Interview mit BiBerlin e. V.

„Bisexuelle werden oft ignoriert oder vergessen“

23. Sept. 2019 Paula Balov
Maddie vom Verein BiBerlin e. V. vor den Flaggen der Bisexuellen und Pansexuellen

Mit welchen Vorurteilen haben Bisexuelle zu kämpfen? Wir fragten Maddie vom Verein BiBerlin e. V.

Maddie, was bedeutet deine Bisexualität für dich? Bisexuell zu sein bedeutet für mich, dass ich mich zu mehreren Geschlechtern hingezogen fühle. Das heißt, dass mir potentiell jeder Mensch gefallen könnte. Ich spüre meine Bisexualität dadurch, dass es mir immer schwerer fällt nachzuvollziehen, wie es ist nur auf ein Geschlecht zu stehen. Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken: Moment mal, es gibt ja auch Menschen, die nicht bi- oder pansexuell sind! (lacht)

Immer am 23. September wird der „Bi Visibility Day“ gefeiert. Warum ist das ein wichtiger Tag für Bisexuelle? Bisexuelle werden in der Gesellschaft oft ignoriert oder vergessen. Wenn ich sage, dass ich als Frau mit einem Mann zusammen bin, denken die meisten, ich sei hetero. Wäre ich mit einer Frau zusammen, würde ich als lesbisch gelten. Selbst in einer queeren Beziehung sieht man mir meine Bisexualität nicht an. Man muss immer wieder daran erinnern, dass es Bisexualität auch gibt. Der Bi Visibility Day ist eine gute Gelegenheit, um darüber aufzuklären und zu zeigen, dass es Menschen gibt, die ihre Bisexualität offen leben und feiern.

Wie verbreitet ist Bi-Feindlichkeit in der Gesellschaft? Leider sehr. Wenn ich zu einer Lesbenparty gehe, bei der im Kleingedruckten auf dem Flyer steht, dass auch andere queere Frauen willkommen sind, dann fühle ich mich trotzdem nicht willkommen. Weil ich nicht weiß, wie darauf reagiert wird, wenn herauskommt, dass ich einen Freund habe und monogam lebe. Das Bild, dass es nur Homo- und Heterosexualität gibt, ist sehr verbreitet. Ein häufiges Vorurteil ist, dass Bisexualität nur eine Phase sei oder wir uns nur in die queere Community drängen wollen. Uns wird sowohl von Heteros als auch von Lesben und Schwulen vorgeworfen, dass wir nicht treu sein können oder nur in offenen Beziehungen glücklich wären. Oft werden Promiskuität und bestimmte Sexualpraktiken mit uns assoziiert, wie zum Beispiel Dreier. Nicht jedes Klischee ist automatisch schlecht und all das kann auf manche Bisexuelle zutreffen. Aber es ist falsch zu verallgemeinern. Auch unter Bisexuellen werden die Vorurteile reproduziert, weswegen manche glaube, es gebe gute und schlechte Bisexuelle. Das alles erschwert es zur eigenen Bisexualität zu stehen.

Bi-Erasure“, also die Unsichtbarmachung von Bisexualität, kommt auch in der queeren Community vor. Welche Gründe gibt es dafür? Ich denke, dass bei politischen Gruppen oft der Gedanke dahintersteckt: Wenn wir was gegen Homophobie machen, dann hilft das auch Bisexuellen. Aber Biphobie ist ein eigenes Phänomen, deswegen helfen uns Aktionen gegen Homofeindlichkeit nur bedingt. Bisexuelle erleben doppelte Diskriminierung und die kann ganz schön auf die Psyche schlagen. Es braucht spezielle Hilfsangebote für nicht-monosexuelle Menschen.

Wie hilft der Verein BiBerlin e. V. Bisexuellen, Pansexuellen und anderen nicht-monosexuellen Menschen? Wir organisieren niedrigschwellige Anlaufstellen, offene Treffen und Stammtische. Außerdem sind wir seit Jahren als Fußgruppe beim CSD dabei und zeigen Präsenz bei allen möglichen Community-Events, wie zum Beispiel dem Lesbisch-Schwulen-Stadtfest.

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