#schwulefürlesben

Schwule für Lesben: Stylist Frank Wilde und „Ludwig“-Chef Maurus

14. Dez. 2018
Maurus Knowles, Frank Wilde © annarosephoto.com

Wir rufen schwule Männer unter dem Hashtag #schwulefürlesben auf, von der Politik mehr lesbische Teilhabe und Sichtbarkeit in Berlin zu fordern. Statements dazu von Frank Wilde und Maurus vom Ludwig

Der Streit um ein Grundstück an der sogenannten Schöneberger Linse zwischen Schwulenberatung und der Lesbeninitiative RuT im letzten Jahr, die beide dort ein Wohnprojekt errichten wollen, scheint einen tiefen Riss in der Berliner Community hinterlassen zu haben. Von einigen wurden die Diskussionen pauschal auf einen Kampf „Schwule gegen Lesben“ heruntergebrochen. Die Fronten so zu benennen, ist aber schlichtweg falsch.

Dass auch Schwule sich für die Interessen von Lesben starkmachen können,  zeigten unter dem Hashtag #schwulefürlesben und in der Dezemberausgabe der SIEGESSÄULE bereits einige schwule Player aus der Berliner Community. Den Anfang machten Alain Rappsilber von Folsom Europe e. V., Nollendorfblogger Johannes Kram, die Schwulenbar Ficken 3000 und Bastian Peters von Travestie für Deutschland (TfD).

Ihre Botschaft und die der Redaktion der SIEGESSÄULE ist klar: Der Senat muss umgehend ein neues Grundstück für RuT bereitstellen, damit ihr dringend gebrauchtes Wohnprojekt für ältere Lesben doch noch Realität werden kann.

Mittlerwile erreichten uns weitere Statements, die ihr unten nachlesen könnt!

Und auch ihr könnt helfen: zeigt unter #schwulefürlesben eure Solidarität mit dem RuT-Projekt und fordert die Politik gemäß dem Berliner Koalitionsvertrag auf, endlich für mehr lesbische Teilhabe und Sichtbarkeit in Berlin zu sorgen!

Frank Wilde

ist Stylist, betreibt gemeinsam mit zwei Partnerinnen die Stylingagentur Perfectprops in Kreuzberg und ist eine bekannte Persönlichkeit der Berliner Szene

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FOTO: annarosephoto.com

Wenn du als Teil einer Minderheit aufwächst und immer wieder Diskriminierung und Ausgrenzung erfährst, lernst du, wie wichtig es ist, Solidarität zu leben. Du erkennst, wie viel du gemeinsam mit anderen erreichen kannst und wie wertvoll der Rückhalt und die Verlässlichkeit deiner Partner sind. Wer sich hier nur auf seiner eigenen kleinen Insel bewegt, wird kaum etwas erreichen. Und er wird vielleicht irgendwann allein kämpfen müssen gegen die Majorität einer vermeintlichen „Normalität“, die ihm den Zutritt zu Grundrechten verwehrt. Der Kampf um Freiheit und Anerkennung unserer Rechte war immer ein gemeinsamer, und kann nur als gemeinsamer gewonnen werden. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Rollbacks wäre es fatal, wenn Schwule sich von den Forderungen ihrer lesbischen Schwestern distanzierten in dem Glauben, ja selber schon genug für sich erreicht zu haben. Der Berliner Senat, der sich ja gerne Inklusivität und Vielfalt auf die Fahnen schreibt, muss für das längst überfällige RuT- Wohnprojekt ein Grundstück zur Verfügung stellen. Einseitige Klientelpolitik zugunsten der Schwulen wäre nicht nur unfair, es wäre auch für die Schwulen auf lange Sicht kontraproduktiv. Wir Schwulen sollten endlich verinnerlichen und zeigen, dass Community inklusiv sein muss und sich nicht auf einen Christopher Street Day beschränkt.

Maurus Knowles

ist Betreiber der queeren Bar und Kunstgalerie „Ludwig“ in Neukölln

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„Heute bin ich Lesbe, weil ohne euch ist alles doof!“ habe ich auf das Schild geschrieben, das ich beim Dyke March getragen habe. Meine diesjährige Teilnahme war mir besonders wichtig, vor allem wegen der üblen Fouls, die es von Seiten schwuler Männer mit Titel, Funktion und geregeltem Auskommen gegeben hatte - in Sachen eines ersten lesbischen Wohnprojekts, dem angemessenen Gedenken an lesbische NS-Opfer und der Verleihung des Preises für lesbische Sichtbarkeit. Besonders fuchsig hat mich gemacht, dass hier vermeintlich in meinem Namen Partei ergriffen wurde. Ich könnte hier jetzt meiner Wut auf einzelne Herren in relativ komfortablen Positionen freien Lauf lassen. Zielführender ist aber wohl, das Augenmerk darauf zu legen, was zu tun ist, um einander wirkliche Bündnispartner*innen zu sein: empathisch und einander zuhörend, solidarisch und diverseste Teilhaber*innenschaft möglich machend! Ich bin sehr froh über die Freund*innen des Ludwigs, die diesen Ort für sich „in Besitz nehmen“ und so erst zu dem machen, was er von Anfang an sein wollte: ein guter Ort für Butches und Femmes, für Polittunten und Drags, für trans*- und inter* Personen, für Nachbar*innen, Sexworker*innen und Künstler*-innen... wie auch immer ihr euch definiert – weil all das zusammengehört!

Im Verlauf der nächsten Wochen werden wir noch weitere Statements von Personen und Institutionen aus der Berliner Community veröffentlichen!

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