur“ von einigen Szeneleuten wahrgenommen werden. Doch die Idee hinter dem IDAHOBIT und den Pride-Veranstaltungen sei es eben gerade, Community weithin sichtbar zu machen, zu demonstrieren und gesamtgesellschaftlich auf die Diskriminierung von LGBTI* hinzuweisen. Insofern stellt sich die Frage, ob ein solches Event, wenn es nur im digitalen Raum stattfindet, überhaupt Sinn macht.
Tim Schomann von IWWIT kann die Kritik nachvollziehen, gibt aber zu bedenken: „Fragen nach Akzeptanz und Diskriminierung sind ja auch innerhalb unserer Szene ein Thema. Natürlich kann ein Online-CSD nicht den CSD auf der Straße ersetzen, der auch von Leuten wahrgenommen wird, die nicht zur Community gehören. Aber was wäre die Alternative gewesen? Mir fehlen bei der Kritik oft die konkreten Lösungsvorschläge, wie es anders möglich sein soll.“
Von der CSD-Saison wünscht sich Schomann, dass es, neben den online-Streams, auch Möglichkeiten geben wird, um sich real zu begegnen. „Vor allem hoffe ich, dass wir aus der Krise etwas lernen können und der aufkommende Communitygedanke erhalten bleibt. Denn wir merken wieder, dass wir aufeinander angewiesen sind.“
Weitere Veranstaltungen zum IDAHOBIT
Neben dem Event von IWWIT gibt es noch andere virtuelle Veranstaltungen zum IDAHOBIT: So plant der LSVD-Bundesverband eine Online-Konferenz und eine Fotoaktion unter dem Hashtag #MutigGegenHass. Bei der Konferenz wird Alfonso Pantisano aus dem Vorstand mit LGBTI*-Aktivist*innen u. a. aus Polen, Ungarn und Uganda reden.
In den genannten Ländern hat die Homophobie und die Hetze gegen LGBTI* traurige Höhepunkte erreicht: In Polen hatten sich in den letzten Monaten um die 100 Städte und Gemeinden zu „LGBTI-freien“-Zonen ausgerufen, in Ungarn soll ein Gesetz verabschiedet werden, dass es trans* und inter* Personen unmöglich macht, ihren Geschlechtseintrag und ihren Vornamen zu ändern, und in Uganda wird immer wieder über die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle diskutiert. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr. Sie wird auf der Facebook-Seite des LSVD übertragen. Zudem ruft der LSVD dazu auf, ein Foto von sich mit eigener Botschaft zum IDAHOBIT unter dem Hashtag #MutigGegenHass in den sozialen Netzwerken zu posten. Hier gibt es eine Vorlage für ein Schild!
Der LSVD Berlin-Brandenburg lädt außerdem bereits um 11:00 Uhr morgens zu einer Online-Kundgebung auf Facebook. Währenddessen wird die Sensibilisierungskampagne zum diesjährigen Schwerpunktthema „Gewalt und Schutz“ vorgestellt. Einen Überblick zu den Veranstaltungen aller Landesverbände hat der LSVD auf seiner Homepage zusammengestellt.
Auch die Berliner AHA in Kooperation mit dem Aktionsbündnis gegen Homophobie organisiert eine Veranstaltung, bei der anlässlich des IDAHOBIT über die Situation in Polen diskutiert wird. Bei dem „virtuellen Austausch“ sind u. a. zugegen: Przemylaw Stefanski, polnischer Aktivist aus der Gemeinde Poniatowa, einer sogenannten LGBTI*-freien Zone, als auch mit dem Stellv. Bürgermeister Michael Karnetzki vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf, der deutscher Partner der polnischen Gemeide ist. Die Diskussion beginnt um 14:00 Uhr und ist ab 13:45 Uhr über die Online-Plattform Zoom erreichbar. Über Zoom könnt ihr auch selbst mit Wortmeldungen zur Diskussion beitragen. Sie wird zudem als Stream übertragen und kann auf Facebook und via YouTube als auch auf dem TV-Sender Alex Berlin live verfolgt werden.
Und um 19:00 Uhr geht es dann weiter mit einem Livestream aus der AHA unter dem Titel „Walking the IDAHOBIT": Gaby Tupper und Shady Darling nehmen euch mit zu einem von der Kamera begleiteten Spaziergang zu den queeren Mahn- und Gedenkmälern in Berlin. Dabei erzählen sie nicht nur von queerer Geschichte, sondern auch von eigenen Erfahrungen mit Homo- und Drag-Feindlichkeit als auch Zivil-Courage! Der Stream dauert eine knappe Stunde und ist auf Youtube und Facebook zu sehen.
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