Pride am 23. Juli 2022

Alle Infos zum CSD in Berlin!

19. Juli 2022 Paula Balov/as
Bild: Brigitte Dummer

Am 23. Juli zieht unter dem Motto „United in LOVE! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ der 44. CSD durch Berlin. Im letzten Jahr hatten ca. 65.000 Menschen an der Demonstration des Berliner CSD e. V. teilgenommen. 2022 erwartet der Verein über den Tag verteilt 500.000 Teilnehmer*innen

Auch wenn Corona noch nicht vorbei ist: Der 44. CSD kann wieder wie in Zeiten vor der Pandemie stattfinden. Im Moment verlangen die Behörden kein Corona-Hygienekonzept.

Route

In diesem Jahr wird die Demo-Route wieder etwas anders als sonst aussehen: Der Startpunkt ist, wie auch schon 2021, die Leipziger Straße. Nach der Eröffnung des CSD in Anwesenheit des Berliner Kultursenators Klaus Lederer zieht um 12 Uhr die Pride-Parade los Richtung Potsdamer Platz am Bundesrat vorbei. Die Station vor dem Bundesrat sei besonders symbolisch, „da er an der Gesetzgebung beteiligt ist“, erklärt Ulli Pridat aus dem Vorstand des CSD e. V. „Danach geht es über die Potsdamer Straße und die Bülowstraße zum Nollendorfplatz und von da weiter auf der altbekannten Route zum Brandenburger Tor.“ Die Gesamtlänge der Strecke beträgt 7,4 Kilometer.

Um aber auch denjenigen, die keine großen Menschenmengen aufsuchen können oder wollen, wenigstens eine virtuelle Teilnahme zu ermöglichen, soll der CSD online gestreamt und auch auf Alex TV ausgestrahlt werden. Darüber hinaus sind eine barrierearme Tribüne für Menschen mit Behinderung, ein ruhiger Rückzugsort sowie ein Stillbereich für Mütter geplant.

Abschlusskundgebung

Es gibt auch wieder eine Abschlusskundgebung mit Bühnenprogramm. Zugesagt haben unter anderem der queere Power- Pop-Künstler Leopold und die lesbische Singer/Songwriterin Wilhelmine. Das Berghain-Label Ostgut Ton wird ebenfalls für musikalische Unterhaltung sorgen. In diesem Jahr vergibt der CSD e. V. außerdem wieder live auf der Bühne den „Soul of Stonewall Award“. Im Rahmen des CSD-Programms finden außerdem mehrere Partys statt, beispielsweise die FLINTA Warm-up-Sause „Girls Town“ am Vorabend im Sage Beach Club oder die offizielle CSD-Main-Party „House of Pride“ im Ritter Butzke.

Alle CSD-Partys im SIEGESSÄULE-Terminkalender

Affenpocken

Der Berliner CSD e. V. weist in diesem Jahr ausdrücklich auf das Thema sexuelle Gesundheit hin und fordert dazu auf, Kondome beim Sex zu benutzen. Auf seiner Webseite hat er Informationen zum Thema Affenpocken/MPX bereitgestellt. Darin wird darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an Veranstaltungen und Festivals im Freien das Risiko einer MPXV-Infektion nicht erhöhe, wohl aber enger Körperkontakt, einschließlich Sex.

Mehr Infos zum Thema auf SIEGESSÄULE.de:

Stärkerer Fokus auf Inhalte

Der CSD soll 2022 nicht nur größer, bunter und lauter werden, sondern vor allem politischer und mit einem stärkeren Fokus auf Inhalte. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte der Verein den ganzen Juli offiziell zum Pride-Monat erklärt, um unter dem Namen „House Of Pride“ mit verschiedenen Formaten vier thematische Säulen zu beackern: FLINTA* und lesbische Sichtbarkeit, Trans* und BiPoC, mentale Gesundheit sowie Religion und Spiritualität.

Mit vier vereinseigenen Trucks, auf denen Aktivist*innen diverser Organisationen Reden halten werden, sollen diese Themenschwerpunkte auch auf der Demo präsent sein. Ein weiterer Truck, der Führungstruck des Vereins, widmet sich dem Thema LGBTIQ* in Osteuropa: CSD-Organisierende aus Kiew, Timișoara, Izmir, Istanbul oder Belgrad, wo die diesjährige EuroPride stattfindet, werden über die queerpolitische Lage in ihren Ländern berichten. „In Zeiten des Ukraine-Krieges ist es wichtig, den Blick nach Osteuropa zu richten und zuzuhören,“ so Ulli Pridat.

Themenkomplex Religion

Laut Vorstand kommen die Inhalte in der Community insgesamt gut an, oft werde jedoch der Themenkomplex Religion und Spiritualität falsch verstanden. „Es geht uns nicht darum, die Religion auf den CSD zu holen“, erklärt Vorstandsmitglied Patrick Ehrhardt, „sondern darum, intersektional über den Tellerrand zu schauen und anzuerkennen, dass es religiöse und spirituelle Menschen in der Community gibt, die spezifische Probleme und Bedürfnisse haben.“ Vor allem gehe es darum, als CSD „Brückenbauer und Ratgeber zu sein“, ergänzt Pridat.

Unter anderem Vertreter*innen der GayChurch Berlin und der Ibn Rushd-Goethe Moschee wollen über Anlaufstellen für queere Menschen in Glaubensgemeinschaften sprechen. Gleichzeitig sollen sie Brücken zwischen den Religionen und der queeren Szene schlagen, um damit z. B. der Islamfeindlichkeit in der LGBTIQ* Community etwas entgegenzusetzen. Der CSD-Verein sieht sich in diesem Unterfangen, wie auch bei den anderen Themen, vor allem als Wegbereiter: „Wir bieten die Bühne und die Hardware“, fasst Patrick Ehrhardt zusammen.

Der Fokus auf Inhalte zeigt sich auch in einer organisatorischen Veränderung: Wer 2022 beim CSD einen Wagen anmeldet, verpflichtet sich dazu, mindestens zwei Redebeiträge beizusteuern. „Wir wollen Anreize schaffen, sich mit gesellschaftspolitischen Inhalten einzubringen“, erklärt Ulli Pridat. Für den CSD haben sich bisher 96 Trucks und Fahrzeuge angemeldet.

Umgang mit dem Axel-Springer-Verlag

Die Debatte um den Welt-Artikel „Wie ARD und ZDF Kinder sexualisieren und umerziehen“ ist auch am Berliner CSD e. V. nicht vorbeigegangen. Die transfeindliche Polemik sorgte in der Community für Empörung und veranlasste die queere Job-Messe Sticks & Stones, die Axel Springer SE auszuladen. Der CSD e. V. teilt die Kritik am Artikel und der nachträglichen Stellungnahme des Unternehmens, will allerdings offen für die interne LGBTIQ*-Interessenvertretung des Springer Verlags „queer:seite!“ bleiben, „um Menschen in dem Unternehmen zu unterstützen, die für Veränderung kämpfen“, wie Ulli Pridat formuliert. Die Logos von Welt oder Bild dürfen jedoch nicht zu sehen sein.

Forderungen

In keinem anderen Bereich wird die inhaltliche Dichte des CSD 2022 so deutlich wie in dem umfassenden Forderungskatalog, der von zahlreichen Gruppen im CSD-Forum entwickelt wurde. Gefordert werden Präventionsstrategien gegen Hasskriminalität, verpflichtende Aufklärung für Lehrkräfte, die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes, ein niedrigschwelliger Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen, die Reform des Abstammungsrechts und eine automatische Mit-Mutterschaft bei lesbischen Partnerschaften, Abbau von Barrieren im Asylverfahren insbesondere für bisexuelle Geflüchtete, die Abschaffung des Blutspendeverbots für schwule und bisexuelle Männer, eine klare politische Haltung gegen die Teilnahme an der WM in Katar usw.

Auffällig ist an dem Forderungskatalog, dass die zuständigen politischen Akteur*innen und Behörden in den meisten Fällen klar benannt und adressiert sind. Die Forderungen hat der Verein postalisch an die entsprechenden Stellen gesandt oder sie persönlich überreicht. Damit sollen die Adressat*innen einerseits in die Pflicht genommen werden. Andererseits sind die Forderungen so konkret und umfassend, damit sie zukünftigen CSD-Organisierenden als Grundlage dienen können.

Der Vorstand des Berliner CSD e.V. von links nach rechts: Ulli Pridat, Patrick Ehrhardt, Monique King, Marc-Eric Lehmann

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