Aktionen zum IDAHOBIT* 2021
Zum diesjährigen „Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie, Biphobie und Interphobie“ am 17. Mai finden trotz Pandemie einige Events und Aktionen statt: eine Fahrraddemo, eine Kundgebung vor der russischen Botschaft, digitale Talks und mehr. Das Anti-Gewaltprojekt Maneo stellt zudem seinen Jahresbericht vor
Seit 2005 wird weltweit, immer am 17. Mai, mit verschiedenen Aktionen auf die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität hingewiesen. Das Datum wurde als Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt: damals strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Katalog der Krankheiten.
Zum diesjährigen IDAHOBIT*, oder auch IDAHOT, lässt die Corona-Lage größere Straßenaktionen zwar nicht zu. Dennoch sind sowohl live in Berlin als auch im Netz einige Events geplant.
Fahrrad-Demo mit Zwischenstopps bei Gedenkstelen
Mitglieder der Gruppe Queeronaut_, der AHA-Berlin e.V. (Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft) und andere organisieren eine Fahrraddemo unter dem Motto „IDAHOBIT* für eine gemeinsame Runde Vielfalt - Showing diversity by bike“. Treffpunkt ist um 17:30 Uhr vor den Räumen der AHA in der Monumentenstraße 13, los geht´s dann voraussichtlich um 17:45 Uhr.
Die geplante Route führt von der Monumenten- in die Grunewaldstraße, Motzstraße, Martin-Luther-Straße, über die Siegessäule, schließlich in die Potsdamer- und Bülowstraße mit Abschluss am Nollendorfplatz. Kurz Halt gemacht werden soll an verschiedenen Gedenkstelen und -tafeln: an der Internationalen Stele gegen das Vergessen in Schöneberg, die an die an Aids Verstorbenen und deren Angehörige erinnert, an der Gedenktafel Rosa Winkel und am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Tiergarten.
Während der Demo sind FFP2-Masken und Abstand halten Pflicht.
Kundgebung vor der Russischen Botschaft
Der Berliner Ableger von Queeramnesty organisiert zum IDAHOBIT* eine Kundgebung vor der Russischen Botschaft, die um 15 Uhr startet. Thematische Schwerpunkte sind die Verhaftungen queerer Aktivist*innen in Russland und der Prozess gegen die Aktivistin Yulia Tsvetkova, der bis zu sechs Jahren Haft drohen. Musikalische Beiträge zur Aktion gibt es unter anderem von Mo Voce.
#WirFürQueer Livestreams
Am 17. Mai finden unter dem Motto „#WirFürQueer - Für mehr queere Solidarität“ zwei Livestream-Events in Kooperation mit der Deutschen Aidshilfe statt. Zu sehen sein werden die Streams auf der Facebook-Seite der Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU.
Von 14 bis 15 Uhr gibt´s eine Sonderausgabe der Show „Paillette geht immer“ von Dragqueen und SIEGESSÄULE-Autorin Jurassica Parka, aus dem BKA-Theater in Berlin. Mit dabei sind die Aktivistin und Journalistin Stephanie Kuhnen, Magdalena Müssig, wissenschaftliche Referentin der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Jules Elting von der #ActOut-Kampagne, Florian Winkler-Ohm vom SchwuZ, Sängerin, Schauspielerin und Autorin Annie Heger und Ronald Zinke vom CSD Deutschland e.V.
Levi´s Diversity Garden
Und damit nicht genug: Auch Jurassicas Spin-off-Show „Paillette noch schlimmer", die sie zusammen mit Jacky-Oh Weinhaus präsentiert, steht am 17.05. ganz im Zeichen des IDAHOBIT! Im Levi´s Diversity Garden in Friedrichshain, der in dieser Pride-Season queeren Inhalten eine Bühne bieten will, laden die beiden Dragqueens zu einer Talkrunde, bei der über den IDAHOBIT und Empowerment für LGBTI* gesprochen wird. Als Gäste sind u. a. Musikproduzentin Sara Moshiri, trans* Sänger Luca und Mr. Gay Germany Benjamin Naser geladen. Liveperformanes gibt es u. a. von Jade Pearl Baker und dem House of Saint Laurent. Der Livestream beginnt um 19 Uhr auf der Webseite des BKA-Theaters und den Facebook- und Youtube-Profilen von Jurassica Parka und Jacky-Oh Weinhaus.
Ab 22 Uhr beginnt dann die Call-in-Show „Ruf! Uns! An!“ mit Jurassica Parka und Margot Schlönzke. Zuhörer*innen sind dazu eingeladen, live in der Sendung anzurufen und diese mit ihren persönlichen Wünschen oder Forderungen zum Thema queere Solidarität mitzugestalten. Die Hotline der Show unter 0170-74 47 008 ist während der Sendung erreichbar.
Weitere Online-Events
Auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und seine Landesverbände planen mehrere Aktionen und Events im Netz. Der Ableger in Berlin-Brandenburg stellt am 17. Mai ab 11:00 eine Online-Kundgebung zum IDAHOBIT 2021 auf die Beine, mit Grußbotschaften und Beiträgen von Vertreter*innen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport sowie Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften.
Der LSVD-Bundesverband organisiert unter anderem den Webtalk „LSBTI-Aktivist*innen aus Polen berichten“. Dieser wird am Vorabend des IDAHOBIT*, am 16. Mai ab 18:00 Uhr übertragen. Mit dabei sind die Aktivistin Milena Adamczewska-Stachura vom Verein „Miłość Nie Wyklucza“ und der Jurist Jakub Urbanik von der Universität Warschau. Die beiden Aktivist*innen haben den Rechtshilfefonds „Prawo Nie Wyklucza“ gegründet und berichten über die aktuelle Situation in Polen. Der Talk findet auf Englisch statt.
Die blu Mediengruppe kündigt zum IDAHOBIT* außerdem ihren zweiten „Pride Live“-Event an, bestehend aus Konzerten, Talkrunden oder Interviews. Mit dabei sind unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne), SIEGESSÄULE-Autorin Jurassica Parka und Aktivist Nasser El-Ahmad. Der Event steigt ebenfalls schon am 16.05., ab 11:00.
Webserie „One Year IDAHOBIT*"
Ab dem 17. Mai 2021 wollen die beiden Queens Gaby Tupper, Shady Darling und die Fotografin Hilde Muffel ein Jahr lang auf PINK.LIFE monatlich Videos zum Thema IDAHOBIT* veröffentlichen. In der Webserie „One Year IDAHOBIT*" geht es um Empowerment queerer Menschen, aber auch um den Umgang mit Diskriminierungserfahrungen. „Denn jeder Tag sollte ein Tag gegen Hass, Gewalt und Diskrimierung sowie für Toleranz und Vielfalt sein. Da die Lebenswelten queerer Menschen sehr vielfältig sind, ist ein Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie zu wenig", sagt Shady Darling in einer Pressemitteilung.
Maneo-Report: „Homo- und Transphobie haben unter Corona keine Pause eingelegt“
Zum IDAHOBIT* stellt das Berliner schwule Anti-Gewaltprojekt Maneo traditionsgemäß seinen Jahresbericht vor. Darin enthalten sind alle Zahlen zu LGBTIQ*-feindlichen Vorfällen, die dem Projekt im Vorjahr gemeldet wurden.
In einer digitalen Pressekonferenz am 12.05. wurde der Bericht für 2020 vorgestellt. Insgesamt erreichten Maneo im letzten Jahr 928 Meldungen zu Übergriffen, knapp 70 Fälle weniger als in 2019. In 510 dieser Fälle konnte klar ein homo- oder transfeindlicher Hintergrund festgestellt werden. Bei den registrierten LGBTIQ*-feindlichen Angriffen handelte es sich bei 55 Prozent um Beleidigungen, bei knapp 27 Prozent um Nötigungen und Bedrohungen. In 23 Prozent der Fälle kam es auch zu einer Körperverletzung. Die dominierenden Bezirke in Berlin, in denen LGBTIQ*-feindliche Übergriffe passierten, waren Schöneberg, gefolgt von Neukölln, Kreuzberg und Mitte.
Auf der Pressekonferenz zeigte sich Bastian Finke von Maneo überrascht von dem Ergebnis: „Wir hatten erwartet, dass in der Corona-Pandemie, in der der öffentliche Raum sehr eingeschränkt war, sehr viel weniger Fälle erfasst würden. Dem war aber nicht so, sondern das Niveau der Fallzahlen blieb fast gleich.“
Zwar sind dem Projekt weniger Vorfälle gemeldet worden, die auf der Straße oder an öffentlichen Plätzen passierten. Ein Grund dafür: die meisten queeren Events fielen im letzten Jahr flach, in deren Kontext es sonst häufiger zu queerfeindlichen Übergriffen gekommen ist. Dafür nahmen in 2020 aber Vorfälle im Internet und im sozialen Nahbereich, in Familien oder unter Bekanntschaften zu. „Man davon ausgehen kann, dass Homo- und Transphobie unter Corona keine Pause eingelegt haben“, so das Fazit von Bastian Finke.
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