#schwulefürlesben

Schwule für Lesben: Alain Rappsilber, Johannes Kram, Bastian Peters und Ficken3000

10. Dez. 2018

Wir rufen schwule Männer auf Solidarität zu zeigen: Fordert die Politik unter dem Hashtag #schwulefürlesben auf, für mehr lesbische Teilhabe und Sichtbarkeit in Berlin zu sorgen

Seit Anfang des Jahres tobte ein Grundstücksstreit zwischen Schwulenberatung und der Lesbeninitiative RuT. Beide wollten ein Wohnprojekt für ältere Schwule bzw. Lesben auf der sogenannten Schöneberger Linse errichten. Nun hat das RuT-Wohnprojekt den Kampf um das Grundstück endgültig verloren. Die Schwulenberatung wird dort einen dritten „Lebensort Vielfalt“ realisieren. So positiv ein solcher Lebensort auch zu bewerten ist, so niederschmetternd ist dieses Ergebnis allerdings für die Belange lesbischer Frauen. Die Chance auf ein bundesweites Pilotprojekt dieser Art scheint vertan.

Neben immensen Kosten auf beiden Seiten bleibt vor allem auch ein tiefer Riss in der Berliner Community zurück, wurde doch der Grundstücksstreit von einigen pauschal auf einen Kampf „Schwule gegen Lesben“ heruntergebrochen. Die Fronten so zu benennen, ist schlichtweg falsch. Dass auch Schwule sich für die Interessen von Lesben starkmachen können, weil sie verstanden haben, dass die Rechte von Minderheiten nur dann glaubwürdig vertreten werden können, wenn man sich für die Belange der anderen interessiert, zeigen schwule Player aus der Berliner Community in der aktuellen Dezemberausgabe der SIEGESSÄULE.

Ihre Botschaft und die der Redaktion der SIEGESSÄULE ist klar: Der Senat muss nun umgehend ein neues Grundstück für RuT bereitstellen, damit das dringend gebrauchte Wohnprojekt für ältere Lesben doch noch Realität werden kann.

Und auch ihr könnt dabei helfen! Zeigt als Schwule eure Solidarität mit dem RuT-Wohnprojekt unter dem Hashtag #schwulefürlesben und fordert die Politik gemäß dem Berliner Koalitionsvertrag auf, endlich für mehr lesbische Teilhabe und Sichtbarkeit in Berlin zu sorgen!

Alain Rappsilber

ist seit 2003 im Vorstand von Folsom Europe e. V.

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Aus der Geschichte heraus hat man(n) gelernt, dass es nur gemeinsam und zusammen geht. Um Ziele zu erreichen, sollte es keine Spaltung geben. Was und wo wären wir Männer ohne unsere Mütter und besten Freundinnen? In unserer Community hängt vieles oft von Befindlichkeiten und den Personen ab, die polarisieren können, das muss überwunden werden. Ich weiß selber aus sechzehnjähriger, leidvoller Vorstandsarbeit bei Folsom Europe e. V., dass unser Berlin manchmal einem großen Minenfeld gleicht, in dem leider zu wenige Mineure anwesend sind. Miteinander reden hilft oft eher weiter als übereinander reden. Alle Akteure sollten sich an einen Tisch setzen und gemeinsam Lösungen finden wollen. Probleme haben wir genug. Ich denke, dass die Community und der Senat gut beraten sind, wenn es ermöglicht wird, dass alle auf dem Spielfeld das RuT-Problem noch einmal in Angriff nehmen.  Ein Leuchtturmprojekt für lesbische Frauen in Berlin sollte möglich sein und hilft in Bezug auf soziale Gleichberechtigung weiter. Es kann ein wundervoller Ort der Begegnung werden.

Johannes Kram

ist Autor und Blogger. Mit seinem Nollendorfblog und dem Buch „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber ...“ wurde er zu einer der wichtigsten Stimmen der deutschen LGBTI-Community

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FOTO: Julian Wenzel

Selbst wenn es nicht so wäre! Also, selbst wenn es keine strukturelle Benachteiligung von Lesben gäbe, die es auszugleichen gilt, selbst wenn Lesben (z. B. bei HIV und Aids) nicht so oft solidarisch mit Schwulen gewesen wären, selbst wenn die Homo- ohne die Frauenbewegung in Fahrt gekommen wäre – ja, selbst wenn den Lesben ein Wohnprojekt in Berlin nicht einfach zustehen würde und sie es schlichtweg erwarten könnten, dass sich die gesamte Community jetzt dafür einsetzt: Ja, selbst dann würde ich nicht verstehen, warum Schwule jetzt auf die Idee kommen, dass die Sache der Lesben nicht auch ihre ist. Wir haben es so weit geschafft. Und dass nur, weil wir es gemeinsam geschafft haben. Wenn wir uns jetzt in Verteilungskämpfe treiben lassen, in denen jeder sich selbst der Nächste ist, zerstören wir das Fundament unserer Community. Und wer glaubt, dass er Community jetzt nicht mehr braucht, weil er glaubt, die „Mitte der Gesellschaft“ erreicht zu haben und diese Mitte ihn vor irgendetwas schützt, dem möchte ich einfach nur sagen, was für ein riesengroßer Blödsinn das ist.

Ficken 3000,

legendäre Berliner Schwulenbar

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Lesben und Schwule sind natürliche Verbündete im Kampf um Emanzipation. In einer Gesellschaft, die Frauen- und Lesbenrechte achtet, in der Frauen frei sind, werden auch Schwule respektiert. Durch die Ausschreibung eines Konzeptverfahrens mit dem Ziel, das Grundstück am Südkreuz dem sozialen Träger mit dem besten Gesamtkonzept zu überlassen, haben die BIM und mit ihr der Senat und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg nicht nur RuT, sondern auch die Schwulenberatung und andere Träger schwer belastet. Durch das jahrelange, intransparente Verfahren wurden sehr viel Geld, sehr viel Arbeit und sehr viel Kraft verschwendet. Leider wurden in der öffentlichen Diskussion nicht die Verantwortlichen in den Behörden und Parteien angegriffen, sondern der Streit fand zwischen den Bewerber*innen statt. Kurz: Die haben’s verbockt, sie sollen jetzt gefälligst dafür sorgen, dass auch RuT endlich ein Grundstück für ein Haus bekommt! Wir haben eine noch nicht ganz ausgereifte Spenden-/Soliaktion zugunsten von RuT im Sinn.

Bastian Peters

ist Kreativdirektor der Aktivist*innengruppe und fiktiven Partei Travestie für Deutschland (TfD)

Bild: @SYRTHA
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FOTO:@SYRTHA

„Ich hab nichts gegen Schwule …“, versicherte mir eine Krawalllesbe, nachdem die TfD über 18.000 Unterschriften für das RuT-Wohnprojekt gesammelt hatte. Sie hatte das Bedürfnis, sich erklären zu müssen. Aber warum? Wie kann es zu solch einer defensiven Haltung inmitten der „bunten“ Community kommen? Auch ich hörte oft: „Bist doch schwul, trommelst aber für Lesben?!“ Jupp, man sagt mir nach, ein Penismensch zu sein – daraus zu schließen, mich würden einzig XY-relevante Themen umtreiben, umreißt das Problem. Um die Schöneberger Linse kämpften ja nicht Lesben gegen Schwule, sondern Starke gegen Schwache, eine millionenschwere GmbH gegen einen Kleinverein. Und meine Hilfe galt nicht dem breitbeinigen Sozialkonzern mit Kontakten zum Schöneberger Rathaus. Die betagten RuT-Aktivistinnen hatten weder Geld noch solche Kontakte – dafür sammelte sich die Community um sie wie um ein Lagerfeuer, an dem man sich eines queeren Zusammenhalts erinnerte, und dieses Gefühl wiegt mehr als Gold. Diesem lesbischen Geschenk an Berlin hat nun das Bekenntnis des Senats zu folgen, für Benachteiligte einzustehen: für RuT!

Im Verlauf der nächsten Wochen werden wir noch weitere Statements von Personen und Institutionen aus der Berliner Community veröffentlichen!

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