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Es ist endgültig: Kein Lesbenwohnprojekt auf der Schöneberger Linse

5. Nov. 2018
Bild: Jason Harrell
Es könnte so schön sein, doch das Lesbenwohnprojekt von RuT rückt erstmal wieder in weite Ferne © Jason Harrell

Seit Anfang des Jahres tobt der Grundstückstreit zwischen Schwulenberatung und der Lesbeninitiative RuT. Jetzt ist es entschieden: RuT zieht sich zurück, die finanziellen Mittel sind erschöpft

Die Freude war groß als die Lesbeninitiative RuT (Rad und Tat – Offene Initiative Lesbischer Frauen) im November letzten Jahres ein Vergabeverfahren um ein Grundstück am Südkreuz gewann. Das bundesweit erste Wohnprojekt für ältere lesbische Frauen sollte dort entstehen.

Ein Jahr später folgt nun die Ernüchterung: Nachdem die Schwulenberatung Berlin Anfang des Jahres einen Fehler im Konzeptverfahren bemängelte und das Verfahren daraufhin zurückgesetzt wurde, ging das Grundstück bei der erneuten Entscheidungsfindung im September an die Schwulenberatung (SIEGESSÄULE berichtete). Auch RuT legte daraufhin Beschwerde wegen eines „unrechtmäßigen Interessenskonfliktes" der beteiligten Architekten der Schwulenberatung ein. Der gleiche Architekt, der die Schwulenberatung bei ihrer Bewerbung beraten hat, soll auch an der Ausschreibungs- und Entwicklungsplanung für das Grundstück an der sogenannten Schöneberger Linse beteiligt gewesen sein. Wie RuT in einer heutigen Pressemitteilung schreibt, ließ nun aber die BIM (Berliner Immobilien Management GmbH), die das Vergabeverfahren leitet, verlauten, dass die lesbische Initiative diese Tatsache „längst wissen" und „schriftlich innerhalb einer kurzen Frist" hätte beanstanden müssen.

Eine weitere Fortsetzung des juristischen Kampfes – so weiter in der Pressemitteilung – sei für RuT finanziell nicht möglich. Die Initiative wird das juristische Nachprüfungsverfahren der Grundstücksvergabe nicht weiterführen. Das Lesbenwohnprojekt wird damit definitiv nicht gegenüber dem Bahnhof Südkreuz in Schöneberg gebaut.

„Das ist für uns schon ein herber Schlag. Was Lesben wollen, interessiert einfach niemanden“, meint die Geschäftsführerin von RuT, Jutta Brambach, gegenüber SIEGESSÄULE. „Das Verfahren noch weiter fortzusetzen wäre in große Beträge, bis zu 50.000 Euro, gestiegen und die haben wir nicht", erklärt Brambach weiter und benennt in der Pressemitteilung das strukturelle Problem der Sache: „Die Entscheidungen des BIM werfen Fragen auf, was die sogenannte Neutralität des Verfahrens betrifft. Hier geht es auch um bestehende Machtverhältnisse. Bezahlbarer Wohnraum ist besonders für Frauen ein existenzielles Thema. Frauen bekommen nicht einmal die Hälfte der Rente, die Männern zur Verfügung steht." Das Wohnprojekt hätte für bis zu 80 ältere und behinderte Lesben leistbaren Wohnraum geschaffen. „Daraus wird jetzt nichts."

Letztendlich hatte die Schwulenberatung also den längeren finanziellen Atem – und bei RuT ist nun erstmal die Luft raus. Zumindest was die Schöneberger Linse betrifft. Ein fast zehnjähriges Mühen – seit 2009 arbeitet die Initiative an der Umsetzung des Wohnprojekts – nimmt eine weitere unglückliche Wende. Doch RuT gibt sich nicht geschlagen. „Wenn die Politik es ernst meint mit der lesbischen Sichtbarkeit, dann müssen wir in den nächsten zwei Monaten ein neues Grundstück bekommen", sagt Brambach.

Hannah Geiger

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