40. Todestag von Klaus Nomi
Am 6. August, vor vierzig Jahren, starb der Countertenor Klaus Nomi (1944–1983) an den Folgen seiner HIV-Infektion. Er hatte einst in Berlin Gesang studiert und an der Deutschen Oper als Logenschließer gearbeitet. Dort könnte demnächst eine Gedenktafel an ihn erinnern
Das verblüffte sogar die hart gesottene New Yorker Underground-Szene: Klaus Nomis Auftritt mit weiß geschminktem Gesicht, mal als Außerirdischer in Plastikuniform, mal als Kubismus-Gigolo mit geometrischem Lacksmoking. So brachte der Deutsche Ende der 1970er etwas völlig Unerwartetes auf die Off-Bühnen und kleinen Clubs.
Wo Punk und New Wave den Ton angaben, sang Nomi mit strahlendem Countertenor Opernarien und verwegene Synthie-Pop-Nummern. Nomis hoch konzentrierte Bühnenpräsenz und die extrem stilisierte, oft roboterhafte Performance wurden seine Markenzeichen. Auch David Bowie, stets neugierig auf Exzentrisches, zeigte Interesse, engagierte Nomi als Background-Act für einen TV- Auftritt.
Der Rest ist Geschichte. Bald erschien ein erstes Album. Mit Songs wie „Total Eclipse“ und „Simple Man“ machte Nomi auch in Europa auf sich aufmerksam, aber auch mit barocken Musiktheaternummern wie „Cold Song“ von Purcell oder der Signatur-Arie der Dalila aus „Samson et Dalila“ von Saint-Saëns. Stil- und Genregrenzen sprengte er genauso wie Genderkategorien. Als er 1980 zur großen Karriere ansetzen wollte, häuften sich bald Krankheitssymptome, die er mit Antibiotika kurieren wollte. Am 6. August 1983 starb Klaus Nomi mit 39 an den Folgen von HIV in New York als eines der ersten prominenten Opfer der damaligen Aids-Krise.
Auch „American Horror Story“ entdeckte ihn wieder
Ganz vergessen war Nomi danach nie. 1992 bezog sich die Band Rosenstolz mit „Klaus-Trophobie“ auf ihn. Peter Plate und Ulf Sommer von Rosenstolz sind heute mit Musicals erfolgreich. In „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ haben sie die Figur des Todesengels, interpretiert von Countertenor Nils Wanderer, als Verbeugung vor Klaus Nomi konzipiert. 1998 schrieb die Komponistin Olga Neuwirth eine „Hommage à Klaus Nomi“ für Countertenor und Ensemble, uraufgeführt bei den Salzburger Festspielen. Auf der Berlinale 2004 lief der preisgekrönte Dokumentarfilm „The Nomi Song“ von Andrew Horn. Und auch die erfolgreiche TV-Serie „American Horror Story“ hat Nomi wiederentdeckt: Die Figur des Hans in der elften Staffel „NYC“ ist ihm nachempfunden.
2019 hat die Berliner Dragqueen Bambi Mercury bei „Queen of Drags“ als Nomi mit zeitgeistigem Bart dessen Hit „Total Eclipse“ performt. Für diesen Oktober erarbeitet das Berliner Musiktheaterkollektiv Hauen & Stechen an der Staatsoper Unter den Linden die Produktion „Don’t You Nomi?“.
Gleichzeitig setzt sich gerade eine Initiative in Berlin für eine Nomi-Gedenktafel nahe der Deutschen Oper ein, wo der Künstler um 1970 im Foyerteam arbeitete, um sein Gesangsstudium zu finanzieren. Ist das alles bloß trendiges 1980er-Revival? Wohl kaum, vielmehr wird aus verschiedenen Kreisen offenbar erkannt, wie visionär Klaus Nomi mit seiner grenzensprengenden Kraft war.
Mehr Infos zur Gedenktafel auf der
Facebook-Seite der Fidelio-Stiftung
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