„Bumsen statt Bomben“ – 20 Jahre Arschlecken im Ficken 3000
Das Ficken 3000 feiert seinen 20. Geburtstag. Mitbesitzer Frank Riedeß erzählt im Interview Highlights aus der Geschichte des Ladens
1998 wurde die Kreuzberger Darkroombar auf der Urbanstraße eröffnet. Zum Jubiläum feiert das Ficken 3000 am 31.03. unter dem Motto „20 Jahre Arschlecken 3000“ eine rauschende Party. Mitbesitzer Frank Redieß erzählt SIEGESSÄULE-Autor Carsten Bauhaus, was in 20 Jahren sexueller Libertinage und Polyamorie so alles passiert ist
Wie seid ihr damals auf den Namen gekommen? Na, ja, bei uns wird eben gefickt. Und das sollte deutlich ausgesprochen werden. Auch im Zusammenhang mit unserem Slogan „Share the Blame“. Erst dachten wir an „Geschlechtsverkehr“, aber das Wort benutzt man ja nicht wirklich, eher sagt man doch „ich geh ficken“. Und „3000“ kam hinzu, weil wir bei der Eröffnung im April 1998 kurz vor dem Millenium standen und „3000“ eben für die Zukunft steht.
Und wie hat die Nachbarschaft darauf reagiert? Die lieben uns! Der Vermieter wollte ja damals ausdrücklich wieder einen schwulen Laden hier haben. Bei uns haben bis heute etwa die Hälfte der Gäste einen türkischen oder arabischen Hintergrund. In unserem ersten Jahr hatte die Hürriyet einen Artikel gebracht, in dem stand, wie schmutzig unserer Laden wäre und man zu uns nicht gehen sollte. Danach hatten wir dann plötzlich 90 Prozent Türken im Laden gehabt, vom Großvater bis zum 20-Jährigen.
Neuerdings prangt euer Slogan „Share the Blame“ auf T-Shirts. Wie kam es dazu? Das milliardenschwere Modelabel Vetements hat unseren Slogan einfach geklaut und verkauft die T-Shirts jetzt für 725 Euro pro Stück. Wir klagen gerade gegen das Unternehmen. Das Schlimmste ist, dass sie auf der Rückseite Werbung für Ketamin machen, diese überflüssigste und schlimmste aller Sexdrogen überhaupt. Der zauberhafte Bryan, der bei uns den erfolgreichen Abend Pork gestaltet hat, ist wegen Ketamin zu Tode gekommen.
Hattest du auch ein persönliches Verhältnis zu ihm? Oh, ja, ich war seine deutsche Mutti! Sein letzter Wunsch war, dass man seine Asche im Meer verstreut. Wir sind alle nach Malaga geflogen und haben dann auf einem Segelschiff eine Seebestattung gefeiert. Hunderte Delfine sind dabei um uns herumgeschwommen!
Habt ihr einen würdigen Ersatz gefunden für seine populäre Pork-Party? Sonntags abends lädt jetzt der Italiener Matteo ins House of Coito, außerdem an den Abenden vor Feiertagen „Italo Disco“.
Vor ein paar Jahren gab es auch mal einen Lesbenabend. War das ein Erfolg? Ja, das war einmal im Monat montags. Zu Anfang war der Laden bumsvoll. Aber dann haben die Veranstalterinnen immer wieder gewechselt und irgendwann war dann die Luft raus. Heute möchte ich aber keine Party mehr, bei der eine andere Gruppe – in diesem Fall Männer – ausgeschlossen sind.
Das heißt im Umkehrschluss, dass Frauen bei euch jederzeit willkommen sind? Oh ja, zu uns kommen wahnsinnig viele Lesben und Trans*personen!
Auch in den Darkroom? Das eher selten. Darkrooms sind ja nicht so ein Frauending. Aber sie sitzen gerne unten im Partybereich auf dem Sofa.
Euer Kiez hat sich stark verändert in den letzten Jahren. Gilt das auch für euer Publikum? Wir sind heute sehr international. Nach Kreuzberg und Neukölln sind in den letzten Jahren ja junge Leute aus der ganzen Welt gezogen. Unser Publikum spiegelt das wieder. Italiener, Spanier, Iren und Israelis, alle kommen zu uns. Besonders freut es mich, wenn bei uns Israelis und Araber nicht aufeinander einschlagen, sondern aufeinander einficken, bis sie nicht mehr können. Ganz nach meiner Devise: Bumsen statt Bomben. Kuppeln ist ja meine Lieblingsbeschäftigung.
Warum ist das Ficken 3000 in Film- und Kunstkreisen so beliebt? Wir stellen unseren Barraum ja auch hin und wieder mal als Ausstellungsort zur Verfügung. Und anders als andere Läden geben wir den Darkroom als Filmset frei. Viele Filme wurden hier schon gedreht, auch zum Beispiel von Bruce laBruce. Der ist übrigens auch mal nach der Teddy-Verleihung hier zum Feiern aufgeschlagen und verschwand dann fünf Stunden lang im Darkroom. Sein Teddy fand sich später in einer Aldi-Tüte in der Küche …
Ich nehme an, ihr werdet den Geburtstag würdig begehen? Am 31. März feiern wir unter dem Motto „20 Jahre Arschlecken 3000“ in den Geburtstag rein. Die wunderbare Band Sado Opera wird auftreten und anschließend auflegen.
Was sind die Pläne für die Zukunft? Eigentlich ist unser Laden zu klein. Langfristig suchen wir eine größere Location, irgendwo zwischen Schöneberg, Kreuzberg und Neukölln, an einem Ort, wo wir auch mal richtig „Bum Bum“ machen können.
Interview: Carsten Bauhaus
20 Jahre Ficken 3000, 31.03., 22:00, Ficken 3000, Live: Sado Opera
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