Jubiläum

Siegessäule präsentiert: 25 schräge Jahre BKA-Theater! Festival ab 18.8.

16. Aug. 2013
Ades Zabel (c) Guido Woller

Das BKA, Paradiesvogel unter den Berliner Theatern, ist ein wichtiger Teil der Berliner Kulturlandschaft

„Bisschen anarcho, bisschen sponti, bisschen links – oder ziemlich links eigentlich“, beschreibt Rainer Rubbert die Ursprünge des BKA-Theaters. Er war einer der Gründer des BKA und ist noch immer Mitinhaber. Nach der teilweisen Auflösung des „CaDeWe“, einer Kabarettgruppe, aus der das BKA hervorging, machte sich 1988 der Rest der Gruppe auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Die fand man in der „Dachluke“, einer ehemaligen Diskothek im Dachge­schoss des Geschäftshauses am Mehringdamm 41.

„Als ich es zum ersten Mal sah, hat es mich irgendwie an einen Schiffsbauch erinnert“, sagt Georgette Dee, die ihr Programm „Zuckerbrot und Peitsche“ dort spielte. Und die Dee sinniert weiter: „Das BKA – eigentlich müsste es doch die BKA heißen, oder? – ist eine für Berlin wichtige Off-Theater-Institution, und es ist schön, dass es da ist.“ Ja, „die“ wäre richtig, schließlich steht die Abkürzung für „Berliner Kabarett Anstalt“, aber irgendwie denken sich dann doch alle das Wort „Theater“ hinten dran. Das ist verwirrend, aber das störte die BKA-Macher noch nie. Im Gegenteil, die gemeinsame Abkürzung mit dem Bundeskriminalamt war natürlich pure Absicht, und man freute sich sehr über die daraus folgenden Irritationen.

Helge Schneider wohnte im Wohnwagen nebenan 

Mit dem Dachboden hatte das BKA zwar endlich Platz für eigene Produktionen, entwickelte sich aber immer mehr zum Gastspieltheater für ausgewählte Künstler und Künstlerinnen. Ganz nebenbei gab es noch das BKA-Zelt, das seine längste und erfolgreichste Zeit am Potsdamer Platz verbrachte. Hier spielte 1991 der 18-jährige Tim Fischer sein legendäres Programm „Zarah ohne Kleid“, kochte 1992 Matthias Frings mit Alfred Biolek, wohnte Helge Schneider 1993 während der Spielzeit seines Programms „Guten Tach – auf Wiedersehen!“ im Wohnwagen nebenan.

1991 entdeckte BKA-Mitbegründer Jürgen Müller Ades Zabel im SchwuZ. „Der hatte bis dahin noch gar keine richtigen Programme“, erinnert sich Rubbert. „Jürgen Müller holte ihn her und sagte: ‚So, jetzt kannst du mal was Abendfüllendes machen‘, das Gleiche hatte er auch bei Melitta Sundström gemacht.“ Ades spielte dann zunächst „Dicke Eier“, eine Improvisationsshow. „Im BKA wurde der Grundstein für meine Karriere gelegt“, sagt Ades Zabel zu Siegessäule, „es hatte damals den Stellenwert, den später die Bar jeder Vernunft eingenommen hat, und ist aus der Berliner Kulturlandschaft nicht wegzudenken.“

Das BKA hatte nie Angst vor dem Unangepassten, traute sich, unbekannten Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne zu geben. Viele schafften den Sprung vom „schrägen Vogel“ zu einem von größerem Publikum geliebten „schrägen Vogel“. Was bei den „Dicken Eiern“ noch total verrückt war, erreicht inzwischen ein Publikum, das „zwar einen großen schwul-lesbischen Anteil hat, es kommt aber auch ganz normales bürgerliches Publikum“, fasst es Rubbert zusammen. „Es gibt eine größere Akzeptanz, die sich darin niederschlägt, dass zu den schwulen Programmen auch heterosexuelle Leute kommen. Auffällig ist auch, dass die die Siegessäule mitnehmen und darin lesen.“

„Das BKA ist meine Kommune 1“, sagt Bob Schneider

Obwohl das BKA längst ein reines Gastspieltheater ist, bleibt die Atmosphäre familiär. „Das BKA ist meine Kommune 1“, sagt Bob Schneider, der an der Seite von Ades Zabel die Kunstfigur Jutta Hartmann entwickelte und schon seit mehr als 20 Jahren regelmäßig auf der Bühne unterm Dach steht. „Das Programm, das mir aus den 90ern bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben ist, hieß ,Die
Bratenshow‘. Ich spielte eine hochneurotische Hausfrau, die von einem Saurier (Ades Zabel) Heiligabend über einen Kleinstadtbahnhof namens Kackstadt gejagt wurde. Das waren die Zeiten, in denen Comedy noch Kleinkunst hieß.“ Auch Sigrid Grajek schätzt die Vertrautheit: „Das BKA gehört für mich einfach zu Berlin, und ich liebe die Abende dort – egal ob auf oder vor der Bühne. Es ist wie bei der besten Freundin auf dem Sofa: Wohlfühlen!“

Zum Jubiläum kommen nun viele der Familienmitglieder zurück zum Feiern. Am 25. August startet ein Festival mit 25 Protagonisten aus den letzten 25 Jahren. Mit dabei sind Georgette Dee (25.08.), Romy Haag (31.08.), Bob Schneider (u. a. am 24.08.), Ades Zabel (u. a. am 27.08.), Sigrid Grajek (08.09.), Désirée Nick (06.09.), Cora Frost mit Gert Thumser (01.09.), Sissi Perlinger (17.09.), Betancor.die Popette (30.08.) und viele mehr. Ein mehrwöchiges Festival, das beides erlaubt: einen nostalgischen Blick zurück und einen neugierigen auf das, was kommt.
Christina Reinthal

Siegessäule präsentiert:
„Hut ab – 25 Jahre BKA“, Jubiläumsfestival ab 18.08. im BKA

bka-theater.de

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