Adira Drag Festival: Mit Make-up gegen Orientalismus
Am 8. Juni findet das Adira Drag-Festival im Kreuzberger Club Gretchen statt. Das erste arabische Drag-Festival lädt die queere BIPOC-Community und ihre Allys ein, einen Tag lang mit Workshops und Performances internationaler Drag-Künstler*innen, die Vielfalt der queeren arabischen Popkultur jenseits von Klischees zu feiern
„Adira” ist arabischer Slang aus dem levantinischen Raum und bezeichnet eine besonders fähige und erfahrene Persönlichkeit. Ein Begriff, der die Künstler*innen, die das abwechslungsreiche Programm des Festivals füllen, ebenso beschreibt wie Initiator*in und Host Hassandra. Der*die Drag-Autodidakt*in mit abgeschlossenem Schauspielstudium aus Beirut erfindet sich immer wieder neu und bereichert Berlins queere Szene seit Jahren mit Performances und Veranstaltungsformaten.
„Es hat etwas gedauert, sich zu erden und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Doch angesichts der wachsenden Fremdenfeindlichkeit und Xenophobie in Deutschland, ist es jetzt wichtig, Räume für arabische Queers zu schaffen, in denen wir uns gesehen, gehört und verstanden fühlen.” Die Adira-Partyreihe feiert bereits seit über einem Jahr die arabische Pop-Kultur der 80er-, 90er- und Nuller-Jahre und ist fester Bestandteil Berlins queerer Party-Landschaft geworden. Doch mit dem Festival will das Team des von Hassandra mitbegründeten Critical Queer Solidarity e. V. auch eine jährliche Netzwerkplattform für queere arabische Künstler*innen aus aller Welt schaffen.
Die Rückeroberung der eigenen Narrative
Ambitioniert startet die erste Edition des Festivals mit 25 Künstler*innen und DJs aus Libanon, Tunesien, Frankreich, Schweden, Syrien, Oman, Libyen und den Niederlanden. Mit Stand-Up-Comedian Shaden Esperanza als Host, und den Drag-Artists Hoedy und Zuhal als Performer*innen kommen gleich drei Stars der arabischen Szene von Beirut nach Berlin. Mit ihren öffentlichen Auftritten fordern sie sowohl tradierte Denkmuster in ihrer Heimat als auch westliche Weltbilder heraus. „Wir alle arbeiten aktiv und passiv daran, orientalistische Stereotype abzubauen,” erklärt Hassandra. Der Begriff Orientalismus geht auf den Theoretiker Edward Said zurück und beschreibt die klischeehafte westliche und kolonial geprägte Konstruktion des „Orients“ als Fremdbild und Gegenstück zum „Okzident“.
„Wir brauchen Räume für eine autonome Selbstdarstellung, um klar zu machen, dass wir am besten wissen, wer wir sind und was wir tun.”
Auch in der queeren Berliner Community gebe es weiterhin viele Vorurteile, Fetischisierung und vor allem das homonationalistische, eindimensionale Klischee der queeren, unterdrückten Araber*innen, die in Europa die große Freiheit finden. „Deshalb brauchen wir Räume für eine autonome Selbstdarstellung, um klar zu machen, dass wir am besten wissen, wer wir sind und was wir tun,” so Hassandra. „Es gibt 22 arabische Staaten mit teils völlig unterschiedlichen, teils sehr ähnlichen Kulturen. Auch diese Vielfalt gilt es am 8. Juni zu feiern.” Schließlich ist die arabisch-queere Community längst keine Randgruppe mehr, sondern eine wichtige Säule der LGBTIQ*-Community in Deutschland, die einen Raum verdient.
Mit Panels und Workshops wie „How to avoid getting thrown off roofs” von Edwin Nasr oder einem Make-Up-Workshop für Anfänger*innen mit Raj Rouge, ermutigt das Programm tagsüber Teilnehmer*innen, den Stift selbst in die Hand zu nehmen und die eigene Geschichte zu gestalten. Ab 21:00 zeigen die Performer*innen auf der Bühne was „Adira” live bedeutet, bevor die DJ-Sets u.a. von Xanax_attax ab Mitternacht alle dazu einladen, zu arabischen Pop- und Electro-Klängen bis in den Morgen zu tanzen.
Adira Drag Festival
8. Juni, ab 12:00
Club Gretchen
Tickets via de.ra.co/events/1907155
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