Fünf legendäre Lesbenorte
Ab Freitag erinnert die „Dyke Bar“ im Schwulen Museum an den Verlust von Räumen für Lesben und weibliche Queers. Wir stellen berühmte historische Orte vor - in der Hoffnung auf ein Revival!
Vom „Lexington“ in San Francisco bis hin zur „Serene Bar“ in Berlin – schneller als Lesbenbars sind nur Videotheken in den letzten Jahrzehnten aus den Stadtbildern verschwunden. Steigende Mieten, Gentrifizierung, veränderte Ausgehgewohnheiten und der Rückzug ins Private haben vielen Räumen den Garaus gemacht.
In Berlin ist nun zumindest eine temporäre Abhilfe in Sicht: am Freitag, den 20. April, eröffnet im Café des Schwulen Museums die „Spirits – Dyke Bar“ mit verschiedenen Schaus und Performances rund um die lesbisch-queere Stadt. Denn: an legendären historischen Lesbenorten mangelt es Berlin nicht. Wir stellen fünf berühmt-berüchtigte ehemalige Treffpunkte vor!
Topp-Keller (1923-1932)
Schwerinstrasse 13
Einer der verruchtesten Lesbenorte der 1920er Jahre war der „Topp-Keller“ in einem Hinterhof in Schöneberg. Für Sängerin und Stammkundin Claire Waldoff stellte er das „verschwiegene Eldorado der Frauen“ dar, nebenbei war er allerdings auch Treffpunkt des Ringvereins „Glaube, Liebe, Hoffnung“, einer Vereinigung aus Ganoven und Zuhältern, die am lesbischen Kellervergnügen gerne mitverdienten. Für 30 Pfennig Eintritt gab es dort Cognac-Polonaisen, berühmte Schauspielerinnen, allerhand Damendramen und die Prämierung der schönsten Damenwaden zu bestaunen.
Pour Elle (1972-2001)
Kalckreuthstr. 10
Kurz vor der Ecke Motzstraße befand sich zwischen 1972 und 2001 das plüschige und schummerige „Pour Elle“, in dem Herren nur unter der Woche willkommen waren. Berlins zeitweise älteste Lesbenbar war vor allem ein Ort der Butches und Femmes. Unter „Bewegungslesben“ war er oft als Spießerinnenladen verschrien. 2001 musste die Betreiberin Margie Drexhage aus Gesundheitsgründen den Laden aufgeben. Er wurde danach von Peter Plate von Rosenstolz eine zeitlang unter dem Namen „p.e.“ weitergeführt – war dann aber keine explizite Lesbenbar mehr.
Blocksberg (1975-1980)
Yorkstr. 48
Einer der ersten Tummelplätze von 70er-Jahre-Politlesben und Avantgarde-Künstlerinnen wie Tabea Blumenschein war die FrauenLesben-Kneipe „Blocksberg“. Die Gründerinnen aus dem Umfeld des Lesbischen Aktionszentrums Westberlin wollten mit dem Blocksberg einen politischen Ort für Lesben schaffen. Kurz nachdem einige der ursprünglichen Betreiberinnen aus dem Kollektiv ausgestiegen waren, wurde der Laden für Männer geöffnet und als das nicht weniger legendäre „Risiko“ weiterbetrieben.
Die 2 (1975-1991)
Martin-Luther Str. 22/24
Ab 1975 glänzte Schöneberg sogar mit einer richtigen Lesben-Disco, „Die 2“. Wenn nicht getanzt wurde, verwandelte der Laden sich in einen Ausgangspunkt diverser feministischer Aktionen und einen Treffpunkt von Bewegungslesben. Nachdem der Standort in der Martin-Luther Str. wegen Baumängeln geschlossen werden musste, ging es zwischen 1992 und 2002 unter dem Namen „Die 2 am Wasserturm“ am Spandauer Damm weiter.
Pelze MultiMedia (1981-1996)
Potsdamer Str. 139
„Pelze Multi-Media“, meist nur liebevoll „die Pelze“ genannt, befand sich ab Anfang der 1980er Jahre in einem ehemaligen Pelzgeschäft in einem von FrauenLesben besetzten Haus in der Potsdamer Straße. Anfangs funktionierte der Ort vor allem als Künstlerinnentreffpunkt, 1986 übernahm dann Mahide Lein das Zepter und machte die Pelze zu einem Raum für sexuelle Experimentierfreude, zur Nachtbar mit Dark Room und zum Austauschplatz für Informationen über BDSM – sehr zum Ärger konservativerer Bewegungslesben. 1996 stellte der Senat die Förderung ein und der Hausverein kündigte den Betreiberinnen.
Katrin Kämpf
Spirits – a dyke bar for queers, gender chameleons and other everydeities, Vernissage im Rahmen des „Jahres der Frau_en" 2018
20.4., 19:00, Schwules Museum
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