Stigmatisierung

Affenpocken: UNAIDS warnt vor LGBTIQ*-Feindlichkeit

23. Mai 2022 as
Bild: Thorkild Tylleskar CC BY-SA 3.0 Quelle
UNAIDS Hauptquartier in Genf

Die UNO-Organisation UNAIDS warnt vor den Folgen der LGBTIQ*-feindlichen und rassistischen Sprache im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Affenpocken

UNAIDS veröffentlichte gestern eine Pressemitteilung, in der sie ihre Besorgnis zum Ausdruck brachte, dass in einigen Kommentaren und Presseberichten zu den Affenpocken stigmatisierende Sprache verwendet wurde. Insbesondere betrifft das homophobe und rassistische Stereotypen verstärkende Darstellungen von LGBTIQ* und Menschen aus Afrika.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden zwischen dem 13. und 21. Mai mehr als 90 Infektionen in Ländern bestätigt, in denen das in West- und Zentralafrika heimische Virus normalerweise nicht auftritt. Ein erheblicher Teil der Fälle beträfe schwule, bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben. Allerdings wird betont, dass die Krankheit durch engen Körperkontakt mit einer infizierten Person jeden treffen könne.

Stigmatisierung vermeiden

UNAIDS fordert Medien, Regierungen und Communitys auf, mit einem rechts- und faktenbasierten Ansatz auf solche Ausbrüche zu reagieren, bei der eine Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen vermieden wird. In diesem Zusammenhang sollten sowohl Pandemieprävention als auch Menschenrechte gestärkt werden.

„Stigmatisierung und Schuldzuweisung untergraben das Vertrauen und die Fähigkeit, bei Ausbrüchen wie diesem effektiv zu reagieren“, sagte Matthew Kavanagh, stellvertretender UNAIDS-Exekutivdirektor a.i. Die Erfahrung zeige, dass eine stigmatisierende Rhetorik dazu führe, dass Ängste geschürt, Menschen von Gesundheitsdiensten ferngehalten, ineffektive Strafmaßnahmen gefördert und Bemühungen zur Identifizierung von Fällen behindert werden. Gerade die LGBTIQ*-Community habe zur Sensibilisierung bei diesen Fragen entscheidend beigetragen.

Lösung des Problems ist Aufklärung

Zuvor hatte bereits Holder Wicht von der Deutschen Aids Hilfe mit Hinblick auf die Erfahrung der Aidskrise betont: „Eines können wir aus unserer Geschichte lernen: Wir müssen jetzt Stigmatisierung und Schuldzuweisungen gegenüber schwulen Männern und Menschen aus Afrika entschieden entgegentreten, sobald sie auftreten“. Die Lösung des Problems sei Aufklärung nicht Ausgrenzung.

Darüber hinaus wäre ein Vergleich mit der HIV/Aids-Pandemie nicht zielführend. Denn auch wenn es sich hier um ein Virus aus Afrika handele, das inbesondere schwule Männer betrifft, gehe davon keineswegs die selbe Gefahr aus. Die Affenpocken seien schon lange bekannt und eine Erkrankung verlaufe meist milde.

RKI: Gefährdung für die Bevölkerung gering

In Deutschland gab es bis zum 31. Mai 44 bestätigte Infektions- und Erkrankungsfälle – 18 davon in Berlin. Auch wenn laut Gesundheitsministerium weitere Affenpocken-Fälle erwartet werden, schätzt das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein.

Laut Empfehlung des RKI sollen Infizierte für 21 Tage in Isolation. Die selbe Quarantänedauer soll auch für Kontaktpersonen gelten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach teilte zudem mit, dass „bis zu 40.000 Dosen" des Vakzins Imvanex bestellt worden seien, das in den Vereinigten Staaten gegen Affenpocken zugelassen ist. Der Impfstoff könne sowohl genutzt werden, um eine Ansteckung zu verhindern oder um bei bereits angesteckten Personen den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern oder zu verzögern.

Queer-Beauftragter äußert sich

Sven Lehmann MdB, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt („Queer-Beauftragter"), hat am 26.05. in einem Statement zum Thema Affenpocken vor Panikmache und Stigmatisierung gewarnt.

Der Grünen-Politiker erklärte, es sei ein Trugschluss, dass schwule oder bisexuelle Männer an sich gefährdeter sind. Das Virus kenne keine sexuelle Orientierung: „Erhöhte Wachsamkeit für Symptome muss für alle Menschen gelten. Eine verkürzte Kommunikation hat auch die negative Folge, dass viele Menschen sich nicht angesprochen fühlen. Sie denken, sie könne es nicht treffen. Nach gegenwärtigem Stand können ,Affenpocken' aber über engen körperlichen Hautkontakt und Tröpfcheninfektion übertragen werden."

Lehmann mahnte an, die Fehler zu Beginn der Aids-Krise jetzt nicht zu wiederholen. Indem die Infektion damals ausschließlich schwulen Männern zugeschrieben wurde, führte dies zu einer Stigmatisierung dieser Gruppe, während andere Gruppen nur wenig geschützt wurden.

Einige Medien würden diesen Fehler laut Lehmann bei ihrer Berichterstattung gerade erneut machen. Zudem gab der Queerbeauftragte an im Austausch mit dem Bundesgesundheitsminister und dem RKI zu sein. Er habe beide gebeten, ihre Kommunikation entsprechend sensibel zu gestalten.

Zudem empfiehlt Lehmann, „sich über Übertragungswege zu informieren und sich bei Symptomen in ärztliche Behandlung zu begeben. Dazu gehören vor allem Schwerpunktpraxen, Uni-Kliniken und Infektions-Ambulanzen."

Bild: Bundesregierung/Steffen Kugler
Sven Lehmann MdB, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt

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