50 Jahre Feministisches Frauengesundheitszentrum (FFGZ): Viva la Vulva!
Das Feministische Frauengesundheitszentrum (FFGZ) wird im Herbst 50 Jahre alt. Vorgefeiert wird am 23.06. mit einem Benefizkonzert des Frauenblasorchesters Holz und Blech. SIEGESSÄULE hat mit der FFGZ-Teamleiterin Petra Bentz gesprochen
Angefangen hat alles in den 1970ern mit vaginalen Selbstuntersuchungen in Frauenzentren. „Damals wollten die Frauen selber sehen, wie ihre Genitalien aufgebaut sind, wie der Gebärmutterhals aussieht“, erklärt FFGZ-Teamleiterin und Diplompädagogin Petra Bentz. So wurde mit Spekulum, Spiegel und Taschenlampe zur Tat geschritten. Die US-amerikanische Künstlerin Annie Sprinkle hatte sich als Initiatorin der Aktion mit ihrem eigenen Körper als „Untersuchungsobjekt“ zur Verfügung gestellt: 300 bis 400 Frauen waren bei den ersten Vulvaschauen dabei. Sie traten Grüppchenweise an, um einen Eindruck zu bekommen, wie es im Unterleib einer Frau aussieht.
„Frauen wollten selber sehen, wie ihre Genitalien aufgebaut sind.“
Petra Bentz ist 1985 ins FFGZ eingestiegen, im selben Jahr, als das Feministische Frauengesundheitszentrum an den heutigen Standort in die Bamberger Straße 51 in Schöneberg zog. Gegründet wurde der Verein am 5.11.1974 von den feministischen Gesundheitspionierinnen Christiane Ewert, Gabriele Karsten und Dagmar Schultz. „Zu dieser Zeit war Feminismus ein Schimpfwort und Medizin alleinige Sache von Ärzten – das hat uns mobilisiert“, so Bentz.
Lange war das Wissen um die Anatomie der Klitoris nicht allgemein zugänglich. Ab den 80er-Jahren änderte sich das dank der Frauengesundheitsbewegung und die Klitoris als Organkomplex mit Schwellgewebe und Gebärmutter wurde neu definiert. Die sich verändernde Sicht auf den Frauenkörper habe auch Auswirkungen auf die Gegenwart gehabt, in der mit Parolen wie „Viva la Vulva“ gegen die gesellschaftlich verordneten Tabuisierung angegangen wird.
„Zu dieser Zeit war Feminismus ein Schimpfwort und Medizin alleinige Sache von Ärzten – das hat uns mobilisiert.“
Noch heute bietet das FFGZ Vulvaschauen an. In den Beratungen geht es vor allem um Lust, Verhütung, Wechseljahre, um Schilddrüsenprobleme, Erkrankungen wie Endometriose, Vaginalinfektionen, aber auch um sexuelle Gewalt.
Lesben, nicht binäre und trans* Personen sind im FFGZ willkommen, sagt Bentz: „Zum Beispiel lassen sich trans* Männer, die menstruieren oder vaginale Beschwerden haben, bei uns beraten.“ Neben einer Kontaktliste zur Weiterempfehlung an Ärzt*innen gibt es beim FFGZ auch eine Fachbibliothek zu gesundheitlichen Themen. Zudem erscheint zweimal jährlich die Zeitschrift clio; die kommende Ausgabe im Herbst zum Thema „Blase und Beckenboden“.
Unterstützung und Empowerment von FLINTA*
Aktive Unterstützung und Empowerment von FLINTA* bilden das Herz des Projekts: „Wir gehen auf Fragen ein, für die Gynäkolog*innen keine Zeit haben“, so Petra. Wenn das Geld auch knapp ist, so ist das Team um Petra, stolz darauf, dass in 50 Jahren so viele Hürden genommen wurden. Aktuell ist unklar, ob es die Jubiläumsfeierlichkeiten im November zum geben wird. Aufgrund der jüngsten Zuwendungskürzungen der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege ist das Geld knapp beim FFGZ. „Vielleicht feiern wir unter dem Motto 50+1 auch erst im kommenden Jahr oder wir veranstalten ein feministisches Kneipenquiz, das sich unsere engagierte Praktikantin ausgedacht hat“, erklärt Bentz.
Immerhin wird ein Benefizkonzert des Frauenensembles Holz und Blech am 23. Juni in der Zwölf-Apostel-Kirche in Schöneberg zugunsten des FFGZ veranstaltet. „Das Spendengeld geht direkt an das FFGZ und trägt dazu bei, unser Beratungsangebot aufrechtzuerhalten“, erzählt Bentz, die das Event mit der Posaunistin Bianca Kliese organisiert.
Benefizkonzert von Holz und Blech
23.06., 17:00
Zwölf-Apostel-Kirche
holzundblech-berlin.de
ffgz.de
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