Alle Infos zum 41. CSD in Berlin!
Am Samstag, den 27.07., startet um 12:00 die CSD-Demo in Berlin. Hier erfahrt ihr alles Wissenwerte zu CSD-Forderungen, Route und Bühnenprogramm
– Über 90 Vereine, Firmen und Gruppen haben sich mit Trucks, Bussen, PKWs und Motorrädern zum 41. CSD Berlin angemeldet! Laut CSD e. V. ist das ein Anmelderekord. Im letzten Jahr waren 62 Fahrzeuge dabei, diesmal sind es rund 100. Dazu kommen noch über 40 Fußgruppen, die sich für die Demo angemldet haben.
Die 41. CSD-Parade in Berlin steht, in Anlehnung an das 50. Jubiläum des Stonewall-Aufstandes in New York, unter dem Motto „Stonewall 50 – Jeder Aufstand beginnt mit deiner Stimme“. Ende März wurde es im CSD-Forum gewählt, nachdem das erste Motto „Queer sind Berlin – Jemeinsam“ seitens der Community stark kritisiert worden war (SIEGESSÄULE-Autorin Jurassica Parka kommentierte).
CSD-Forderungen
Die sechs zentralen Forderungen des diesjährigen CSD wurden in zwei Sitzungen von drei Arbeitsgruppen erstellt:
1. Das inklusive Wohn- und Kulturzentrum für Lesben von RuT e. V. soll endlich in Berlin verwirklicht werden (SIEGESSÄULE berichtete). Dazu werden aber noch dringend finanzielle Mittel benötigt.
2. Berlin soll Vorreiterin unter den europäischen Metropolen werden, was Inklusion und Diversität in der Verwaltung anbelangt: Gefordert wird deswegen ein professionelles Diversity-Management für die Mitarbeiter*innen der Berliner Verwaltung und in den kommunalen Unternehmen.
3. Ein Bleiberecht für alle bedrohten LGBTI*!
4. Unsere Freiheit, Vielfalt und Menschenrechte sollen nicht eingeschränkt werden, deswegen: Aktiv gegen Rechts!
5. Es wird Zeit, sich von von binären Stereotypen und den Fesseln des Sexismus zu befreien: Zur Hölle mit dem Patriarchiat!
6. Stigmatisierung und Ausgrenzung HIV-positiver Menschen stoppen! Informieren statt Diskriminieren! Leben mit HIV – ganz normal!
Ausführliche Begründungen zu den Forderungen findet ihr hier: csd-berlin.de
Eines der zentralen aktuellen Probleme bleibt dabei allerdings unerwähnt: Das Recht auf Selbststimmung von trans* und inter* Personen, um den eigenen Geschlechtseintrag frei wählen zu können. Im Umgang mit dem seit Januar gültigen Personenstandsgesetz setzt Seehofers Bundesinnenministerium auf eine diskriminierende, transfeindliche Politik (SIEGESSÄULE berichtete).
Auf Anfrage von SIEGESSÄULE, warum sich das Thema Personenstandsrecht nicht bei den Forderungen wiederfindet, antwortet Alexandra Knoke aus dem Vorstand des Berliner CSD e. V.: „Die Forderungen entstehen innerhalb der Community, im basisdemokratischen Forum des CSD. Das erste Treffen dazu hat bereits Anfang des Jahres stattgefunden. Der Vorstand des Berliner CSD e. V. nimmt auf die Auswahl der Forderungen keinerlei Einfluss.“
Sie fordere dazu auf, sich für die Thematik beim CSD-Forum im nächsten Jahr stark zu machen: „Ich würde es sehr unterstützen, wenn sich Fürsprecher*innen finden, die sich in der Forumsarbeit dafür einsetzen, dass das Thema ,Personenstandsrecht' vermehrt Sichtbarkeit bekommt. (...) Bei den Foren wird die inhaltliche Ausrichtung des folgenden CSDs gelegt, also möchte ich alle motivieren, mit ihren Forderungswünschen teilzunehmen und sich CSD-politisch einzubringen.”
Und auch wenn das Thema in den diesjährigen Forderungen nicht auftaucht, soll es bei der CSD-Eröffnungszeremonie eine Rolle spielen: Anastasia Biefang, trans Frau und Kommandeurin der Bundeswehr, wird in ihrer Rede Bezug auf das Personenstandsrecht nehmen. Darüber hinaus werden u. a. sprechen: Stuart Milk, der Gründer der Harvey Milk Foundation, Stacy Lentz und Kert Kelly, die Besitzer des Stonewall Inn in New York, und PoC-Aktivist Ariclenes Agostinho Garica, den wir euch im aktuellen Heft in einem Porträt vorstellen.
CSD-Route
Gegenüber dem Vorjahr hat die CSD-Parade eine etwas veränderte Route: Am 27.07. beginnt sie wie gewohnt um 12:00 am Ku’damm/ Ecke Joachimsthaler Str.
Aufgrund von Bauarbeiten kann allerdings der Wittenbergplatz nicht passiert werden. Die Ausweichroute verläuft über die Tauentzienstr., Nürnberger Str., Lietzenburger Str. Ab Kleiststraße geht die Route wie gewohnt weiter: über Nollendorfplatz, Lützowplatz, Siegessäule und Straße des 17. Juni. Die Abschlusskundgebung findet am Brandenburger Tor statt.
Bühnenprogramm bei der Abschlusskundgebung
Mit Mia, Marianne Rosenberg, Felix Jaehn, Sookee und Malonda ist das von Annie Heger und Eybe Ahlers moderierte CSD-Bühnenprogramm 2019 recht vielfältig. Los geht's ab 16:00 am Brandenburger Tor. Das Highlight: Melanie C. performt gemeinsam mit der Dragtruppe Sink The Pink.
„Berlin ist eine meiner Lieblingsstädte“, erklärt Melanie C., die trotz der aktuellen Spice-Girls-Tour Zeit fand, mit SIEGESSÄULE über ihren Auftritt beim diesjährigen CSD zu sprechen. Diesen wird sie mit dem erfolgreichen Londoner Drag-Kollektiv Sink The Pink absolvieren. „Wir traten gemeinsam bei einem Festival namens ,The Mighty Hoopla’ auf, und die Reaktionen waren so fantastisch, dass wir beschlossen, mit der Show auf Tour zu gehen.“
So performt die Truppe nun auf Pride-Events von Stockholm über São Paulo bis New York. In Deutschland stehen die CSDs in Hamburg, Köln und Berlin auf dem Plan. „Die Show macht jede Menge Spaß“, erzählt Melanie C. „Es gibt Tanz, Kostüme, Dragqueens und ein Spice Girl – was könnte eine Pride-Performance mehr zu bieten haben? Wir haben wirklich etwas Einzigartiges geschaffen, und ich kann es nicht erwarten, damit endlich auf Tour zu gehen.“
Auf die Frage, mit welcher Botschaft sie auf den etlichen Prides an den Start gehen möchte, sagt sie: „Meine Botschaft ist recht simpel: Liebe. Wir sollten einander lieben und uns als gleichwertige Menschen begegnen. Die Leute sollen machen dürfen, was immer sie wollen, solange sie damit niemandem wehtun ... Ich habe das Gefühl, dass wir mit den Spice Girls so vielen Menschen den Mut gegeben haben, ihre Sexualität frei auszudrücken. Und diese Verantwortung nehme ich sehr ernst.“
Auf der Abschlusskundgebung wird auch der Soul of Stonewall Award vergeben: Preisträger*innen in diesem Jahr sind Jim Baker und Ilona Bubeck vom Querverlag, LGBTI-Aktivistin Annet Audehm, Life-Ball Organisator Gery Keszler und Tatiana Vinnichenko, Leiterin des Moskauer Community-Zentrums für LGBTI-Initiativen, die mit ihrem Netzwerk verfolgte LGBTI aus Tschetschenien evakuiert hat.
CSD-Party
Die offizielle Main Party des CSD, „Unity Pride“, wird von der Reihe „GMF“ ausgerichtet. Am Samstag geht's hier ab 23:00 im Kreuzberger Electro-Club Ritter Butzke los. Als Headliner wurde niemand Geringeres als Techno-Ikone DJ Hell gewonnen.
Weitere Party-Tipps zum CSD-Wochenende gibt es in unserem Clubradar: CSD-Special!
Fernsehturm in Regenbogenfarben
Außerdem hat der CSD e. V. eine Sondergenehmigung erhalten, den Berliner Fernsehturm in den Farben des Regenbogens erstrahlen zu lassen. Die Lichtinstallation wird vom 25. bis zum 28. Juli erstrahlen. Für die Umsetzung sammelt der Verein noch bis zum 30. Juli Spenden. Hier könnt ihr die Aktion finanziell unterstützen.
CSD Berlin,
27.07., Eröffnung um 12:00 (Ku’damm/Ecke Joachimsthaler Straße), Abschlusskundgebung mit Programm ab 16:00 (Brandenburger Tor)
Folge uns auf Instagram