Wedding

Kommt jetzt das Aus für die Moritz Bar?

19. Juni 2019
Kilian und Lukas Flade © Lena Meyer

Kilian und Lukas, die Betreiber der queeren Moritz Bar, hören Ende Juni auf. Wir fragten nach, wie es mit der Bar weitergeht und was aus der „Gimme Moritz Party“ wird

Leider müssen wir uns auch in diesem Jahr von einigen Communityräumen verabschieden: Aufgrund von Geldproblemen und einer Verdopplung der Gewerbemiete wird die schwule Institution HarDie's Kneipe am 30. Juni schließen. Bei der Moritz Bar im Wedding ist dagegen zur Zeit noch unklar, ob sie als queerer Raum weiter bestehen bleibt.

Eins ist jedoch sicher: Die bisherigen Betreiber Kilian und Lukas haben sich dazu entschlossen aufzuhören. Wir wollten von den beiden Brüdern wissen, wie es mit der Bar weitergeht und wie sie die Situation für queere Läden im Wedding einschätzen

Kilian und Lukas: welche Gründe gibt es dafür, dass ihr mit der Moritz Bar aufhört? Kilian: Wir betreiben die Bar ja seit über 6 Jahren, also 6 Jahre und 4 Monate, um genau zu sein. Uns war eigentlich immer klar, dass das nicht ein Beruf ist, den wir unser ganzes Leben lang machen würden – und nicht auch mit der gleichen Leidenschaft machen könnten.

Lukas: Jetzt ist für uns beide ein Zeitpunkt gekommen, an dem wir schauen wollen, was es sonst noch so im Leben gibt. So kamen wir dann auch zu der Entscheidung, dass dieses Projekt für uns zu Ende ist.

Das heißt, ihr schließt die Bar aus persönlichen Gründen und nicht aufgrund äußerer Umstände? Lukas: Es ist wirklich eine rein persönliche Entscheidung. Wir sind nicht gezwungen durch irgendwas. Wir wissen andererseits auch, dass wir mit der Moritz Bar viele Leute beeinflussen – was uns die Entscheidung auch nicht leicht gemacht hat. Die Bar war als queerer Ort im Wedding für viele ein wichtiger Anlaufpunkt, der durchaus eine Lücke hinterlässt. Deswegen ist es für uns wichtig, alles dafür zu tun, dass das als ein queerer Treffpunkt weiter bestehen kann.

Ihr wollt also die Bar an jemand weitergeben, der die Tradition des Ladens bewahrt? Kilian: Das ist der Plan. Nur weil das Kapitel Moritz Bar hier in diesen Räumen zu Ende ist, wissen wir das ein queerer Laden im Wedding wichtig und nötig ist. Das ist auch das Feedback, was wir über die Jahre von den Gästen bekommen haben. Es soll also der Staffelstab an jemand anders gegeben werden. Das wird uns gerade leider etwas schwer gemacht. Wir haben einen tollen Kandidaten gefunden, der jedoch vor ein paar Tagen ohne nachvollziehbare Gründe von der Hausverwaltung abgelehnt wurde. Wir haben ein bisschen das Gefühl, dass da Taktik dahinter stecken könnte. Als würde man schauen, ob wir irgendwann die Lust oder die Energie verlieren, selbst jemanden vorzuschlagen. Wir sind da aber ziemlich kampflustig ...

Lukas: Wir haben auch lange gesucht, weil wir jemanden finden wollten, der das gerne macht und der gerne unseren Regenbogen-Rollladen hochzieht – weil er dafür einsteht. Deswegen waren wir auch sehr enttäuscht über die Ablehnung.

Wird es denn trotzdem weiter gehen mit der „Gimme Moritz Party“ im Humboldthain Club, die ihr ja mit veranstaltet und ins Leben gerufen habt? Kilian: Ja, die Party bleibt. Angefangen hat sie mit der Idee, die Bar mal in einen Club zu tragen – und so den Vibe der Moritz Bar im größeren Rahmen auszuleben, was sich toll etabliert hat. Mittlerweile veranstalte ich die Gimme Moritz mit Anna Klatsche und Victoria Bacon zusammen.

Wie sieht eurer Meinung nach die queere Zukunft des Wedding aus? Kilian: Ich habe mir die vergangenen Jahre oft gedacht: warum kommt denn hier nicht mehr, warum gibt es nicht mehr Initiativen? Das ist ein wahnsinnig großer Stadtteil. Ich habe immer jeden ermutigt, etwas zu machen, ein Projekt, eine Initiative oder einen Laden. Ich hoffe, dass Leute ihre Ideen im Wedding verwirklichen. Es gibt hier noch Läden zu mieten, es gibt Flächen ... Ich wünsche mir, dass da noch viel mehr passiert.

Lukas: Alleine durch die Bewohner*innen gibt es sehr viel queeres Leben im Wedding. Ich wünsche mir, dass, wenn man weggehen möchte und Veranstaltungen besuchen will, nicht in andere Bezirke „abwandern“ muss ... und es auch unabhängig von der Gimme Moritz Party zukünftig vielleicht etwas Regelmäßigeres geben wird. Ich glaube, der queere Funken im Wedding ist da. Man muss nur drauf warten, dass das Feuer entsteht.

Interview: Julia Vorkefeld

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